Teller. Keramik bemalt in Braun, Gelb, Rosa, Grün und Blau, glasiert.
Mit der eingeritzten Signatur: L. Fontana.
Durchmesser 50 cm.
Das Werk ist in der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, unter der Nummer: 3357/1 registriert. Wir danken dem Archiv für die freundliche Unterstützung.
Provenienz: Ehemals Privatsammlung Italien. |
Losnummer: 3436
„Fontana zielte auf den Kosmos, die Wissenschaft, die Ideen, und nicht darauf, der Malerei eine neue Richtung zu geben oder das Kunsthandwerk auf der Rangliste der künstlerischen Medien ein Treppchen nach oben zu schieben. Er ist ein protopypischer Konzeptkünstler, bei dem die Idee Vorrang vor der Ausführung erhält.“ (zit. Markus Heinzelmann, in Ausst.Kat.: Keramische Welten. Museum Morsbroich, 25. Mai – 31. August 2014, Leverkusen 2014, S. 23).
Diese Einschätzung Fontanas von Markus Heinzelmann ist grundlegend, um die Bedeutung der Keramik für Lucio Fontana zu begreifen. Bereits ab 1935 sammelt er Erfahrungen in den Keramikwerkstätten in Albissola Mare und 1937 dann auch in Sèvres, sodass er das Material genauestens kennt, bearbeiten kann und, wie man sieht, perfekt beherrscht. Das weiche, formbare Material ermöglicht es ihm zu experimentieren und so kommt es auch, dass die ersten Schnitte (Tagli) in keramischen Arbeiten entstehen, bevor er sie dann bei Gemälden einsetzt. In Fontanas Kunst geht es um die Idee (concetto) und beim Ausloten und Weiterentwicklen eben dieser, spielen Gattungen oder Techniken keine Rolle.
Der hier angebotene Teller ist ein wunderbares Beispiel zum einen für seine keramischen Arbeiten, zum anderen aber vor allem für sein Konzept und dessen konsquente Durchführung. Wie eine Leinwand im klassischen Sinne bis zu Fontana immer 2-dimensional gewesen ist, so ist ebenfalls ein Tellerfond immer flach gewesen, um ihn benutzen zu können. Lucio Fontana bricht mit all diesen Traditionen: Die Leinwand wird zerschnitten und somit in die 3-Dimensionalität geöffnet; der Fond des Tellers wird modelliert, sodass auf dem Teller eine Skulptur entsteht, die den Raum erweitert. Zudem finden sich auch in unserem Teller Schnitte, mit denen der Künstler dem Teller seine eigentliche Funktion entzieht und dafür vollkommen seinem Konzept unterstellt.
Die ausserordentliche Bedeutung seines keramischen Oeuvres zeigt sich auch in dem Einfluss, den es auf die ihn direkt nachfolgenden Künstler, wie den ZERO Künstlern, aber auch auf die nächste Künstlergeneration wie Thomas Schütte, Rosemarie Trockel und Norbert Sprangenberg hat.
|