Espers Arbeiten erfüllen auf den ersten Blick die klassischen Kriterien einer Skulptur: Es sind bildnerische Körper, die aus bestimmten Materialien bestehen, aus welchen eine Form gestaltet wurde, die eine gewisse Farbigkeit aufweist. „Fenster“, „Tafel“, „Markise“, „Wurst“, „Matratze“, „Haus“, „Loch“, „Klarsichthülle“ oder etwa „ContiEco“ für einen Autoreifen, in dem eine Wasserlake steht, so konkret und eindeutig lauten Espers Titel. Die Referenzbezüge dazu finden sich in unserem banalsten Alltagswissen. Zuordnungsschwierigkeiten, von welchem Objekt die Rede ist, gibt es nicht. Schon die Simplizität der Titel bietet eine Spielwiese für auratische Aufladungen, mitschwingende Bedeutungen und Assoziationen. Durch die Reduziertheit der Werke, ihre starke formale Konzentration und ihre scheinbare Einfachheit treten sie um so stärker in ein offenes und vielschichtiges Geflecht von Beziehungen, sei es zum Ort, zum Präsentationsraum oder zum Betrachter und dessen Erfahrungs- und Vorstellungswelt. Fast hat man den Eindruck, es handle sich um materialisierte Prototypen von Gegenständen unserer Erinnerung, die nun allerdings stehen, liegen, an der Wand lehnen, hängen oder in sie eingearbeitet sind. Daß ihre Materialität nicht unbedingt der des angeblichen Referenzobjekts entspricht, scheint nur folgerichtig. Esper arbeitet vornehmlich mit industriell hergestellten Materialien wie Aluminium, Stahl, MDF, Glas und Lack. Ganz gleich, ob es sich nun um einen erfahren Sammler, einen Kenner, Kunsthistoriker Kunstliebhaber oder einen Flaneur in der Kunstwelt handelt, Espers Skulpturen suchen den Dialog und bieten auf intelligente und scharfsinnige Weise den Zugang zur Diskussion um zentrale Fragen: Wie viel an Gegenstand und Repräsentationscharakter ist nötig, um heute im Jahre 2007 von einer bildhauerischen Arbeit sprechen zu können? Wie verhält sich die Position des „jungen Künstlers“ zu den arrivierten Entwicklungen in der Kunstgeschichte, etwa zu Ready-Made, Suprematismus, Minimalismus, Pop-Art und Konzeptkunst? Was habe ich hier vor mir?
Biographie
1998-2004
Studium der Bildhauerei an der Staatl.Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Meuser
2012
“the killer rabbit ranch rodeo“, kuratiert von K. Auderer, Nationalmuseum, Berlin/ studio normann, Biberbach
2011
„the killer rabbit ranch rodeo“, Nationalmuseum, Berlin / Studio Norrmann, Biberach-Röhrmoos
2010
“Hausausstellung der Stipendiaten 2010“ (mit Andreas Lorenschat), Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart
2009
“arte povera bis minimal. Einblicke in die Sammlung Lafrenz“, Museum Wiesbaden
“Continuous Perspectives #1“, Nusser & Baumgart@Spinnerei Leipzig
2008
“Private/Corporate V, Minimal Art and Minmalism. Ein Dialog der Sammlung Lafrenz, Hamburg, und Daimler Kunstsammlung“, Daimler Kunstsammlung, Berlin
“Sammlung Reinking. Call it what you like“, Art Center Silkeborg, Dänemark
2006
“minimal illusions“, Villa Merkel, Esslingen
“sculpture@citynord“, Hamburg (Kat.)
2005
“Passion des Sammelns. Sammlung Reinking - Sammlung Federkiel“, Alte Baumwollspinnerei, Halle 14, Leipzig
“Kunststudenten stellen aus“, Bundeskunsthalle Bonn
2004
“skulptur und farbe“, Arbeiten aus der Sammlung Lafrenz, Galerie der Gegenwart, Kunsthalle Hamburg
“66/03“, Neues Museum Weserburg, Bremen
2003
Produzentengalerie, Hamburg
“da sein“, Positionen aus der Sammlung Reinking, Ernst Barlach Museum, Wedel/ Ratzeburg
“bis ans Ende der welt“, Kunstverein Konstanz
Werke in privaten und öffentlichen Sammlungen:
Sammlung Lafrenz, Hamburg
Sammlung Rik Reinking, Hamburg
Art Fonds 21, Frankfurt
sowie in zahlreichen europäischen Privatsammlungen
2008
Ann-Cathrin Gebbers, in: "Private/Corporate V. Ein Dialog der Sammlungen Lafrenz, Hamburg, und Daimler", Kat.Ausst. Daimler Contemporary, Berlin 2008
“Call it what you like. Sammlung Reinking”, Kat.Ausst. Artcenter Silkeborg Bad, Dänemark 2008 (in Vorbereitung)
2005
Noemi Smolik, "Weder Bild noch Objekt, auch kein Ready-Made, schon gar nicht autonom. Zu Arbeiten von Johannes Esper", in: Kunsttermine, 3/ 2005, S. 24ff.