 |
 |
Mit den Arbeiten der in Los Angeles lebenden Chinesin Karen Hsiao setzt die Galerie eine Reihe von Ausstellungen zeitgenössischer Fotografie fort, die über eine Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit menschlicher Affekte die Sehnsüchte und Grenzen körperlicher und geistiger Existenz auslotet. Zu sehen ist eine Serie außergewöhnlicher bearbeiteter Porträtfotografien. Mittels der starken Reduktion der Szene, der malerischen Überdeckung des Hintergrundes und der Überziehung mit Harz, erzeugt Hsiao eine Ästhetik, die erst beim zweiten Blick einen ungleich größeren Raum von Interpretationsmöglichkeiten eröffnet. Die anfänglich bizarr anmutende Fixierung auf den Mund gibt sich bei eingehenderer Auseinandersetzung als spannende und mehrdeutige Öffnung in eine weit tiefergehende Welt zu erkennen. Wie die Künstlerin selbst äußert, begreift sie ihren Mund als wichtigsten Weg der Intimität, er sei das Organ, das alle Formen von seelischer Bewegung äußern könne und zugleich die wichtigste Pforte für lebenserhaltende Stoffe und Genuss bilde. Hsiao führt damit auf das Feld des Freudschen „Lustprinzips“, das Streben des Menschen nach der Erfüllung physischer und psychischer Bedürfnisse, welches das Verhalten durch positiv empfundene Erfahrungen konditioniert. Der Frucht fällt dabei eine Schlüsselrolle in vielerlei narrativen Zusammenhängen zu. Ihre Anbringung birgt ein ganzes Feld von Bedeutungen in der Bandbreite von religiösem bis hin zu sexuellem Fetisch.
(Textauszug von Nicola Schröder Plock)
Die Ausstellung zeigt 31 eher kleinformatige Arbeiten ( 10,2 x 10,2 - 45 x 61 cm) |