Aquarell, Farbstift und Bleistift auf Papier.
Unten rechts signiert und datiert: Botero 07.
41 x 31 cm.
Provenienz:
- Galerie Gmurzynska, Zürich (verso mit dem Etikett).
- Dort 2008 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatbesitz Schweiz.
Ausstellung: Zürich 2008, Fernando Botero. The circus. Galerie Gmurzynska, S. 24 (mit Farbabb.). |
Losnummer: 3524
Der kolumbianische Künstler Fernando Botero hat im Laufe seines Werkes immer wieder Serien zu bestimmten Themen geschaffen, wie seine „Stierkampfbilder“ in den 80er Jahren oder die 48-teilige Serie von „Abu-Ghraib“ 2004. Im Jahr 2007 beginnt er die neue Serie „Zirkus“: „Ich war in Mexiko, in der kleinen Stadt Ziuatanejo am Pazifik und sah eine Parade auf der Hauptstrasse, die den Zirkus ankündigte. Nicht jene Art von Zirkus, die man in Europa oder New York sehen kann, sondern ein ärmlicher, wie jene die in meine Heimstadt Medellín kamen, als ich noch Kind war. (...) Ich war fasziniert von der Farbe, von den hungrigen Tieren, der Poesie der Umgebung.“ (zit.: Fernando Botero in: Fernando Botero. The Circus. Galerie Gmurzynska, Zürich 2008, S. 16.). In dieser Serie zelebriert der Künstler mit seinen überproportionierten Figuren die bunte und theatralische Atmosphäre typischer Zirkusszenen. Die Zirkus-Serie zählt 134 Gemälde und 57 Zeichnungen, die in den Jahren 2007/08 entstanden sind.
Trotz der exzessiv voluminösen Personen setzt Botero die üppige Pracht des menschlichen Körpers in den Vordergrund. Der Blick des Betrachters wird auf die ästhetischen Merkmale gelenkt. Wie bei der vorliegenden Zeichnung präsentiert der Künstler seine Personen mittels der klassischen Porträtmalerei: auf einem Hocker vor weissem Hintergrund sitzend oder vor einem Bühnenvorhang stehend, dominieren die klaren Linien, welche die in Ruhe und Würde getauchten Athleten darstellen.
Botero studiert Malerei in den 50er Jahren an der Academia San Fernando und dem Prado-Museum in Madrid sowie auch in Florenz. Die Meisterwerke, die er in Europa gesehen hat, lassen sich in seinen Arbeiten ab den 60er Jahren deutlich erkennen. Er selbst beschreibt seinen Stil als „figurative Post-Abstraktion“, weil er wie die abstrakten Künstler seine Formen frei gestaltet, jedoch diese mit klassischer Plastizität auf dem Bildträger wiedergibt.
Der Pierrot ist eine männliche Bühnenfigur, die ihren Ursprung in der italienischen Komödie des 16. Jahrhundert hat und später als Figur in Unterhaltungsveranstaltungen in Frankreich aufgenommen wird. Sein Charakter ist bewusst etwas verträumt, naiv, melancholisch und poetisch. Er trägt weisse, wallende Gewänder mit grossen Knöpfen, dünne bunte Schuhe, eine Halskrause und einen Filzhut, letztere umrahmen das von Mehl gebleichte Gesicht. Boteros „Pierrot“ zeichnet er getreu dem historischen Kostüm. Die zarten Nadelstreifen akzentuieren die Rundungen, die das weite Kostüm ausgiebig füllen. Man erahnt das Warten eines Modelsitzenden, der an etwas Anderes denkt als seine Pose, dennoch aber seine Rolle respektvoll halten möchte. Der Betrachter verliert sich in Erinnerungen an eine zeitlose Welt, wo eine reale Präsenz des Unwirklichen ihm gegenübersitzt und fast vertraut anblickt.
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