Im Wechselspiel von archaischem Formenschatz und ursprünglichem Naturempfinden entwickelt Grieshaber ein unverwechselbares Werk, das dem überzeitlichen Thema der menschlichen Figur eine weitere markante Facette hinzufügt. Auslöser für viele Werke sind Zeitbezüge, die grundmenschliche Hoffnungen, Wünsche, Schicksale und Ängste widerspiegeln. Insbesondere persönliches Erleben wie Paarbeziehungen und Kinderfreuden oder sein Osterritt von der Achalm nach Rot an der Rot. Das Interesse am Werden und Wandel in der Natur im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten durchzieht das Werk leitbildartig. Die Vertrautheit mit der Natur und dem Kreatürlichen verknüpfte er mit der Technik des Holzschnitts und schuf darin Archetypen einer figuralen Formensprache.
Der gelernte Schriftsetzer und Graphiker, später Meister gedruckter, großformatiger Bilder wird auch zum Handwerker und Bildschnitzer: Denn die Holzstöcke müssen mit Schlägel und Stechbeutel, mit Bohrer, Säge und Flex zum Relief bearbeitet werden. Intensität und Kraft der zweidimensionalen Bilder lassen uns die wuchtige Masse, den Körpereinsatz im Umgang mit dem Material Holz spüren. Nie zuvor besaß der Holzschnitt, der im Mittelalter entwickelt wurde, um Informationen zu verbreiten und durch die Expressionisten wieder entdeckt worden war, solche künstlerisch-malerische Dimensionen.
Besonders in den kleinen Auflagen löst Grieshaber den Holzschnitt aus der Funktion einer dienenden Vervielfältigungstechnik und wertet ihn zu einem Mittel künstlerischer Gestaltung auf, ohne den mit ihm verbundenen gesellschaftlichen Auftrag, den Vorteil der Vervielfältigung seiner Botschaft, preiszugeben.
1909 geboren in Rot an der Rot
1926–28 Schriftsetzerlehre in Reutlingen und Studium an der Kunstgewerbeschule Stuttgart
1931–33 Aufenthalte in London, Ägypten und Griechenland
1933 Bau eines Ateliers auf der Achalm
1950 Mitbegründer des Deutschen Künstlerbundes
1951 Kunstpreis Junger Westen der Stadt Recklinghausen
1951–53 Dozent an der Bernsteinschule in Sulz am Neckar
1955 Teilnahme an der documenta I, Kassel
1955–60 Professor an der Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
1957 Oberschwäbischer Kunstpreis
1959 Teilnahme an der documenta II, Kassel
1961 Kunstpreis der Stadt Darmstadt
1962 Corneliuspreis der Stadt Düsseldorf. Teilnahme an der XXXI. Biennale, Venedig
1964 Teilnahme an der documenta III, Kassel
1971 Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg
1978 Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig
1981 gestorben auf der Achalm bei Reutlingen