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Gefährliches Telefon

Konrad Klapheck, Gefährliche Liebschaften (Les liaisons dangereuses), 1968

Konrad Klaphecks Kunst zeigt eine besondere Faszination für Maschinen und technische Apparaturen. Seiner klaren, sachlichen Maltechnik haftet dabei eine Präzision an, die das Mechanische der Objekte unterstreicht, gleichzeitig aber ihrer eigentlichen Funktionalität keine Bedeutung zukommen lässt. Losgelöst von ihrem üblichen Kontext erscheinen die trivialen Gegenstände des Alltags monumentalisiert, ein stilistisches Mittel, das Klapheck zu einem Vorläufer der Popart macht. Ferner haftet den Motiven etwas Surreales an, in dem sie, zumeist durch Ihre Titel, assoziativ zu menschlichen Verhaltensmustern in Beziehung gestellt werden. Die Objekte werden hierdurch zu Persönlichkeiten und ihre Mechanik zu einem Teil von dieser.

In dem Gemälde „Les Liaisons dangereuses (Gefährliche Liebschaften)“ zeigt der Künstler die Verbindung eines Telefonapparats mit einem Drehstuhl. Die innige Beziehung zwischen ihnen entsteht durch das Telefonkabel, welches elegant um das Bein des Stuhles gewunden ist. Der Titel dieses Werks referiert auf den Roman von Choderlos de Laclos (1782), was den beiden leblosen Objekten zusätzliche Eleganz verleiht und ihre Beziehung zueinander intensiviert (Lot 613, 129/150.000).

Die Früchte dieses großformatigen (2 x 2m) Pfirsichstilllebens aus dem Jahr 1995 wurden von Karin Kneffel in hyperrealistischer, einer Photographie ähnlichen Perfektion ausgeführt. Die dreidimensionale Darstellung wirkt so überzeugend, dass die Pfirsiche aus dem Bildraum herauszutreten scheinen; Sonnenlicht und Schatten spielen auf der samtigen, in gelben, orangfarben und roten Nuancen leuchtenden Haut. Der Betrachter fühlt sich an ein riesiges, computerbearbeitetes Werbemotiv erinnert. Jedoch wird die Vollkommenheit durch die Wiedergabe minimaler Dellen in der Oberfläche der Früchte leicht gebrochen, wodurch sich ein scheinbarer Realismus und eine Wertigkeit der Darstellung vermitteln (Lot 654, 150/200.000). In ihren neuen Arbeiten suggeriert Karin Kneffel den Blick hinter die Glasscheibe. Durch Spiegelungen und Reflexionen im Vordergrund wird die gläserne Fläche erkennbar, die sich wie ein Filter vor das dargestellte Motiv legt. Darüber hinaus wird der Bildraum um eine weitere Dimension erweitert, indem Spuren von Fingerabdrücken oder geschriebene Sätze im Kondenswasser, auf der Glasscheibe platziert werden. Mit dieser Methodik wird der zu beobachtende Bereich von dem Betrachter abgeschottet und ein intimer, geheimnisvoller Raum geschaffen. Das unbetitelte Werk aus dem Jahr 2013 simuliert den Einblick hinter die Kulissen einer Hollywoodproduktion, denn als Vorlage des Gemäldes dient ein Setbild des Hitchcock-Klassikers ‚Torn Curtain‘ von 1966 (Lot 655, 150/160.000).

Mit „Pyramide + Horizont“ entsteht 1972 ein signifikantes Exemplar für Heinz Macks Werkreihe der silbernen Lichtreliefs. Seine dynamische Wirkung entsteht durch die geformte Aluminiumplatte, die das Licht zurückwirft und in eine rhythmisierte Schwingung versetzt. Auf der gleichmäßigen Struktur unterteilt sich die Fläche in drei geometrische Formen, die mittels ihrer Gestalt den Eindruck des reflektierten Lichts beeinflussen. Die strenge Geometrie wird durch ihre assoziative Verknüpfung aufgelöst, was der besonderen Strahlkraft der Arbeit zusätzlichen Nachdruck verleiht (Lot 617, 150/200.000).

Spiegelt sich in Ernst Wilhelm Nays frühen Scheibenbilder, die sich ab 1954 entwickeln, noch der Kontrast zwischen eckigen und kreisartigen Formen wider, zeigt „Vega“ (1957) die Scheibe als dominierendes Bildmotiv. Das Gemälde gilt als charakteristisches Exempel der Werkreihe, in der sich Form und Farbigkeit zu einem harmonischen Zusammenspiel entfalten. Stärker als die Gegensätze einzelner Strukturen gerät hier die Farbigkeit in den Fokus der Betrachtung. Orange, Zitronengelb, Blau und Rosa bilden die leuchtende Farbchoreographie, die dem Werk eine strahlende Aura verleiht (Lot 604, 180/200.000). Zwei weitere Leinwände des Künstlers liegen zwischen 70.000 und 90.000 (Lots 603/605).

Otto Pienes Rasterbilder zählen zu den bedeutendsten Werkreihen des Künstlers, die sein Œuvre entscheidend geprägt haben. Ihre Entstehung fällt zusammen mit der Gründung der ZERO-Gruppe, einer Künstlerformation, die Piene gemeinsam mit Heinz Mack 1958 ins Leben rief. Der Neustart, den ZERO implizierte, zeugte von einem Verzicht auf die tradierten Techniken der Bildgestaltung, sowie auf das Einbeziehen von Licht und Feuer als künstlerische Gestaltungsform. In den Rasterbildern zeigt sich eine charakteristische Distanz, die der Künstler gegenüber seinem Werk einnimmt, indem er nicht mehr mit einem Pinsel die Farbe auf dem Malgrund aufträgt, sondern sie durch ein Lochraster tropfen lässt. Einige Werke bearbeitete Piene anschließend mit Feuer, dessen physikalische Kraft sich unwillkürlich auf die Struktur der Rasterbildung auswirkt. Die strahlende Ausdruckskraft, die Piene mit der erhabenen Struktur der leuchtenden Farbe schafft, legt einen Grundstein zu seiner „Malerei des Lichtes“. Die Ausführung in feurigerem Rot auf glänzendem Gold, erinnert hier ganz bewusst an die leuchtende und natürliche Wirkung des Lichts. Das unbetitelte Rasterbild von 1958/1972 ist mit 200.000 bewertet (Lot 614).

Zdenek Sýkora erkennt früh die Möglichkeit, die eine neue Technologie für sein kreatives Schaffen haben kann. Bereits in den 1960er Jahren beginnt er Computerprogramme zu nutzen, um Linien und Strukturen berechnen zu lassen, die er anschließend eigenhändig auf die Leinwand überträgt. Ausgehend von seinem System, verwendet er Zahlenkombinationen, die sowohl Krümmung, Dicke als auch die Farbe der Linien bestimmen. In „Linie Nr. 74“ von 1990 vereinen sich unterschiedliche Aspekte, die das Œuvre Sýkoras seit den 1980er Jahren kennzeichnen, wie die variierende Länge und Breite der sich über das Bildfeld schlängelnden Linien (Lot 630, 120/150.000).

Bei 100/150.000 liegt Afros „Progetto per il grande rosso“, eine Mischtechnik auf Leinwand; Afro gilt als einer der wichtigsten abstrakten Künstler Italiens. Entscheidende Inspiration erhält er während seines Amerika-Aufenthaltes in den 1950er Jahren. Angeregt durch die Malerei des abstrakten Expressionismus und der Kunst Arshile Gorkys entwickelt der Künstler seinen eigenen, dynamischen, kontrastreichen Stil. Dabei bestechen seine Kompositionen insbeson-dere durch ihre akzentuierte Farbgestaltung. (Lot 610). Eduardo Chillida ist mit „Lurra G-61“ von 1985, einer 23,5 cm großen Terrakotta-Arbeit mit einer Taxe von 90/120.000, präsent. Chillidas Skulpturen reflektieren den intensiven Umgang des Künstlers mit dem Lebensraum des Menschen. In charakteristischer Weise zeugen davon seine Terrakotta-Arbeiten, bei denen der natürliche Bezugspunkt durch das Ausgangsmaterial gegeben erscheint, was auch der Titel „Lurra“ (baskisch für Erde) versinnbildlicht. Eine exponierte Position in dieser Skulpturenreihe bilden die Lurra-Arbeiten, die mit ihren verschlungenen Tentakeln den Raum umschließen. Nur vereinzelt kreiert Chillida diese Werke, in denen er aus dem höchst diffizil zu bearbeitenden Material, eine intime und feingliedrige Komposition formt (Lot 632).

Andy Warhols Myths-Serie vereint unterschiedliche Figuren der Popkultur, die durch ihre mediale Inszenierung zu Ikonen der amerikanischen Kulturgeschichte geworden sind. Neben dem vorliegenden „Superman“, eine signierte Serigraphie mit Diamantstaub von 1981, umfasst die Werkreihe, die ab den 1970er Jahren als Auftragsarbeit für Ronald Feldman entstand, neun weitere Motive. Den uramerikanischen Helden Superman zeigt Warhol in seiner ikonischen Pose: Im Flug, die Faust heroisch gen Himmel gestreckt. Der Künstler bearbeitet diese Darstellung, indem er die Figur neben ihren Umrissen ein zweites Mal darstellt und somit eine Art Doppelportrait kreiert. Mit der formalen Gestaltung verstärkt sich ihre kraftvolle Wirkung und die Symbolfigur erhält den charakteristischen Warhol-Charme (Lot 650, 150/160.000).

Von Jonas Burgert werden zwei Bilder offeriert, darunter sein mit 80/120.000 bewertetes Triptychon „Zyklus Potsdam (Teil II)“ aus dem Jahr 2006. In Burgerts archaischen Visionen begegnen sich Mythologie, Kunst- und Zeitgeschichte und formen sich zu einer grotesken, surrealen Bildwelt. Hauptthemen bilden dabei die psychische Verfassung des Menschen sowie seine zwischenmenschlichen Beziehungen. Im zweiten Teil des Zyklus-Potsdam arbeitet der Künstler mit der Form des Triptychons. Dabei rahmen zwei schmale Bildwände, eine Frau und einen Mann darstellend, die mittlere Leinwand. Verbunden werden die Elemente durch ein orangfarbenes Band, in das die äußeren Figuren verschlungen sind. Im Figuren-Theater des Berliner Künstlers sind die Größenverhältnisse außer Kraft gesetzt. Jede Gestalt erscheint isoliert, da sie durch ihre Haltung und Blickrichtung keine Verbindung mit den anderen Wesen aufbaut. Vielmehr werden die Figuren künstlich zusammengefügt, sowohl durch einzelne Bildelemente als auch durch eine akzentuierte Farbgestaltung (Lot 656). „Kleinmann II“, eine Leinwand von 2011, ist auf 40/60.000 geschätzt (Lot 657).

Die Offerte wird abgerundet mit „T1989-U27“, einem Gemälde, das zu den letzten Arbeiten Hans Hartungs gehört (Lot 634, 60/80.000), mit einer unbetitelter Gouache Sol Lewitts von 1998 (Lot 637, 50/70.000) und mit Turi Simetis „Un ovale nero“ für ebenfalls 50/70.000 (Lot 627). Wojciech Fangor kommt mit der Leinwand „B68“ von 1965 (Lot 606, 60/70.000), Günter Fruhtrunk mir einer Abstraktion von 1964 (Lot 607, 50/70.000) und César mit einer seiner charakteristischen Skulpturen (Lot 612, 70/90.000). Marwan liefert eines seiner typischen Gesichter, die eindrucksvoll die tiefliegenden Gefühle des Dargestellten nach außen kehrt; die unbetitelte Gesichtslandschaft aus dem Jahr 1975 liegt bei 60/70.000 (Lot 645). Ein runder Hohlspiegel, eine typische Arbeit Adolf Luthers, kommt auf 50/70.000 (Lot 620).

Veranstaltungen zum Bericht:
Auktion 1071: Zeitgenössische Kunst

Quelle: © Kunsthaus Lempertz

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