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Frühjahrsauktionen 2014

Pieter Brueghel d.Ä. Die sieben Todsünden. 1558. 7 Blatt Kupferstiche, gest. von P. van der Heyden.

Die Menschen des europäischen Mittelalters und der frühen Neuzeit lebten in ständiger Erwartung des Jüngsten Gerichts. Die Sieben Todsünden, entstanden aus sieben schlechten Charaktereigenschaften, führten nach der Lehre der römischen Kirche zur ewigen Verdammnis: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit.
Kaum ein anderer hat diese Laster so eindrucksvoll in Szene gesetzt wie der Niederländer Pieter Brueghel d. Ä. (um 1525/30–1569). In seinen Zeichnungen, die von P. van der Heyden in Kupfer gestochen wurden, erweist sich Brueghel als phantasievoller Nachfolger von Hieronymus Bosch.
Die seltene komplette Kupferstichfolge wird jetzt bei Venator & Hanstein in der Frühjahrsauktion angeboten (Taxe € 20.000). Vom selben Stecher stammt die ebenfalls seltene Folge der Vier Jahreszeiten (€ 10.000) nach Brueghel und Hans Bol.

Eines der bedeutendsten Werke der topographischen Illustration und zugleich eines der größten Verlagswerke seiner Zeit kann mit der kompletten Folge von Merians Topographien angeboten werden. Das sehr schöne Exemplar in 20 Bänden ist mit € 100.000,- taxiert.
Weitere Höhepunkte der geographischen Literatur sind ein umfangreiches Exemplar des großen Mercator-Atlasses in der zweiten Amsterdamer Ausgabe von 1607 durch J. Hondius (20.000,-) und der seltene Kölner Atlas des Matthias Quad „Fasciculus geographicus“ von 1608 (10.000,-).

Die Fresken Raffaels in den Loggien des Vatikan, in denen der Künstler in einzigartiger Weise biblische Szenen mit phantastisch ornamentaler Dekoration verbunden hat, dienten als Vorlage zu Giovanni Volpatos in den Jahren 1772 bis 1777 erschienenen Folge von Kupferstichen, die hier als lose Tafeln zum Aufruf kommen (15.000,-).

Unter den Alten Drucken ist besonders ein Sammelband mit acht Kölner Frühdrucken des Albertus Magnus, Bernardus Claravallensis u.a. aus den Jahren 1493 bis 1500 zu erwähnen (14.000,-). Ein schönes Exemplar der Schedelschen Chronik in der ersten lateinischen Ausgabe von 1493 ist mit € 30.000,- geschätzt. – Motetten von Orlando di Lasso bietet ein mit 1599 datierter Sammelband aus dem Stift Ilfeld. Er enthält fünf seltene Stimmbücher für die Altstimme in erster Ausgabe und beigefügte handschriftliche Magnificat-Vertonungen (6000,-). – Die seltene erste Ausgabe des bayerischen Landrechts, München 1518, in einem Exemplar aus der Bibliothek Oettingen-Wallerstein, wird mit einem Schätzpreis von € 6000,- angeboten.

Unter den Manuskripten ist besonders zu erwähnen ein Brevier für den Franziskanerorden. Der recht gut erhaltene Liber ordinarius wurde in Italien im 14. Jahrhundert auf Pergament gebracht und stammt aus dem Vorbesitz von J. O. Halliwell-Phillipps (10.000,-). Eine andere Pergamenthandschrift mit den Statuten des Kartäuserordens (Statuta antiqua et nova) aus einer französischen Werkstatt wird in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert (9000,-).

1845 erschien die erste gemeinsame Arbeit von Karl Marx und Friedrich Engels „Die Heilige Familie“. Sie markiert den Übergang beider Denker vom Idealismus zum Materialismus. Nur ein weiteres Exemplar dieser Erstausgabe ist im Auktionshandel nach 1945 nachweisbar (8000,-).

Aus dem Nachlass eines kenntnisreichen Bibliophilen stammen in 50 Katalognummern Erstausgaben, Pressendrucke und Autographen von Rainer Maria Rilke. Darunter befinden sich bedeutende, mit eigenhändigen Gedichten versehene Widmungsexemplare, etwa an Lou Andreas-Salomé, Lucy von Goldschmidt oder Lou Albert-Lasard, sowie wertvolle Einbände.

Am zweiten Auktionstag kommen in über 580 Katalognummern moderne und zeitgenössische Graphik sowie moderne Kunstliteratur und illustrierte Bücher zum Aufruf.

Das umfangreiche Angebot umfasst u.a. Werke von Georges Braque, Otto Dix, Oskar Kokoschka, Karl Schmidt-Rottluff über Josef Albers, Hubert Berke, Peter Herkenrath bis Georg Baselitz, Marcel Broodthaers, Eduardo Chillida, Hans-Peter Feldmann, Jörg Immendorff, Victor Vasarely, Andy Warhol und Gerhard Richter.

Nur in kleiner Auflage hat die Galerie Michael Werner 1990 die Illustrationsfolge „Malelade“ von Georg Baselitz veröffentlicht. Gebunden wurde das Werk von Mechthild Lobisch in gelbes Schweinsleder (20.000 €).

Von Otto Dix können mehrere graphische Arbeiten im Frühjahr angeboten werden: eine Farblithographie „Herbstlandschaft“ aus dem Jahr 1965 ist mit 6000 € bewertet; „Alemannische Masken“, ein Farblithographie aus dem Jahr 1963, und der seltene Probedruck von „Negerkind (Susu)“ aus dem Jahr 1964 sind jeweils mit 5000 € taxiert.

Von Carlo Mense kommt die Ölarbeit „Exotica II“ aus dem Jahr 1934 mit einem Schätzpreis von 5000 € zum Aufruf. Die 1943 entstandenen „Kartenspielerinnen“ von Werner Scholz sind mit 7500 € taxiert.

Für die komplette Folge „Laokoon“ mit 25 Radierungen von Horst Janssen, in den Jahren 1986/87 erschienen, werden 8000 € erwartet.

Von Hans-Peter Feldmann werden mit „Sonntagsmotive“ und „Klassiker-Gemälde“ zwei Arbeiten mit mehreren Offsetdrucken zu jeweils 5.000 € angeboten.

Der Verlag Gustav Kiepenheuer veröffentlichte kurz nach dem 1. Weltkrieg unter Federführung von Paul Westheim das Mappenwerk „Die Schaffenden“ in kleiner Auflage. In der Frühjahrsauktion kann der komplette 2. Jahrgang mit 40 Graphiken von 31 Künstlern angeboten werden. Unter den Beiträgern sind zu nennen: Christian Rohlfs, Lionel Feininger, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fernand Léger, George Grosz, Heinrich Nauen, Alfred Kubin und Carl Hofer (20.000 €).

Einen weiteren Höhepunkt bildet das im Jahr 2009 in einer Auflage von 20 Exemplaren erschienene Mappenwerk „Fünf Jahre lithographisches Atelier Leipzig“, welches Arbeiten in verschiedenen lithographischen Techniken von Künstlern der Neuen Leipziger Schule vereinigt, darunter Neo Rauch (12.000 €).

Unter den illustrierten Büchern ist ein Werk von Pablo Picasso aus dem Jahr 1968 zu nennen. Picasso illustrierte eine Komödie von Fernand Crommelynck „Le Cocu magnifique“ mit 12 Radierungen (7500 €).

Veranstaltungen zum Bericht:
Auktionen 130/131 - Frühjahr 2014

www.venator-hanstein.de

Quelle: © Venator & Hanstein

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