Losnummer: 8178
Künstlerisch bedeutsames, charakteristisches und koloristisch wirkungsvolles Stilleben, eines der Hauptmotive Heldts der Nachkriegszeit. Mit vereinfachten, geometrisierten Formen und harten Schwarz-Weiß-Kontrasten zeichnet Werner Heldt das "Stilleben am Fenster". Er beschränkt sich auf wenige, klare Farben und setzt vor die geschlossene Häuserwand einen wogenden Streifen in leuchtendem Grün. Das Arrangement im Vordergrund wirkt monumentalisiert, die Häuser scheinen selbst Teil des Stillebens, der Gegensatz zwischen Innen und Außen ist beinahe aufgehoben. Der Hintergrund ist streng gegliedert durch die Vertikalen der Hausfassaden und das rhythmische Zickzack der Dachformen.
"Ich habe in meinen Bildern immer den Sieg der Natur über das Menschenwerk dargestellt. Unter dem Asphalt Berlins ist überall der Sand unserer Mark. Und das war früher einmal Meeresboden. Aber auch Menschenwerk gehört zur Natur." (Werner Heldt, zit. nach Wieland Schmied, Werner Heldt, Köln 1976, S. 66). Das Berlinbild Werner Heldts machte von den romantisch-melancholischen Anfängen der 1920er Jahre bis hin zu den kargen Fensterausblicken der Nachkriegszeit eine grundlegende Entwicklung durch, geprägt vom Lebensweg eines einsamen, von Depressionen heimgesuchten Künstlers, der ganz in seinem Werk aufging. Sein Schaffen "bewahrt das Bild einer zum Stilleben gewordenen Stadt, leer, fremd und nicht ohne Magie, einen der irdischen Geographie entrückten Ort, ein 'Berlin am Meer'" (Wieland Schmied, Werner Heldt, Köln 1976, S. 62).
Die quadrierte Zeichnung diente Heldt als direkte Vorlage für sein Ölbild "Stilleben auf dem Balkon" (Seel 648), 1950. Der Hintergrund, der Krug und der Bilderrahmen wurden fast unverändert übernommen, während die Tischdecke im Gemälde Streifen hat und das Obst links umgezeichnet wurde. Seel betitelt das Blatt "Stilleben vor Häuserwand".
 |