
Gotffried Helnwein
Galerie Brockstedt/Berlin
09.09.-21.10.2006
Der 1948 geborene Österreicher Gottfried Helnwein gehört seit über 30 Jahren zu den internationalen Stars der Kunstszene. Helnwein ist ein unbequemer, extremer Provokateur. Seit 1966 finden erste Aktionen statt, in denen er sich Gesicht und Hände mit Rasierklingen und Skikanten zerschneidet. Er läuft von Venedig nach Wien ohne zu essen und ohne zu schlafen.
Es folgen Darstellungen und Aktionen mit bandagierten Kindern und Gesichtern. Das Selbstportrait als „Schreiender – Geblendeter“ wird 1982 Titelblatt der Scorpions LP „Blackout“ und entwickelt sich zur Ikone der protestierenden Jugend.
Anfang der 80er Jahre beginnt er sich mit ebenfalls provozierenden Helden der Öffentlichkeit zu beschäftigen. Er fotografiert die Rolling Stones, Arno Breker, Mike Jagger, Charles Bukowski, Michael Jackson, Marylin Manson und malt in fotorealistischer Manier nicht nur den Papst, sondern auch den sowjetischen Außenminister Gromyko.
Helnwein ist in jeder Hinsicht ein „infant terrible“. In seinen politischen Aktionen geht es ihm um die Rettung der Donau oder er protestiert gegen ehemalige Euthanasieärzte. Er schlägt das Lehrstuhlangebot der FH Hamburg für Gestaltung aus und wird drei Jahre später einstimmig von der Wiener Professorenschaft der Akademie der Künste abgelehnt, nachdem er für die Leitung der Meisterklasse für Malerei im Gespräch war.
Es werden Bilder beschlagnahmt, Ausstellungen geschlossen, Abonnements für Zeitschriften gekündigt, nachdem Helnweins Entwürfe für die Titelseite verwendet wurden.
Helnwein gründet 2002 ein Studio in Los Angelos und tritt gleichzeitig mit seiner Familie den Rückzug auf ein irisches Schloss an. Neben seiner Tätigkeit als Maler, Fotograf, Aktions- und Installationskünstler arbeitet er kontinuierlich mit den Theaterregisseuren Peter Zadek und Hans Kresnik zusammen und fertigt Bühnenbildentwürfe für international beachtete Aufführungen.
Helnwein wurde bisher in zahlreichen Einzelausstellungen renommierter Häuser gezeigt, u.a. Albertina, Kunstforum, Kunsthalle/Wien, Stadtmuseum und Villa Stuck/München, Leopold Hoesch-Museum/Düren, Museum Folkwang/Essen, Rheinisches Landesmuseum/Bonn, Schloss Oberhausen, Wilhelm Busch-Museum/Hannover, Museen in Straßbourg, Lausanne, Los Angeles, San Francisco, Denver sowie 1997 in einer Retrospektive der Staatl. Museen St. Petersburg.
Die Galerie Brockstedt zeigt vom 9. September bis zum 21. Oktober 2006 Malerei, Aquarelle, Farblithografien, Offsetdrucke, Radierungen und Fotografien Gottfried Helnweins.
Uta Schnell
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Gottfried Helnwein
Biografie
1948 geboren in Wien
1965 bis 1969 Studium an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt Wien. Geht von Venedig nach Wien, ohne zu essen und zu schlafen.
ab 1966 erste Aktionen im kleinen Kreise, zerschneidet sich mehrmals Gesicht und Hände mit Rasierklingen, Holzstichwerkzeugen und Skikanten. Erste Bandagierungsaktionen.
1969 bis 1973 Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Arbeitet an einer Serie von hyperrealistischen Gemälden verwundeter und gequälter Kinder. Beschäftigt sich intensiv mit den verschiedenen Formen der Trivialästhetik wie Comic, Werbung und Film.
1970 Meisterschulpreis; erste fotografische Selbstbildnisse mit Bandagen und chirurgischen Instrumenten, Fotoaktionen mit Kindern; Aktion „Die Akademie brennt“; erste Einzelausstellung Nachtgalerie im Atrium, Wien.
1971 Kardinal König-Preis; erste Aktionen in der Öffentlichkeit in Wien – auf der Straße und in Kaffeehäusern usw.; in Mödling bei Wien werden seine Bilder beschlagnahmt; Helnwein beschäftigt sich mit den Phänomenen Reproduktion und Massenvervielfältigung, er erklärt den Offsetdruck zum eigenständigen und vollwertigen künstlerischen Medium.
1972 Aktion „Blut für Helnwein“; die Ausstellung im Pressehaus Wien wird wegen heftiger Proteste nach 3 Tagen geschlossen.
1973 erste Radierauflage; ORF-Film „Engagierte Kunst?“, Regie: E. Kroiss; Aktion „Sandra“; erstes Cover für das Polit- und Kulturmagazin „Profil“, viele Leser kündigen das Abonnement.
1974 Theodor Körner-Preis; Aktion „Weiße Kinder“ mit 15 bandagierten Kindern in der Fußgängerzone Kärntnerstraße in Wien: ZDF-Film „Helnweins Sehtest“, Regie: Heinz Dieckmann; Gründung des Zentrums für Kunst und Kommunikation.
1976 Aktion „Allzeit bereit“, Naschmarkt Wien.
1977 siebenmonatiger Studienaufenthalt in den USA. Intensive Auseinandersetzung mit den Werken Kandinskys und Walt Disneys.
1979 Einzelausstellung mit Federzeichnungen in der Albertina Wien; Aktionen zum internationalen Jahr des Kindes. Helnwein protestiert gegen den ehemaligen Euthanasiearzt Dr. Gross; intensive Beschäftigung mit dem Phänomen der Spaltung der Kunst in E- und U-Bereiche.
1981 Beginn einer Serie über Trivialhelden und – mythen (Hans Krankl, Peter der Große, Niki Lauda; NDR-Film „Helnwein malt Lauda“, Regie: Viktoria von Flemming.
1982 Portraitiert in London die Rolling Stones; Helnweins Kennedy-Portrait erscheint als Time-Cover zum 20. Todestag des Präsidenten; Helnwein lehnt Lehrstuhlangebot der FH Hamburg für Gestaltung ab; das Selbstportrait als Schreiender, Geblendeter wird Titelblatt der Scorpions LP „Blackout“.
1983 Einzelausstellung im Stadtmuseum München (mit Besucherrekord); Andy Warhol sitzt Modell; erste Begegnung mit Peter Zadek; Aktion: „Rettet die Donau“- gegen Zerstörung der Auenwälder; ZDF und ORF produzieren den Film Helnwein, Regie Peter Hajek; Helnwein trifft in Los Angeles A. Muhammad Ali, der in seinem Film mitspielt.
1984 das Büro des sowjetischen Außenministers versucht Helnweins Gromyko-Portrait zu erwerben; Helnwein trifft den Donald Duck-Zeichner Carl Barks; Beginn der Zusammenarbeit mit Peter Zadek; Fotosession mit Clint Eastwood in München.
1985 Einzelausstellung in der Albertina, Wien; Helnwein zieht nach Köln; ändert seine Arbeitsweise radikal, beginnt mit großformatigen, mehrteiligen Bildern; Rudolf Hausner schlägt Helnwein als seinen Nachfolger für die Leitung der Meisterklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien vor. Die Professorenschaft lehnt diesen Vorschlag einstimmig ab.
1986 großformatige Selbstportrait-Metamorphosen; an der Freien Volksbühne in Berlin Podiumsdiskussion mit Heiner Müller, Hans Neuenfels und Ernest Bornemann.
1987 beginnt mit Buntstiftzeichnungen; Einzelausstellungen im Leopold-Hoesch-Museum Düren, Villa Stuck München, Musée d’Art Moderne Strasbourg.
1988 große Installation vor dem Museum Ludwig in Köln „Die Nacht des Neunten November“; Monografie „Helnwein.der Untermensch“ erscheint; „Macbeth“ von Shakespeare: Bühnenbild, Kostüm, Maske, Stadttheater Heidelberg, Regie: Hans Kresnik; Plakat „Lulu“ zu Peter Zadeks Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus, Strafanzeige wegen Pornografie; Fotosession mit Michael Jackson.
1989 Einzelausstellung Zeichnungen und Arbeiten auf Papier im Museum Folkwang Essen;
„Carmina Burana“ von Carl Orff: Bühnenbild und Kostüm an der Bayerischen Staatsoper München; „Ödipus“ von Sophokles: Bühnenbild in Heidelberg, Regie Hans Kresnik.
1990 Einzelausstellung Fotografie im Musée de l’Elysée in Lausanne; in Japan erscheint eine Monografie zu seinem fotografischen Werk; Einzelausstellung Arbeiten auf Papier im Kunstverein Ludwigsburg; Helnwein trifft William S. Burroughs; Arbeit an einem Fragment der Berliner Mauer; Fotosession mit Keith Richards in Berlin.
1991 Helnwein trifft Charles Bukowski und David Bowie in Los Angeles; Zusammenarbeit mit John Cale an dem Projekt Orpheus; Buchprojekt mit Marlene Dietrich; „Kindskopf“, Installation in der Minoritenkirche in Krems/Stein, Niederösterreich; „48 Portraits“, Einzelausstellung in der Galerie Koppelmann, Köln.
1992 trifft Roy Lichtenstein in New York.
1993 „Faces“, Einzelausstellung im Münchner Stadtmuseum und im Rheinischen Landesmuseum in Bonn
1994 Helnwein entwickelt eine neue Mixed Media Technik
1995 Installation eines monochromen, blauen Gesichtes (25 x 26 m) an einem Gebäude in der Wiener Innenstadt; Helnwein portraitiert Peter und Irene Ludwig für das Museum Ludwig in St. Petersburg; die Installation „Nacht des Neunten November“ wird in Berlin, in der Kulturbrauerei, gezeigt.
1996 Fotoserie „Poems“, indem er Fotos von Toten immer wieder fotografiert; „Pasolini“: Bühnenbild und Kostüm am Hamburger Schauspielhaus, Regie: Hans Kresnik; Einzelausstellung in Otaru, Japan.
1997 Retrospektive im Staatl. Russ. Museum in St. Petersburg, Peter und Irene Ludwig übergeben 53 Arbeiten Helnweins; „Hamletmaschine“: Bühnenbild und Kostüme, von Heiner Müller auf den 47. Berliner Festwochen; zieht mit seiner Familie auf ein Schloss nach Irrland.
1998 Einzelausstellung in Turku, Finnland; Sammler Fritz Gruber schenkt die Installation „Poems“ dem Museum Ludwig in Köln; „Götter, Helden und Idole“, Einzelausstellung Schloss Oberhausen.
1999 „Apokalypse“, Installation in der Dominikaner-Kirche in Krems; Helnwein beginnt irische Landschaften zu malen (Nire Valley).
2000 Helnwein malt die Serie „Amerikanische Bilder“ und zeigt diese in einer Einzelausstellung in San Francisco, Modernism Gallery; „Mickey“, 1995, Öl und Acryl auf Leinwand, wird in San Francisco, Museum of Modern Art gezeigt; der Argentinische Autor Rodrigo M. Malmsten schreibt das Stück „Kleines Helnwein“, Premiere in Buenos Aires.
2001 Kilkenny Arts Festival, Irland, Helnweins „Epiphany I“, 8 x 12 m auf der Mauer des Kilkenny Castle; Strawinsky „Rake’s progress“ (Karriere eines Wüstlings): Bühnenbild und Kostüm, Hamburgische Staatsoper, Regie: Jürgen Flimm.
2002 Gründung eines Studios in Los Angelos; arbeitet an einer Serie Amerikanischer Landschaften, „Death Valley“; Beginn der Zusammenarbeit mit Marylin Manson; Zusammenarbeit mit Sean Penn, Film und Video-Projekte.
2003 Premiere der Dokumentation „Nacht des neunten November“ im Museum of Tolerance, Los Angelos, Simon Wiesenthal Center; Außeninstallation „Modern Sleep 2003“ auf der L.A. Art Show 2003, Santa Monica; „Golden Age of Grotesque“ Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Manson; Ausstellung und Performence an der Volksbühne in Berlin; „Paradise Burning“, Einzelausstellung, Modernism Gallery in San Francisco.
2004 „The child“, Einzelausstellung, Fine Arts Museum San Francisco; Robert Schumann-Festival, Düsseldorf, „Das Paradies und die Peri“, Bühnenbild, Licht, Videos, Kostüme, Regie Gregor Seyffert & Compagnie Berlin; Gastprofessur in Beijing/China an der Central Academy of Fine Arts.
2005 „Beautiful Children“, Einzelausstellung Schloss Oberhausen und Wilhelm Busch Museum Hannover; Manson heiratet Dita von Teese auf dem Schloß Helnweins in Irland; „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, Bühnenbild und Kostüm, Los Angelos Opera, Regie: Maximilian Schell und Kent Nagano; „Superstars“, Einzelausstellung, Kunsthalle Wien und Kunstforum Wien; „Phantasmagoria“ nach Lewis Caroll, gemeinsam mit Manson Film- und Kunstprojekt.
2006 Einzelausstellung im Lentos Museum, Linz; „Radar“, Denver Art Museum for Modern and Contemporary, Sammlung Logan; 11. Internat. Biennale der Fotografie in Houston; Galeries nationales du Grand Palais Paris und Museum of Modern Art Montreal: „Il était une fois Walt Disney“; „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, Bühnenbild und Kostüm in Tel Aviv.
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