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ART COLOGNE 2006 | 01- 05 NOV 2006
täglich 12.00 – 20.00 Uhr
Das Leben ist eine Baustelle. Wer findet nicht, dass diese Metapher treffend beschreibt, in welchen ruinösen, unfertigen oder prozessualen Zuständen
wir uns mitunter befi nden? Und jeder fertige Zustand beschreibt nur ein momentanes Loslassen, eine kurzfristige Zufriedenheit, in deren Modellcharakter
bereits eine Veränderung oder Verbesserungsmöglichkeit eingebaut ist. Exakt jene Befi ndlichkeit beschreiben die Arbeiten von Isa Melsheimer. In ihren Skulpturen wird der Weltentwurf
über das künstlich, sehr surreal Gebaute einer Miniaturlandschaft auf die dennoch elementarsten Formen des Wohnens, mithin Lebens, heruntergefahren…
Gregor Jansen, 2005
Isa Melsheimers surreale Behausungen sind provisorische Modelle vom Leben an Nicht-Orten. Zu ihrer Installation „Zyklone“ wurde sie durch Schutzbauten angeregt, wie sie in Indien und Bangladesch gegen Flutwellen und Wirbelstürme errichtet werden. Es sind Betongebäude von
schiffsartiger Anmutung zum Schutz in Notfällen, geeignet aber auch zur Zwischennutzung aller Art in meteorologisch beruhigten Zeiten - als Schulen, Clubräume, Spitäler -, offene Räume also. Melsheimers Installationen thematisieren das Verhältnis von Bauten und ihrem jeweiligen Ort. Dabei werden Perspektiven und Größenverhältnisse auf den Kopf gestellt, um wohnbaurelevante, gesellschaftspolitische und
letztlich psychosoziale Fragen zu untersuchen. Die assoziativen Versatzstücke verkehren sich häufi g in ihr Gegenteil, das Innen nach außen, das Oben nach unten und umgekehrt. „Zyklone“ besteht im Wesentlichen aus einem Betonteil, einer Abdeckplane und einem Gebilde aus Glassplittern, welches die Welle einleitet. Diese setzt sich in einem Patchwork aus Planen fort, in die die Wirbel der Zyklone mit weißem Faden eingenäht sind. Sie sind dem Satellitenbild einer Wetterkarte entnommen. Die Welle aus Glas und Abdeckplanen verkehrt sich samt ihrer Bedrohlichkeit
ins Gegenteil - in einen Schutz gebenden Unterschlupf: Von unten betrachtet, wird sie als Zelt zur Metapher temporären Wohnens.
Zyklone, Projektentwurf, 2006 |