Öl auf Leinwand. 64,5 x 80,8 cm. Gerahmt. Unten links schwarz signiert 'Vlaminck'. - Gereinigt; kleinere ältere Farbabplatzungen fachmännisch restauriert. Stellenweise mit schwachem Craquelé.
Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen kritischen Werkkatalog zu Maurice Vlaminck vom Wildenstein Institute, Paris, aufgenommen. Mit einer Foto-Bestätigung von Maïthé Vallès-Bled vom 21. März 2016 (Archiv-Nr. 16.03.21/12519, réf. 4622) |
Losnummer: 305
Provenienz
Ehemals Sammlung Arno Breker, Düsseldorf, Nachlaß.
Die in die 1920er Jahre datierte grossformatige Komposition besticht nicht nur durch die einführende perspektivische Geste, die nicht der Grosszügigkeit entbehrt, sondern auch durch die dramatische und expressive Faktur, die für Maurice Vlaminck so typisch ist. Der Bildgegenstand ist dabei denkbar einfach gewählt und zeigt eine ländliche Dorflandschaft: man erkennt eine offensichtlich ungepflasterte Strasse, gesäumt von den schlichten Giebeln unregelmässig gesetzter bäuerlicher Gehöfte und alter Schuppen, einen windschiefen Holzzaun um ein Stück grünes Brachland. Die Bildmitte ist akzentuiert durch die farbige Silhouette einer Bäuerin und durch zwei hoch aufragende elektrische Masten. Zwar überwiegen tonal dunkle, erdige Farben, aber sie sind durchaus vermischt, vor allem mit hellem Weiss, das dem Gemälde temperamentvolle Lichter aufsetzt. Das Motiv ist zudem mit kräftigen Farben wie Gelb, Rot, Blaugrün angereichert, die der Landschaft ihre Schwere nehmen. Dem Künstler gelingt es auf unnachahmliche Weise eine malerisch bewegte Atmosphäre darzustellen, die sich dem Betrachter unmittelbar mitteilt.
"Als ich in die Perche kam, musste ich mich in ihr Klima einleben und meine Malerei auf mein Gefühl abstimmen. Die Atmosphäre einer Landschaft, wo die Erde Alleinherrscherin ist, hat mich, der ich aus der Vorstadtlandschaft von Chatou und Bougival kam, zunächst mit ihrer ungeheuren Weite verwirrt. Hier ist alles gross ... eins... einfach, reich an wesentlicher Farbe und Zeichnung. Der Horizont ist endlos; die Dörfer, Häuser und Mauern, alles ist erdfarben, alles aus Erde gebaut. Erde und Himmel ... ein unermesslicher Himmel, der sich wie ein riesiges Dach zum Horizont niedersenkt. [...] Niedrige Dächer, Mauern aus Lehmerde oder Bruchsteinen. Grüne Wiesen, schwarze Pappeln, Buchen, rachitische Nussbäume, Hagebuchen mit rötlichem Laub, die sich verfärben, je nach Jahreszeit und Stunde. Das malen können! Und die gleichzeitig heitere und tragische, flüchtige und ewige Stimmung wiedergeben, die für immer in dieser Wirklichkeit lebt!" (Maurice de Vlaminck, Rückblick in letzter Stunde, Menschen und Zeiten, St. Gallen 1965, S. 103; frz. Originalausgabe Paris 1943).
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