Adolf Fleischmann, der sich 1950 in Paris von der freien Abstraktion zum malerisch interpretierten Konstruktivismus wandelt, ist mit seinem Spätwerk in die Kunstgeschichte eingegangen. Er gilt als ein Vorläufer der OP-Art. In Michel Seuphor und der Gruppe „Abtraction-Création“ findet er, vor seiner Übersiedlung nach New York 1952, den gleich gesinnten Freund und das künstlerische Umfeld in Paris. Fleischmanns Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus mündet im Primat der Farbgestaltung, aus der die Durchdringung des Bildraums nach den optischen Gesetzen der Farbe resultiert. Fleischmann verwendet ab 1950 stäbchenförmige Farbelemente in horizontaler und vertikaler Lagerung in Verbindung mit isolierten Einzelakzenten. Die Struktur bleibt nicht Flächen bezogen. Das Bild baut sich in mehreren Schichten irrationaler Räumlichkeit von rückwärts nach vorwärts auf.
„Der Eindruck dieser Bilder war auf den ersten Blick streng, doch sagte Seuphor bereits damals zutreffend, dass Fleischmann gerade in diesen Arbeiten‚ wo die Gerade allein angewandt ist, seine größte Geschmeidigkeit erreicht. Das hängt zum Teil damit zusammen, dass keine mit dem Lineal hergestellte Geometrie waltet, sondern ausgerechnet hier der Grundsatz der ‚Irregularität’ maßgebend ist …“. Ein energetisch aufgeladenes Vibrieren ist die Folge und bestimmend bleibt das „Malerische“. Das Resultat führt zu einer Dynamisierung der Sinne und zu einer Verinnerlichung der optischen Reize, am besten vergleichbar mit der Fuge in der Musik. (Wilhelm Boeck)
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