Jörn Grothkopp fesselt die Betrachter durch Überraschungen in vertrauten Bildgattungen. Durch ästhetische, technische und inhaltliche Innovationen setzt der Künstler neue Maßstäbe in Porträt, Stillleben, Akt oder Landschaft und erschafft eine eigene Wirklichkeit. In vielfach geschichtetem Farbauftrag inszeniert er das Licht selbst, das die Bildgegenstände oder Körper modelliert. In wechselnden Lichtverhältnissen wirken die Gemälde blass oder überraschend leuchtend. Bei gedämpfter Helligkeit treten die Motive plastisch hervor. Seine Gemälde sind visuelle Ereignisse die zeitlos zur aktiven Reflexion einladen. Das Panoramaformat ist eine Parallele zum filmischen Blick auf Zeiterleben. Die neue Serie Honeymoon zeigt Ereignisbilder einer Hochzeit, sie folgen archaischen Mustern der Inszenierung vom Glück ohne sich dabei in Romantik zu verlieren. Die Braut in Weiß, als globales Phänomen, wird auch in Shanghai zum Schlüsselmotiv. Die Gemälde inszenieren den Zauber des Anfangs und sind voll emotionaler Spannung. Die Erwartung und Hoffnung in die Absicherung der Liebe durch den Ehebund spiegelt sich in den Blicken des Brautpaars. Den vielfältigen Empfindungen der Hochzeitsgesellschaft widmet Grothkopp eine Serie von Einzelporträts. Mit jedem der Guests fokussiert der Maler eine der zahllosen Möglichkeiten von Empathie. Das stille Miterleben, Rührung, Freude oder kritische Reflexion spricht aus den Zeitzeugen. Die atmosphärischen Bilder vermitteln den Betrachtern die jeweilige Stimmung. Das Panoramaformat greift der Künstler in seiner Koi Serie auf. Begegnen wir Lebewesen aus dem Element Wasser üblicherweise in Grenzen, hinter der Glasscheibe eines Aquariums oder in einem Becken, so transformiert der Maler die Fische zu authentisch schwerelosen Bewohnern eines unbegrenzten Raums. Die harmonischen Kompositionen
bringen das soziale Gefüge der Koi als eigenes Thema zum Ausdruck. Arbeiten des Künstlers befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen.
Colmar Schulte-Goltz
Over the last decade German painter Jörn Grothkopp has developed a style in his work with unique aesthetics. He is an emerging artist known for his elegant and attractive paintings. With outstanding technical skills, the painter avoids the traditional ways of illusionism and visible touches which make the paintings appear artificial. In different series Grothkopp deals with landscape, still-life and figurative paintings. Grothkopp does not wish to imitate the visual world, but to show the effects of life. Grothkopp paints the light on the bodies of man and fish.
Jörn Grothkopp is known primarily as a painter of Kois. These expensive Japanese fish are traditionally objects of status although Grothkopp avoids any traditional demands in the representation of the animals. His images of Kois consist of layers of flat colour, playing with the effects of light; some parts are visible while some parts of the fish seem to reflect the light. We are distanced from the living fish, they live in a different element. Grothkopp transfers the fish into airy environments. Avoiding an academic perspective, Grothkopp transforms the images from microcosm to macrocosm. The panorama size paintings are traditionally distanced to detail. Balancing the rhythm of the Kois, Grothkopp is dealing with matters of time, space and environment, creating serene harmony.
Since 2005 the artist has been dealing with representations of the female figure. The title “club prive“ ensures the privacy of the models is maintained while also referencing the name of a former nightclub in his Berlin house. Innovatively and very individually Grothkopp is modernizing the representation of the female nude.
At a first glance Grothkopp is showing white canvases and thus encouraging us to take the time for closer inspection. It is not the often repeated motive of the female nude itself, but the most idealized vision of the nude that is important to Grothkopp. Reducing the world to a bright and bare space, the bodies become iconic and idealized. In different light, the women become visible and clear. In the series „femmes“ the painter transfers this approach to portrait painting.
JÖRN GROTHKOPP
1969 geboren in Bergen / born in Bergen, Rügen
1992 - 1997 Malereistudium an der HfBK Dresden / studies at Dresden Art Academy
1997 - 1998 Graduiertenstipendium des Freistaates Sachsen / Graduate scholarship of Saxony
1997 - 1999 Meisterschüler bei Prof. Max Uhlig / Master degree, Prof. Max Uhlig
1999 Frankreichstipendium des DFJW / France scholarship of DFJW
2001 VEAG Kunstpreis
2000 Kunstverein am Prenzlauer Berg, Berlin (E) / Museum Heylshof, Worms (E)
2001 Milchstrasse, Galerie Brigitte Utz, Dresden (E) (K) / Santa Monica, VEAG, Berlin (E) (K) / Natürlich/Künstlich - Leipziger Jahresausstellung
2002 Cousins, Spielhaus Morrison Galerie, Berlin (E) (K)
2003 Five degrees of Separation, Spielhaus Morrison Galerie, Berlin
2004 Face it!, Spielhaus Morrison Galerie, Berlin / Kunstpreisträger Vattenfall, Cottbus / Reise 1, Galerie Brigitte Utz, Art Frankfurt (E) /
Ojiya, Kunsthandlung Höhne, Cuxhaven (E) / Reise 2, Galerie Brigitte Utz, Dresden (E) / Bergland, Galerie Brigitte Utz, Art Fair, Köln (E)
2005 Witwen, Kunsthalle Luckenwalde (E) / Club Privé, Galerie Hartwich, Rügen (E) / Club Privé, Kunsthandlung Höhne, Cuxhaven (E) /
Depart, Kulturkonzepte Beaugrand, Bielefeld (E) / Index 05, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
2006 Mit Reiner Kunze, Museum Greiz / Im Strom, Galerie Alte Wache, Cuxhaven (E) / Index 06, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
2007 Mit Sebastian Heiner, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen / Mit Lage Opedal, Galerie im Prater, Berlin / Augenweiden, Vattenfall-Lobby,
Hbf Berlin (E) / Over & Over, Galerie Brigitte Utz, Dresden (E) / Quersumme, MBS, Potsdam (E) / Pick of the best, kunst-raum schulte-goltz+noelte,
Zeche Zollverein, Essen / Korea International Art Fair, Seoul (K) / Index 07, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
2008 Mensch Raum Landschaft, W. Brandt Haus, Berlin / Thoughts and Secret Gardens, Sesame Gallery, London / Korea International Art Fair,
Seoul (K) / Guest show, Galerie Deschler, Berlin (E) / Index 08, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
2009 Sommer setting, Galerie Deschler, Berlin / Korea International Art Fair, Seoul (K) / Index 09, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
2010 Honeymoon, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (E) (K) / Chameleon to the north, Haugesund Billedgaleri, Norwegen (K) /
Korea International Art Fair, Seoul (K) / New departures 2010, Galerie Deschler, Berlin / Index 10, kunst-raum schulte-goeltz+noelte, Essen
2011 Parallele Welten, Kunstclub Hamburg / Winter setting, Galerie Deschler, Berlin / Index 11, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen /
Vierunddreißig zu Kleist, Frankfurt/Oder, Berlin, Speyer
2012 tomorrow, kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen (E) (K)
(K) - Katalog / Catalogue (E) - Einzelausstellung / Solo Show
Jörn Grothkopp wird vertreten von / is represented by / kunst-raum schulte-goltz+noelte, Essen
Jörn Grothkopp hat in den letzten zehn Jahren ein sehr facettenreiches Werk geschaffen, seine Arbeiten zeichnen sich durch eine besondere Ästhetik aus. Zauberhaft, leicht und mit großer Eleganz schafft Grothkopp spannende, still gestellte Bilder der gegenständlichen Welt mit geheimnisvoller Wirkung. In beeindruckender technischer Perfektion nimmt der Maler alle haptischen Eigenschaften zurück. Seine Gemälde scheinen leicht, wie von Geisterhand gemalt. In Werkreihen bearbeitet er Themen aus den Gattungen Landschaft, Stillleben und Figurenbild. In der aktuellen Ausstellung sind vor allem Arbeiten aus drei Werkreihen zu sehen. Bei aller Unterschiedlichkeit geht es dabei nicht um die Nachahmung der gegenständlichen Welt, sondern um die Wirkung des Lebendigen: Grothkopp malt das Licht auf den Körpern von Menschen oder Fischen.
In seiner Serie „club privé“ hat sich der Künstler seit 2005 mit der Darstellung von weiblichen Figuren beschäftigt. Der Titel „club privé“ ist ambivalent, zum einen bleibt den jungen Modellen eine private Sphäre, zum anderen verweist der Titel auf ein ehemaliges Amüsierlokal direkt unter seinem Berliner Atelier. Grothkopp erneuert die Gattung des akademischen Aktbildes mit innovativen, höchst individuellen Mitteln. Auf den ersten Blick konfrontiert Grothkopp die Betrachter mit fast weißen Bildflächen. Der Künstler führt seine Bildbetrachter jedoch nicht vor, sondern verführt sie zum genauen Hinschauen und fordert Zeit ein. Das immer wiederholte Motiv des unbekleideten Körpers ist aus unserer Kultur nicht mehr weg zu denken, zu häufig verbindet es sich mit dem am meisten missverstanden Wort unserer Zeit: dem „Ästhetischen“. Nicht der platte, nackte Körper junger Frauen, den wir im Alltag in unterschiedlichsten Medien geboten bekommen, sondern der durch die Kunst idealisierte Mensch stehen im Mittelpunkt von Grothkopps Interesse, wenn er uns junge Frauen eher ätherisch als handfest vor Augen führt. Durch die Reduktion der Welt auf einen hellen Umraum, werden die ätherischen Körper zu Idealen, zu Idolen erhoben. Bei wechselnden Lichtverhältnissen, vor allem im Dämmerlicht, werden die Frauen sichtbarer und gewinnen an Deutlichkeit. In einer weiteren Serie den „femmes“ hat der Künstler die vorgestellte Arbeitsweise auch in der traditionellen Bildgattung des Portraits umgesetzt.
Die größte Aufmerksamkeit gilt dem Künstler in seiner neuen Serie der Kois. Die japanischen Zierfische, die in unserer Gesellschaft durch ihre hohen Preise zu Statusobjekten geworden sind, inszeniert Grothkopp auf unglaubliche Weise. Er stellt dabei nicht einfach Fische dar, sondern schildert auf der zweidimensionalen Fläche die Anmutung der Fische, und das Spiel des Lichtes auf ihrem Köper. Grothkopp hebt so nur einzelne Teile plastisch hervor, während die glänzende Fischhaut das Licht an anderen Bereichen zu reflektieren scheint. Im Gemälde kommt also den „Leerstelen“ eine besondere Bedeutung zu. Partielle rote „Lichter“ beleben die ruhige, weiße Wasserwelt. Die Fischkörper werden aus dem Kleinen ins Monumentale übersetzt, wenn Grothkopp besonders im breit gestreckten Panorama arbeitet. Dieses Format, in dem der Künstler seine Koi-Bilder zumeist anlegt, arbeitet traditionell mit anderen Wirkweisen. Wie in der klassischen Stadtansicht ist das Format eigentlich für den Überblick entstanden und ist traditionell ein künstlerisches Mittel der Distanz. Bei Grothkopp hingegen ist es ein Mittel der Nähe. Wir schauen nun nicht von schräg oben in einen dunklen Teich, sondern erleben die Wasseroberfläche parallel zu den Betrachtern auf die Wand projiziert. Grothkop steht dabei mit seinem „Allover“ in der Nachfolge der großen Seerosenbilder von Claude Monet und balanciert in seinen Arbeiten das rhythmische Gefüge seiner „Fischgesellschaften“ aus und vermittelt ein Gefühl von zeitlichen Abfolgen. Im breiten Format verdichtet der Künstler in der überlagernden Anordnung der unterschiedlich volumigen Fischkörper die Atmosphäre eines in sich schlüssigen Raumgefühls zu einem Bild großer Harmonie.