Öl auf Holz (parkettiert). 36 x 27 cm.
Provenienz
Sammlung Amédée Provoust, Roubaix. - Auktion Muller, Amsterdam 27.11.1927, Nr. 40b. - Sammlung Rosenheim, Berlin. - Auktion Muller, Amsterdam, 9.12.1930, Nr. 2. - Deutsche Privatsammlung. |
Losnummer: 1007
Literatur
M. J. Friedländer: Die Altniederländische Malerei, IX, Joos van Cleve, Jan Provost, Joachim Patinier, Berlin 1931, Nr. 44 (als Joos van Cleve). - M. J. Friedländer: Early Netherlandish Painting, IXa, Joos van Cleve, Jan Provost, Joachim Patinier, Leyden-Brüssel 1972, S. 59, Nr. 44, Abb. 59 (als Joos van Cleve). - J. Hand: Joos van Cleve, New Haven-London 2004, S. 146, Nr. 53.1 (als Joos van Cleve und Werkstatt).
Joos van Cleve war einer der bedeutendsten Porträtmaler seiner Zeit. Dabei stellt diese „Magdalena“ in seinem Werk eine Ausnahme dar, denn es vereint in meisterhaftem Gleichklang sakrale und weltliche Kunst.
Die nach rechts gewandte Halbfigur der jungen Frau ist im Dreiviertel-Profil vor einem dunklen Hintergrund dargestellt. Sie hält ein kleines weißes Albarello als Salbgefäß in der Hand, das sie als die Frau identifiziert, die die Füße Christi salbte (Lukas 7, 37-38). In der sogenannten „Legenda Aurea“ wird die königliche Abstammung der Magdalena überliefert, der dieses elegante Bildnis Rechnung trägt. Sie hat ein schwarzes, im Ausschnitt rosa umrandetes Gewand an, eine goldene Kette mit Anhänger und einen Luchs-Pelz über den Schultern. Ärmel aus rotem Burgunder-Samt mit Goldfäden bedecken ihre Arme. Das lange Haar ist um den Kopf geflochten und wird am Hinterkopf von einem zarten Schleier gehalten. In der Scheitelmitte glänzt ein von Perlen flankierter goldgefasster Rubin. Das Gesicht hat feine regelmäßige Züge, eine hohe Stirn, eine feine lange Nase und volle, schön geformte Lippen. Das Licht fällt von links in das Bild hinein und beleuchtet das edle Gesicht.
John Hand vermutet zu Recht, dass es sich bei dieser „Magdalena“ eigentlich um ein Porträt handelt. Tatsächlich gibt es in den Niederlanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht selten sogenannte versteckte Bildnisse, auf denen den dargestellten Personen bestimmte Heiligenattribute beigefügt wurden - nicht zuletzt um auf eigene Tugenden hinzuweisen. Dabei zeigten höfische Damen eine gewisse Präferenz für die Heilige Magdalena, wie Bildnisse etwa von Katharina von Aragon oder Margarethe und Isabella von Österreich belegen.
Unser Bildnis ist in einer außergewöhnlich raffinierten Technik ausgeführt. Besonders sorgfältig hat Joos van Cleve das Gesicht der jungen Frau ausgearbeitet. Nach 1520 hat er, wie auch bei diesem Werk, einen neutralen dunklen Hintergrund bevorzugt, um das helle, porzellanartige Inkarnat umso schöner hervortreten zu lassen. Angesichts der Eleganz der hier dargestellten Dame ist anzunehmen, dass es sich um ein Mitglied des flämischen Adels oder des Hofes handelt.
Friedländer datierte das Bild um 1530, John Hand setzt es etwas früher um 1525 an.
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