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Die Galerie Nusser und Baumgart zeigt unter dem Titel “Black Desert" erstmalig Fotografien von Peter Schlör (*1964, Mannheim).
Die vorwiegend in Namibia, Tunesien und Lanzarote entstandenen Landschaftsaufnahmen und ’Interieurs", auf die sich die Ausstellung "Black Desert" konzentriert, schlagen den Betrachter in gewohnter Schlör-Manier in den Bann.
Seit zwanzig Jahre hat sich der Künstler der Schwarz-Weiß-Fotografie verschrieben und sich dabei eine ganz eigene “Handschrift des Blicks" angeeignet. Seine Arbeiten sind unverkennbar durch ihre formal strenge Komposition des Bildausschnitts, basierend auf Achsen- und Parallelsymmetrien meist ausgerichtet nach Proportionsverhältnissen des goldenen Schnitts. Tiefschwarze, scharf gezeichnete Schlagschatten stehen in starkem Kontrast zu theatralischen Lichtfeldern unterschiedlicher Grauwerte und zeugen von einer dramatische Lichtführung. Charakteristisch ist auch Schlörs Motivwahl, die nie ein Abbild der Wirklichkeit vorzugaukeln beabsichtigt, sondern stets die Parallelwelt eines abstrahierenden Kameraauges thematisiert, hinter dem sich ein seismografisch registrierendes und fühlendes Individuum verbirgt.
Schlörs Naturaufnahmen haben mit der fotografischen Wiedergabe von natürlichen Landschaften nicht viel zu tun. Vielmehr wirken die tatsächlichen Protagonisten in der Ausstellung “Black Desert", sei es eine Felsenlandschaft, seien es vom Sand zurückeroberte, leer stehende Behausungen, eine Düne oder ein Gebirgszug wie abstrakte, rhythmische Strukturen einer archaischen oder zuweilen gar extraterrestrischen Zeichenwelt, deren Erforschung Zeit und Konzentration einfordert.
Peter Schlör inszeniert hochästhetische Momente der Stille, poetische Leerstellen, die intersubjektiv gefüllt werden können, ja müssen, denn lässt sich der Betrachter nicht offen auf diesen Zugang ein, wird er über die rein ästhetische Erfahrung nicht hinauskommen und eine Begegnung mit der eigenen Innenwelt unbemerkt verpassen.
Ganz entsprechend sieht Schlör seine Arbeiten auch selbst als Projektionsflächen zur Beleuchtung der eigenen Befindlichkeit und versteht seine Stillleben und Landschaften in einem romantischen Sinn als Seelenlandschaften. “Es geht immer um Einsamkeit, Isolation, Tiefe. Man sieht diese bizarren Schatten. Das ist eine Art Wiederfinden von Bildern, die man in sich trägt." (Zitat aus: Deep Black, Hatje/Cantz 2006, S. 12)
Werke von Peter Schlör befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter in der UBS Basel und Zürich, dem Centrum beeldende Kunst, Rotterdam, in der Landesgalerie am Oberösterreichischen Landesmuseum, Linz, in der Sammlung Goldman, Sachs & Co, Frankfurt, der DZ Bank, Frankfurt, sowie in der Kunstsammlung der Altana AG.
Text: Julia Lachenmann
Begleitend zur Ausstellung ist der soeben erschienene Katalog: "Deep Black" (HatjeCantz 2006, hrsg. von Bernhard Knaus Fine Art) erhältlich. |