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Handschriften, Inkunabeln, Alte Drucke, Theologie
Das Angebot in der Abteilung „Inkunabeln, Handschriften und Alte Drucke vor 1600“ wird angeführt von einer sogenannten Perlbibel, einem der raren Zeugnisse hochmittelalterlicher Buchproduktion, die sich durch eine millimeterkleine Handschrift auf hauchdünnem „Jungfernpergament“ – der Überlieferung nach auf der Haut ungeborener Lämmer – auszeichnet und in der Regel vom betuchten Hochadel in Auftrag gegeben wurde (Los 1001 – Schätzpreis: 65.000 Euro).
Unter den Wiegendrucken sticht besonders ein zeitgenössisch gebundener Sammelband mit zehn theologischen Drucken hervor, dessen individuelle Zusammenstellung auf den Gebrauch in einem Priesteramt schließen lässt. Enthalten sind verschiedene exegetische Texte, Handbücher zur Vorbereitung der Messe, der Predigt und zur Beichte, ferner auch scholastische Schriften von Thomas von Aquin, Henricus de Hassia und Johannes Nide (Los 1038 – Schätzpreis: 15.000 Euro).
Ein weiterer Sammelband, diesmal in der Abteilung „Alte Drucke vor 1600“, bietet verschiedene Anweisungen für den gläubigen Christen, sich vor den alltäglichen Versuchungen und Lastern zu bewahren. Der Band enthält gleich fünf sogenannte Teufelsbücher (Zauberteufel, Bannteufel, Fluchteufel, Spielteufel und Eheteufel), alle furchteinflössend illustriert (Los 1075 – Schätzpreis: 5000 Euro).
Für Liebhaber der griechischen Typographie bietet sich die Gelegenheit, die erste vollständige Ausgabe des griechischen Textes von Ptolemäus' Kosmographie in einem zeitgenössischen Einband zu erwerben (Basel 1533). Sein Werk bildet den ersten systematischen Versuch, die bekannte Welt des 2. Jahrhunderts durch ein Koordinatensystem von ca. 8000 Ortschaften zu erfassen. Die zahlreichen Annotationen des Vorbesitzers zeigen ein besonderes Interesse für die Regionen des heutigen Griechenland (Los 1082 – Schätzpreis: 3000 Euro).
Die Angst vor einer angeblichen Islamisierung des Abendlandes musste man im Frühherbst 1529 tatsächlich Ernst nehmen, standen doch die Osmanen unter der Führung von Sultan Süleyman I. erstmals vor den Toren Wiens, bereit, ihren Herrschaftseinfluss nach Zentraleuropa auszuweiten. Peter Stern von Labachs Bericht von der Belegerung der Statt Wienn gibt eindrücklich Zeugnis von der Belagerung der Stadt und der Niederlage des gewaltigen Heeres (Los 1091 – Schätzpreis: 1500 Euro).
Auch Druckforscher werden in dieser Abteilung natürlich fündig: Unter Los 1095 wird ein Exemplar vom Erstdruck des sogenannten Wegweiser für Laien angeboten. Das Hauptwerk des Reformtheologen und Zwinglianers Johannes Anastasius Veluanus erschien zuerst auf Niederländisch und ist den Bibliographen des VD 16 nicht bekannt. Der Druck datiert auf den 12. September 1554 und erschien sehr wahrscheinlich im niederrheinischen Wesel. Ein Grund für die Seltenheit der Ausgabe könnte in dem Edikt von Kaiser Karl V. zu finden sein, der die Reformschrift gleich nach ihrem Erscheinen verbieten ließ und allen Käufern eines Exemplars Straffreiheit anbot, wenn Sie es sofort zurückgeben (Los 1095 – Schätzpreis: 900 Euro).
Geographie, Geschichte und Graphische Blätter
Auch wenn kolorierte Kupferstichkarten der Renaissance bis zum Barock meist unter Preisschwund leiden, so betrifft das nicht die alles umfassende „Weltkarte“. Justus Danckerts „Nova Totius Terrarum Orbis tabula“ von 1685 wird in schönstem Flächen- und Grenzkolorit wird mit Euro 6000,- angeboten (Los 5). Auch die „Orbis Terrarum Nova Et Accuratissima Tabula“ nach Johannes Loon zeigt die ganze Welt in 2 Hemisphären in einem kolorierten Kupferstich, gedruckt 1680 in London von Moses Pitt (Los 21; Euro 500,-).
Nicht zuletzt ist auch der großen Reisebeschreibung des James Cook „A Voyage to the Pacific Ocean. Undertaken, by the Command of His Majesty, for making Discoveries in the Northern Hemisphere” neben 60 hübschen Tafeln eine große dreifach gefaltete gestochener Weltkarte beigegeben (London 1784; Los 4; Euro 3000,-).
In die Karibik des Jahres entführt Hermann Hartmanns „Album Martiniquais lithographié par Eugène Cicéri“ mit 12 großen lithographierten Tafeln (Los 43; Euro 4500,-). Prachtvoll illustriert sind auch die „Observations on the volcanos ofthe two Sicilies” von William Hamilton, die „Campi phlegraei” mit 52 kolorierten Kupfertafeln, eines der berühmtesten Ansichtenwerk mit den prachtvollen Veduten der Gegend um Neapel und dem Ausbruch des Vesuvs vom 8. Juli bis 29. Oktober 1767 (Los 121; Euro 12.000,-). Sir William Hamilton (1730-1803) war seit 1764 englischer Gesandter in Neapel, wo er sich neben der Diplomatie archäologischen und naturwissenschaftlichen Studien – und weniger seiner Gattin widmete. Lady Emma Hamilton wurde so die Geliebte von Lord Nelson.
Literatur und illustrierte Bücher des 17,-19. Jahrhunderts
Das Highlight im Katalog „Literatur und Buchillustration“ bildet das Exemplar vom Erstdruck von Nietzsches Also sprach Zarathustra, seinem wohl populärsten Werk. Aufgrund des sehr schleppenden Verkaufs der ersten drei Broschuren lehnte der Chemnitzer Verleger Schmeitzner es ab, das abschließende vierte Heft zu drucken. Nietzsche ließ es daraufhin auf eigene Kosten als Privatdruck herstellen, gedacht als Geschenk für Freunde und Förderer, von denen er allerdings nur knapp mehr als eine Handvoll für würdig befand: von den 40 erschienenen Exemplaren verschenkte er letztlich nur sieben. Unser Exemplar widmete er der Schriftstellerin Malwida von Meysenbug, die er 1872 bei der Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses kennenlernte und mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Nietzsche schickte ihr das Exemplar am 15. Mai 1885 aus Venedig „mit der Bitte um Geheimhaltung“ (Los 1976; Euro 15.000,-)
Ein weiteres Rarissimum der Nietzscheliteratur bildet seine 1870 erschienene philologische Studie Beiträge zur Quellenkunde und Kritik des Laertius Diogenes, die als Gratulationsschrift am Baseler Pädagogium erschien. Der Aufsatz gehört zu den allerersten Veröffentlichungen des jungen und noch kaum beachteten Universitätsprofessors, der erst zwei Jahre später mit dem Erscheinen der Geburt der Tragödie mit voller Wucht die philosophische Bühne betreten sollte (Los 1977; Euro 2700,-).
Aus der Fülle der buchillustratorischen Werke des 19. Jahrhunderts sticht besonders eine Flöte von über 20 Werken des bedeutenden Münchner Zeichners, Schriftstellers und Komponisten Franz von Pocci heraus (Lose 1819-1841), den es in seiner künstlerischen Vielfalt hier wiederzuentdecken gilt. Ferner vorhanden ist eine Reihe von knapp 10 von Theodor Hosemann illustrierten Werken, darunter der sehr seltene, in der Tradition der makkaronischen Dichtung verfasste Mücken- und Ameisenkrieg in der Bearbeitung von Adolf Fürstenhaupt (Los 1715 – Schätzpreis: 300 Euro) sowie einige Werke des kongenialen Hamburger Illustrators Johann Peter Lyser (Lose 1513, 1772-1775). Ferner im Angebot finden sich die legendären politischen Karikaturen von Johann Hermann Detmold über das Treiben der Parlamentarier in der Frankfurter Nationalversammlung, die 1849 unter dem Titel Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer erschienen und hier in den originalen Lieferumschlägen vorliegen (Los 1602 - Schätzpreis: 1200 Euro), desweiteren geistreich illustrierte humoristische und politisch-satirische Zeitschriften wie die Fliegenden Blätter (108 Jahrgänge. Los 1642 – Schätzpreis: 750 Euro), die Leuchtkugeln (Los 1767 – Schätzpreis: 750 Euro) und Mephistopheles (Los 1781 – Schätzpreis: 900 Euro).
Ein Kuriosum mit lehrreichem Unterhaltungswert bietet die Lebensgeschichte vom Geizhals Johann Elwes, der – so der englische Verfasser Edward Topham in seinem Vorwort – „allen Lebensgenuß aufopferte um Geld zu sparen, ohne zu wissen warum“ und die in der sehr seltenen ersten deutschen Ausgabe mit zwei ebenfalls raren Beibänden angeboten wird (Los 1920 – Schätzpreis: 600 Euro). Für all diejenigen, die im Unterschied zum Protagonisten Elwes ihren Mammon mit Bedacht auf die hohe Kante gelegt haben und sich neben dem Lesen auch noch für Sport interessieren, bietet Los 1954 die seltene Gelegenheit, das erste deutschsprachige Werk zu ersteigern, das sich ganz dem Schlittschuhlaufen widmet. Die einzige Ausgabe von Christian Siegmund Zindels Taschenbuch Der Eislauf oder das Schrittschuhfahren erschien 1825 in Nürnberg in einem traumwandlerisch schön illustrierten Einband mit allegorischen Darstellungen auf den Winter. Die Ausgabe zählt zu den gesuchten Raritäten des Antiquariatsbuchhandels (Los 1954; Euro 2400,-).
Autographen
Mit 313 Losen qualitätvoller Autographen in der 105. Auktion stellt die Galerie Bassenge erneut ihre führende Position auf diesem Sektor unter den Buch-Auktionshäusern im deutschsprachigen Raum unter Beweis. Dabei hält sich das Preisgefüge trotz fast durchgehend großer Namen und inhaltsreicher Briefe in für jedermann bezahlbarem Rahmen.
So bewegt sich die große Mehrzahl der Stücke im dreistelligen Euro-Bereich, und ein Schätzpreis von 6000 Euro für 106 Briefe des preußischen Hofmalers Anton von Werner ist diesmal bereits der höchste Betrag der Autographen-Abteilung. Dennoch ist jede Abteilung reich an klingenden Namen: Im Literatur-Kapitel finden sich Bettine von Arnim, Heinrich Böll, Max Brod, Max Dauthendey (Gedichte und Briefe an Paul Scheerbart), Theodor Fontane (Gedichte und Briefe), Friedrich de la Motte Fouqué, Johann Wolfgang Goethe und Minna Herzlieb, Johann Gottfried Herder (Gedicht), Hermann Hesse (Briefe und Gedicht mit Aquarell), Hugo von Hofmannsthal (3), Johann Caspar Lavater, Klaus Mann, Karl May (6seitiger Brief über einen seiner Gegner; Los 2265; Euro 3500,-), Friedrich Nicolai, Oskar Pastior (Gedicht), Karl Wilhelm Ramler, Rainer Maria Rilke, Ernst Toller, Karl August Varnhagen von Ense und viele andere.
In der Abteilung „Wissenschaft und Technik“ sind Briefe und Manuskripte von Ernst Bloch (3), Gustave Eiffel, Jacob und Wilhelm Grimm, Christoph Wilhelm Hufeland (3), Alexander von Humboldt, Robert Koch, Barthold Georg Niebuhr (Manuskript), F. W. J. von Schelling, Friedrich Schleiermacher, Heinrich Schliemann (großer Brief über seine Ehrung in England und seine Pläne für die nächste Zeit; Schätzpreis 2500,-), Johann Lukas Schönlein, Rudolf Virchow (3) und anderen zu erwerben.
Die Abteilung „Geschichte“ bietet nicht nur Autographen vieler europäischer Fürstenhäuser seit dem 16. Jahrhundert (darunter einen Brief der Zarin Katharina II.), sondern auch solche von Revolutionären, wie einen extrem seltenen Brief von Maximilian Dortu, der 1849 aus Baden kurz vor seiner Hinrichtung nach Berlin schreibt: „Um des Himmels willen. Schlagt los in Berlin. Ihr rettet die deutsche Revolution“ (Los 2358, 1200,-). Auch ein Brief Martin Luther Kings (2389; 1500,-) gehört zu den Seltenheiten auf dem Autographenmarkt. Besondere Erwähnung verdient der Nachlaß des 1945 von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfers Friedrich Justus Perels, der mehr als 300 Schriftstücke umfasst (Los 2426; 4500,-).
Highlights im Bereich „Bildende Kunst“ sind außer den genannten Briefen Anton von Werners interessantes Schreiben von Wassilij Kandinsky, Johann Christian Klengel, Alfred Kubin, Max Liebermann (u. a. über Hans Baluschek) und Emil Orlik.
Die Abteilung „Musik, Theater und Film“ enthält Briefe und Albumblätter von einer ganzen Reihe hochberühmter Sängerinnen des 19. Jahrhunderts, ferner Briefe und Manuskripte von Joseph Joachim, Ernst Krenek, Heinrich Marschner, Joseph Rheinberger, Clara Schumann, Richard Strauss und Cosima Wagner. Auf besonderes Interesse dürfte ein Foto stoßen, das die Filmschauspielerin Marilyn Monroe 1960 im Gespräch mit dem Regisseur George Cukor und ihrem Filmpartner Yves Montand zeigt und das von allen dreien mit einer Widmung versehen ist (Los 2485; 2800,-).
Mit 422 Losen ist die bevorstehende Herbstauktion der Autographen nicht nur die bisher umfangreichste in der Geschichte des Hauses Bassenge; auch die Qualität der vertretenen Namen darf ein gesteigertes Interesse erwarten lassen. Briefe, Manuskripte oder signierte Porträts finden sich in den Abteilungen
Moderne Literatur und Kunstdokumentation
Im Mittelpunkt des Katalogs „Moderne Literatur“ steht eine umfangreiche Sammlung von 225 Losen zum Thema Expressionismus. Neben raren, häufig komplett vorhandenen Zeitschriften mit Publikationen und Original-Graphiken der wichtigsten Protagonisten, darunter Der Bildermann (Los 3690 – Schätzpreis: 3500 Euro), Die Sichel (Los 3841 – Schätzpreis: 1800 Euro), Revolution (Los 3802 – Schätzpreis: 1800 Euro), Jahrbuch der jungen Kunst (Los 3746 – Schätzpreis: 1500 Euro), Der Orchideengarten (Los 3799 – Schätzpreis: 900 Euro) oder Die Böttcherstrasse (Los 3691 – Schätzpreis: 500 Euro) finden sich zahlreiche Einzelveröffentlichungen von bedeutenden Vertretern der Epoche, darunter auch das erste Illustrationswerk eines ihrer prominentesten Künstlers, Ernst Ludwig Kirchners Folge von Original-Holzschnitten zu Alfred Döblins Das Stiftsfräulein und der Tod (Los 3752 Schätzpreis: 2500 Euro).
Innerhalb der Sammlung bildet eine Reihe von über 30 Losen mit Werken Gottfried Benns einen umfassenden Überblick über sein Schaffen. Neben Morgue, seiner ersten dichterischen Veröffentlichung aus dem Jahr 1913 (Los 3655 – Schätzpreis: 2500 Euro Euro), finden sich unter den frühen Erstausgaben auch einige Widmungsexemplare wie der Gedichtband Spaltung (Los 3666 – Schätzpreis: 750 Euro), Gesammelte Gedichte (Los 3667 – Schätzpreis: 450 Euro), Kunst und Macht (Los 3676 – Schätzpreis: 450 Euro) oder Fragmente – Neue Gedichte (Los 3682 – Schätzpreis: 400 Euro).
Den Höhepunkt der Abteilung markiert ein Rarissimum der Benndrucke: Seine Zweiundzwanzig Gedichte (1936-1943) erschienen 1943 als Privatdruck in einer Auflage von wohl nicht mehr als zwei Dutzend Exemplaren. Da der Dichter gemäß den Bestimmungen der Reichsschrifttumskammer unter Publikationsverbot stand, war bei der illegalen Veröffentlichung allergrößte Vorsicht geboten. Benn verschickte deshalb nur wenige Exemplare an einen ausgewählten Kreis von vertrauenswürdigen Freunden, quasi als Vermächtnis seines lyrischen Werks, da er bezweifelte, den Krieg zu überleben. Unser Exemplar ist mit einer eigenhändigen Widmung versehen (Los 3679 – Schätzpreis: 18.000 Euro).
Ein weiteres exponiertes Widmungsexemplar bietet sich den Verehrern von Rainer Maria Rilke. Unser Exemplar seiner Duineser Elegien enthält neben einer auf den Februar 1924 datierten Widmung Rilkes aus Schloss Muzot, – dem Ort, wo er zwei Jahre zuvor sein Meisterwerk in einem fiebrigen Schaffensprozess vollendete – zusätzlich das eigenhändige dreistrophige Gedicht „Die Furcht“ auf dem Vortitel (Los 3491 – Schätzpreis: 5000 Euro).
Ferner finden sich unter den knapp 1000 Losen weitere Seltenheiten wie Joseph Beuys Zeichnungen zu Leonardo "Codices Madrid“ (Los 3043 – Schätzpreis: 8000 Euro), Max Liebermanns Zweiundzwanzig Originallithographien zu Heinrich Heine Der Rabbi von Bacharach, der Höhepunkt seiner Illustrationskunst, hier in einem Exemplar auf Japanpapier (Los 3340 – Schätzpreis: 3500 Euro) sowie ein vollständiges Exemplar der legendären Zeitschrift Die Insel, die in insgesamt 34 Heften erschien und eines der bedeutendsten buchästhetischen Dokumente des Jugendstils darstellt (Los 3262 – Schätzpreis: 1800 Euro). |