Schwarzer Scherenschnitt collagiert (Blattgold, teilweise grün koloriert).. 28,2 x 32,2cm. Rahmen.
Im Rahmen beschrieben.
Ausstellung:
Kosmos Runge. Der Morgen der Romatik. Hamburger Kunsthalle 2010/2011, Kat.-Nr. 261, Abb.
Provenienz:
Privatsammlung, Rheinland |
Losnummer: 443
Literatur:
Berts, Markus u.a. (Hrsg.): Kosmos Runge - Der Morgen der Romantik, München 2010, Kat.-Nr. 261, S. 346f. mit Abb. (Hier erstmals publiziert.)
Schon seit seiner Kindheit widmet sich Philipp Otto Runge dem Scherenschnitt und gelangt bald zu einer subtilen, scheinbar intuitiven Formensprache. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die hier vorgestellte Arbeit, bei der es sich wahrscheinlich um ein Frühwerk handelt. (Cosima Schwarke, in: siehe Lit.-Angabe, S. 346)
In einer Reihe von allegorischen Tempeldarstellungen in dieser Technik beschäftig sich der Künstler mit dem bürgerlichen Thema der Zufriedenheit und des menschlichen Glücks. Dementsprechend steht im Mittelpunkt unserer Arbeit ein zierlicher Rundbau. Auf seiner Inschrift unterhalb der Kuppel steht "Tempel des Glücks" geschrieben und dessen Dach krönt die Figur der Göttin Fortuna mit Kugel und Schleier, die an die Zerbrechlichkeit des Glückes gemahnt. In und um den Tempel sind detailreiche Szenen gruppiert: Im Innenraum sitzt ein Paar an einem Tisch, einander zugewandt; links daneben spielen zwei Kinder; darüber sitzt eine große Gesellschaft um eine Tafel und feiert ausgelassen; rechts neben der Kuppel betet ein Eremit in einer Höhle, während ein Mensch die Außentreppe besteigt, um zur Kirche zu gelangen; darunter pausieren zwei Jäger und prosten sich zu. Jung und Alt finden sich hier zusammen, gemeinsam streben sie freigiebig oder enthaltsam nach Wohlbefinden und Glück.
Naiv, romantisch und optimistisch schildert der Künstler hier seine Weltsicht, in der Realität und Wunschvorstellung verschmelzen. So lässt sich sein Scherenschnitt "als Sinnbild einer idealen Gesellschaft verstehen, wie er sich diese in einer seit der Französischen Revolution vom Umwälzung geprägten Zeit vorgestellt haben mag. Intuitiv befördert er in ihm frühromantisches Gedankengut, nimmt den Zeitgeist auf und nutzt bereits hier eine Symbolsprache, die bezeichnend für sein Schaffen werden sollte. Die Einheit aller Dinge, die Runge später in seinen Gedanken zum Gesamtkunstwerk formulieren wird, scheint bereits in diesem Scherenschnitt anzuklingen." (Cosima Schwarke, ebenda)
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