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Fernando Botero, Niño con un pájaro, 1965

Fernando Botero, Niño con un pájaro, 1965

Öl auf Leinwand. 104,5 x 84 cm. Gerahmt. Signiert und datiert 'Botero 65'. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt 'Botero 65 "NIÑO CON UN PAJARO"' sowie mit Maßangaben, der Nummer '13' und einer verworfenen Beschriftung. - Mit geringfügigen Altersspuren.

Mit schriftlicher Bestätigung des Künstlers, Paris, per Email vom 05.06.2016.

Losnummer: 410


Provenienz

Privatsammlung, Niedersachsen
Ausstellungen

Baden-Baden 1970 (Staatliche Kunsthalle), Fernando Botero, Ausst.Kat.Nr.17, S.91, mit Abb.33

Runde Formen und massige Körper gelten als Markenzeichen des Kolumbianers Fernando Botero, der ab den 1950er Jahren seinen ausdrucksvollen Stil entwickelt. Menschen, Tiere aber auch Gegenstände transformiert der Künstler ins Voluminöse und kreiert dadurch seine Ästhetik, in denen die Proportionsregeln außer Kraft gesetzt sind. Seine Kunst konzentriert sich dabei nicht auf den individuellen Menschen, sondern umkreist den Gedanken der Form, die in den verschiedensten Körpern zum Ausdruck kommt. Die universellen Themen seiner Arbeiten entspringen einer Faszination für die Frührenaissance. Im Besonderen gilt sein Interesse der Malerei des Trecentos und Quattrocento wie etwa den Künstlern Giotto, Masaccio, Uccello und Piero della Francesca. Auch die voluminösen Formen im Werk von Peter Paul Rubens dienen ihm als frühe Inspiration.

Niño con un pájaro (Junge mit einem Vogel) zeigt mit seinen zwei Motiven eine reduzierte Bildkomposition. Das Werk von 1965 fällt in das frühe Oeuvre des Künstlers, in dem Boteros plastischer Malstil ausreift. Dabei entwickelt er aus der figurativen Motivwelt und seiner Methode der Übertreibung ein ganzheitliches, ästhetisches Konzept, das sein gesamtes künstlerisches Schaffen prägt.

„Die ständige und alles umfassende Übertreibung und ihre ununterbrochene Wiederholung innerhalb eines künstlerischen Gesamtwerkes […] macht die Deformation zur Regel und verwandelt sie dadurch in einen Stil. Deformation ohne einen übergeordneten Sinn und nur um ihrer selbst willen ist entweder monströs oder karikierend. Weder das eine noch das anderer trifft für Botero zu. Vielmehr entspringt seine Deformation immer dem Wunsch, die sinnliche Qualität der Bilder zu steigern.“ (Mariana Hanstein, Fernando Botero, Köln 2003, S.49-54).

In diesem frühen Gemälde bleibt die formgebende Strichführung sichtbar und betont die schwungvolle Erscheinung des Jünglings. Der sichtbare Pinselduktus gilt als besonderes Markenzeichen für die frühen Arbeiten des Künstlers, der in seinen späteren Werken eine glatte, prägende Maltechnik anwendet.

Trotz der voluminösen Erscheinung der Statur wirkt der Junge zart und vertrauensvoll. Die gestreckten Füße lassen ihn scheinbar schweben und seine linke Hand hält leicht und liebevoll den kleinen Vogel. Im Bildthema manifestiert sich Boteros Vorliebe für klassische Themen der Malerei und seine Verwendung von ikonographischen Bildmotiven. In diesem Kontext, lässt auch das Motiv des nackten Knaben mit Vogel Assoziationen zu, die an das Christuskind erinnern. In diesen Motiven verkörpert der Distelfink die Reinheit und symbolisiert mit seiner roten Kopffärbung den Leidensweg Christi. Ein kompositorisches Vorbild lässt sich zudem in Bronzinos Meisterwerk Ritratto di Giovanni de' Medici, 1545 (Uffizien, Rom) finden, in welchem ebenfalls das ikonische Vogelmotiv aufgegriffen wird.


Veranstaltungshinweise:

Am 03.12.2016 Auktion 1079: Zeitgenössische Kunst


Schätzpreis: 250.000,-  EURO

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