Losnummer: 1108
Provenienz
Schaeffer Galleries, New York. - Privatsammlung Schweiz. - Galerie Fischer Auktionen, Luzern 11.11.1994, Lot 2047. - Deutsche Privatsammlung.
Ausstellungen
Mostra dei Guardi, Palazzo Grassi, Venedig 5.6.-10.10.1965, Nr. 131.
Literatur
Mostra dei Guardi, Ausstellungs-Katalog, Palazzo Grassi, Venedig 1965, S. 252, Nr. 131 (Abb.). - R. Pallucchini: Note sulla Mostra dei Guardi, in: Arte Veneta, 1965, S. 234. - L. Ragghianti-Collobi: Disegni di F. Guardi nella collezione Horne a Firenze, in: Problemi guardeschi, Venedig, 1967, S. 185, Tf. 139. - A. Morassi: Guardi. L´opera complete di Antonio e Francesco Guardi, Venedig 1973, S. 279 und 487, Kat. Nr. 956, Abb. Nr. 845. - L. Rossi Bortollato: Francesco Guardi. L´opera completa, 1974, Nr. 470, S. 116-117. - D. Succi: Francesco Guardi. Intinéraire d´une aventure artistique, 1995, fig.151.
Neben Antonio Canal, gen. Canaletto hat Francesco Guardi unsere Vorstellung von Venedig geprägt: topographisch präzise und narrativ der eine, impressionistisch und visionär der andere. Im Gegensatz zu anderen Vedutenmalern der Lagunenstadt gilt Guardis künstlerisches Interesse allein der optischen Erscheinung und Magie dieses einzigartigen Ortes. Wenige Jahre nach Entstehung unseres Gemäldes, das um 1770 datiert wird, hatte Napoleon die einst stolze Seerepublik erobert. Mit ihm und dem letzten großen Künstler der Stadt, Antonio Canova, setzte sich ein anderer, strenger Stil durch, der radikal mit der jahrhundertealten Kunsttradition der Stadt brach.
Während Guardis venezianische Malerkollegen in ganz Europa von Madrid bis London und von Dresden bis Wien die Kirchen und Paläste des Ancien Regime schmückten, hat er selbst seine Heimatstadt nie verlassen und hier als freier Künstler Werke für den Markt produziert. Seinen Ruhm als einer der ganz großen Meister der Stadt hat er selbst nicht mehr erlebt.
Ein großer Teil seiner malerischen Produktion, insbesondere der späteren Jahre, besteht aus sogenannten "Capricci". Dies sind bildhafte Zusammenstellungen von realen und frei erfundenen Gebäuden und Landschaften, die das Licht und die Farben, die ruinösen Bauten und das muntere Volk herbeischwören. Der Reiz dieser Werke liegt im lebendigen Licht- und Schattenspiel und dem raschen, virtuos sitzenden Pinselstrich. Zu unserer Komposition gibt es mehrere, voneinander leicht abeweichende Varianten, die Morassi sorgfältig gelistet hat. Unser Werk beschreibt er als „opera brillante e spirituosa“ und datiert es 1770/1775.
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