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Mit der Spezial-Auktion einer der wichtigsten Privatsammlungen italienischer Buchmalerei, bedeutenden Werken von Pieter Brueghel d. J. und Leonardo da Pistoia, der Wiederentdeckung eines Gemäldes für die Zarenfamilie von Albrecht Adam, einer Kommode aus dem ehemaligen Inventar von Highclere Castle (besser bekannt als «Downton Abbey») und dem passenden Diamantschmuck, ist an den Herbstauktionen bei Koller für internationales Interesse gesorgt.
Buchmalerei
Die am 18. September bei Koller Zürich angebotene, in den letzten dreissig Jahren mit sensiblem Kunstsinn und viel Enthusiasmus aufgebaute Privatsammlung italienischer Miniaturen gilt als eine der bedeutendsten ihrer Art. Unter anderem vereint sie die Prunkstücke der in neuerer Zeit aufgelösten Sammlungen von James Dennistoun, Charles Fairfax Murray sowie jene des New Yorkers Robert Lehmann. Die rund 70 Blätter spannen einen weiten chronologischen Bogen, der die künstlerischen Entwicklungen von ca. 1250 bis ins frühe 16. Jahrhundert, zum Teil kapillar nachzeichnet. Illustre Prominenzen wie jene Blätter aus den Mutterkirchen der beiden grossen Bettelorden, San Francesco in Assisi und San Domenico in Bologna stehen dabei im Vordergrund. Zu den Höhepunkten gehören unter anderem die ganzvolle Renaissance-Initiale «V» mit der Darstellung der Marienkrönung an Bartolomeo Caporali zugeschrieben für CHF 25 000 bis 30 000 (lot 168), sowie die Bildinitiale «A» von Neri da Rimini aus einem aufgelösten Antiphonar für CHF 28 000 bis 35 000 (lot 134). Weitere namhafte Künstler sind Andrea di Bartolo, Cristoforo Cortese oder Giovanni di Paolo.
Spass in der Bauernstube, à la Brueghel
Mit den fröhlichen Seiten des Christentums setzte sich etwas später Pieter Brueghel d. J. auseinander, der im Gemälde «Karnevalstreiben in einer Bauernstube» die ausgelassene Stimmung am traditionellen flämischen Dreikönigsfest einfing (Lot 3010). Dabei ist auch die Provenienz des Gemäldes eindrücklich: Ursprünglich aus der Sammlung der deutschen Familie Richter stammend, wurde dieses um 1953 von den ostdeutschen Behörden beschlagnahmt und war seither bis zur Restituierung an die Erben im Jahre 2002 in der Dresdner Gemäldegalerie ausgestellt. Koller bietet das Meisterwerk am 18. September an seiner Altmeister-Auktion mit einer Schätzung von CHF 1,5 bis 2,5 Mio. an.
Was wäre, wenn... Leonardo da Pistoia seine Verkündigung nicht signiert hätte?
Die Name von Leonardo di Bernardino da Pistoia würde für die Kunstgeschichte verloren sein, wenn er seine «Verkündigung» nicht signiert hätte. Fünfhundert Jahre später gilt dieses Altarbild als einziges signiertes Werk des Malers und als Referenz für sein ganzes bisher bekanntes Oeuvre. Die Schätzung liegt zwischen CHF 400 000 und 600 000 (Lot 3013).
Der Krieger im Schlachtfeld…
Albrecht Adam war ausgewählt von Maximilian 2., Herzog von Leuchtenberg (1817-1852) einen 16-teiligen Gemäldezyklus mit Schlachten seines Vaters Eugène de Beauharnais (1781- 1824), dem Stiefsohn Napoleons, auszuführen. So waren die historischen Gemälde doch anlässlich Maximilians Vermählung im Jahre 1839 mit Maria Nikolajewna, der ältesten Tochter des Zaren Nikolaus I. als Mitgift für den Marienpalast in St. Petersburg vorgesehen, wo sie seinen zukünftigen Schwiegervater beeindrucken sollten. Eines dieser Gemälde, «Die Schlacht bei Papa am 12. Juni 1809», das sich seit 1935 in deutschem Familienbesitz befand, wurde von Kollers Experten wiederentdeckt, und wird in der Auktion für Gemälde des 19. Jh. mit einer Schätzung von CHF 130 000 bis 180 000 ausgerufen (Lot 3214).
...und zu Hause
Eugène de Beauharnais war jedoch nicht nur ein begnadeter Feldherr, sondern auch Liebhaber fortschrittlicher Kunst. Zweifellos war das einzigartige «Bureau Mécanique» aus seinem Privatbesitz, das eine Pariser Meisterwerkstatt 1801/1802 nach Entwürfen von L. E. Bataille schuf und mit fürstlichen Bronzen von P. P. Thomire versehen wurde, seiner Zeit voraus. Dieser prestigeträchtige Schreibtisch, der lange zur Sammlung des Hôtel de Beauharnais gehörte, wird am 17. September mit einer Schätzung von CHF 220 000 bis 320 000 ausgerufen (Lot 1246).
Leben wie in Downton Abbey
Einen prominenten Standort hatte auch die grosse, aus Mahagoni, Sandelholz und Wurzelaser gefertigte englische George-III-Kommode. Lange war sie nämlich im Besitz der Familie Herbert, die seit 1692 das Highclere Castle bewohnte, das jüngst wiederum als Schauplatz der Film-Saga Downton Abbey diente. Die Schätzung liegt bei CHF 40 000 bis 70 000 (Lot 1054).
Juwelen für die Lady...
Während sich die Downton-Abbey-Hausherrin, Cora Crawley, Gräfin von Grantham an der Schmuckauktion vom 15. September für Ihre Abendgarderobe wohl nichts geringeres als den Fancy-Diamant-Ring mit zentralem Cushion-Diamanten von 14,22 ct für CHF 220 000 bis 300 000 (Lot 2080), das Saphir-Diamant-Bracelet signiert Van Cleef & Arpels für CHF 28 000 – 38 000 (lot 2193), oder den Diamant-Ring mit oktogonalem Ceylon-Saphir von 11,27 ct. für CHF 70 000 bis 100 000 (Lot 2196) aussuchen würde. Schmuck von Van Cleef & Arpels, Gübelin, Meister, Froment Meurice, und weiteren bedeutenden Ateliers wird am 15. September ausgerufen.
...und Bücher für den Gentleman
Ihrem Gatten, Robert Crawley, ein Blick in die Bücherauktion vom 19. September zu empfehlen. Diese wartet nämlich mit dem einzigartigen Orient-Band «Holy Land» des Schotten David Roberts auf. Die sieben komplett erhaltenen Bände mit Lithographien von Louis Haghe erschienen von 1842 bis 1849 und werden auf CHF 100 000 bis 140 000 geschätzt (Lot 500).
Eine legendäre Sammlung und ein edles Wappen
Aber auch am Porzellan und Silber würden sich die Crawleys erfreuen. So besticht die Auktion für Porzellan durch eine Privatsammlung mit auserlesenen Objekten europäischer Manufakturen wie dem seltenen Hausmaler-Becher und Unterschale von Du Paquier, um 1722 bis 1723, mit Bemalungen von Johann Carl Wendelin Anreiter von Zirnfeld aus dem früheren Bestand der legendären Sammlung Rudolf Just für CHF 3 000 bis 5 000 (Lot 1718). Ebenso hervorzuheben ist die feine Sammlung von Porzellanbildplatten des 19. Jh. von Berlin KPM, worunter sich bekannte Motive wie Tizians «Dame in Blauweiss» (Lot 1814/CHF 5 000 bis 7 000) befinden. Und schliesslich führt die Silberauktion eine um 1711 bis 1715 gefertigten Garnitur aus Becken, Kanne und zwei Kredenzen des Augsburger Meisters Johann David Saler (tätig 1693 bis 1737) mit dem Wappen der Familie Thun-Hohenstein auf, die mit 50 000 bis 70 000 ausgerufen wird (Lot 1784).
Photographie: Porträts von Picasso, Dali, aber auch die Gotthardbahn und Rio de Janiero
Kollers zweite Photographie-Auktion in Zürich wartet mit einer Vielzahl von Künstlerportraits auf, die ebenso von Photographen mit Rang und Namen abgelichtet wurden, wie die dargestellten Persönlichkeiten: Nat Finkelstein, Ricky Powell und Jean Nöel Schramm. Ein Highlight der Auktion stellt die um 1872-1874 entstandene Mappe mit frühen Photographien des Franzosen Adolphe Braun (1812-1877) zum Bau der Gotthardbahn von Göschenen bis Bellinzona dar. Ein weiteres Toplot der Auktion ist das in dieser Form einzigartige Album mit frühen Photographien aus Rio de Janeiro von Marc Ferrez (1843-1923). Die montierten Albumin-abzüge dokumentieren die Weltmetropole und ihre Umgebung am Ende des 19. Jahrhunderts.
Herbst-Auktionen für Alte Kunst Koller Zürich: 14. bis 19. September 2015
Vorbesichtigungen in Zürich: 9. bis 13. September 2015 |