Otto Eder
(Seeboden 1924 - 1982 Wien)
Große Klagende
Holz
212,5 x 43,2 x 47,5 cm
1956
NORMALBESTEUERUNG
Literatur: Elisabeth Rath, Otto Eder 1924-1982, Figur und Formel, Biographie, Materialien zu Leben und Werk, Werkverzeichnis der Plastiken, Salzburg 1996, Nr. 78, Abb. S. 223
Ausgestellt: 1992 Galerie Altnöder, Salzburg; 1992 Neue Galerie, Wien; 1992 Österreichische Galerie, Ambrosi-Museum, Wien; 1997 Museum Moderner Kunst, Passau; 2008 Galerie Freihausgasse, Villach
In den Jahren nach 1945 hat Otto Eder die furchtbaren Erfahrungen des Krieges in seinem bildhauerischem Schaffen zu verarbeiten versucht. "Die große Klagende" ist eines jener Werke, in denen er dem unermesslichen Schmerz, den der Krieg auslöste, eine symbolische Form verlieh.
Gleichzeitig nimmt die überlebensgroße Holzfigur Bezug auf die persönlichen, durch den Konflikt mit Fritz Wotruba verursachten Verletzungen Otto Eders - 1951 war ein offener Streit zwischen Wotruba und Eder ausgebrochen, der in der Zerstörung von einigen Figuren Eders durch einen Assistenten Wotrubas eskaliert war.
"Wer Otto Eders Stellenwert im Rahmen der österreichischen Bildhauerei nach dem Krieg zu fixieren sucht, wird auch zu berücksichtigen haben, dass er sich jedem Akademismus und jeder künstlerischen Selbstausbeutung verschloss. Im Zweifelsfall zug er das Fragment, den Torso, das Nonfinito dem perfekt fortgesetzten Weg - wie ihn etwa Joannis Avramidis beschritten und ausgebaut hat - vor. (…)
In seiner Art, 'auf kunstlose Art Kunst zu machen', wie Alfred Schmeller das 1961 in einer Kritik feststellte, war er vielen anderen überhaupt voraus. Er zeigte aber auch auf, dass das Einfache kompliziert ist: Otto Eders Figuren bilden Systeme aus, die einer Ordnung folgen, deren Komponenten sich aus vielen, zunächst kaum wahrnehmbaren Regeln zusammensetzen. Die einen entspringen dem Verständnis einer sich zu sammeln suchenden Persönlichkeit, die anderen sind allgemeiner, überindividueller, tradierter und auch zeitloser Natur. Das klassische und das mit ihm einen Dialog führende Prinzip einer Art Widerstand stoßen aufeinander, schließen aber auch miteinander Frieden.
(Kristian Sotriffer, in: E. Rath, 1996, S. 201) |