Losnummer: 547
Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen. Köln: Joh. Koelhoff d. J., 23. Aug. 1499.
31,6 x 20,5 cm. 366 Bl. (st. 368, ohne die letzten beiden leeren Bll.): 12 Bll., 350 römisch gez. Bll. (mit Fehlern), dazwischen (nach Bl. lviij) 5 ungez. Bll. Got. Typen, 49 Zeilen, Kolumnentitel. Foliierung stellenw. fehlerhaft. Mit 368 teilw. blattgr., meist kolorierten Holzschnitten von 81 Stöcken.
Blindgepr. Schweinsleder über Holzdeckeln auf fünf Bünden, dat. 1604: Mit Rollen- und Einzelstempeln, auf beiden Deckeln zentral ein Schlingbandmedaillon, vorn schwarzgeprägt die Initialen "I.B.A" hinten das Jahr "1604"; Kantenbeschläge, zwei Metallschließen.
(Einband stark berieben, Fehlstellen an Rücken und Gelenken restauriert. Titelblatt ganz unterlegt, sonst einige Bll. am unteren Rand in älterer Zeit durch Papierstreifen verstärkt oder kleine Randdefekte und kl. Randeinrisse unterlegt, ein Blatt mit größerem ausgebesserten Randefekt mit geringem Textverlust. Titel mit Tintenziffer "1604", vereinzelt alte Tintenmarginalien. Ränder im Ganzen mäßig, teilw. auch stärker wasserrandig, Gebrauchsflecken).
GW 6688. Hain 4989. Voulliéme Köln 324. Borchling-Claußen 312. S. Corsten, Die Kölnische Chronik von 1499, Hbg 1982. - Das Exemplar zeigt die in GW 6688 Anm. 1-3 beschriebenen Varianten wie folgt: Laut Anm. 1 folgt der Text dem späteren Druckzustand, die Lagenbez. allerdings in Minuskeln: kiij. kiiij u. kv; laut Anm. 2 liegt hier auf Bl. 263a der frühere Druckzustand mit Darstellung eines Kaisers statt eines Königs vor; laut Anm. 3 ist der Text bezüglich einer Turnierniederlage Maximilians noch nicht durch einen Karton korrigiert.
Die Kölnische Chronik gehört als reich bebildertes und in der Volkssprache geschriebenes Buch mit den zwei Jahrzehnte früher entstandenen Bilderbibeln zu den ungewöhnlichen Hervorbringungen des Kölner Buchdrucks der Inkunabelzeit (Corsten). Während dem Werk zur Zeit seines Erscheinens kein Erfolg beschieden war und es sogar zum wirtschaftlichen Ruin des Druckers und Verlegers Joh. Koehlhoff d.J. führte, ist die Kölnische Chronik heute als eines der wichtigsten Quellenwerke zur Kölner und rheinländischen Geschichte, als bedeutendes Denkmal der kölnisch-ripuarischen Sprache oder auch als Beleg für die Rolle Gutenbergs als Erfinder des Buchdrucks aus der neueren Forschungsgeschichte nicht mehr wegzudenken.
Die ungewöhnlich hohe Anzahl von Holzschnitten scheint aus dem Erfolg der Schedelschen Weltchronik zu resultieren, ist aber auch zu einem wesentlichen Teil von einer handschriftlich überlieferten stadtkölnischen Chronik abhängig: der um 1470 entstandenen "Agrippina" des Heinrich von Beeck. Die Holzschnitte zeigen berühmt gewordene frühe Stadtansichten von Köln, historische Szenen, Porträts und Wappen (darunter der doppelblattgr. Quaternionenadler). - Bei dem anonym gebliebenen Verfasser, über den man seit Jahrhunderten Vermutungen anstellt, handelt es sich möglicherweise um einen Mönch der Augustiner-Eremiten (vgl. Corsten). - Die Auflage des Buches hat nach Schätzung von Corsten kaum über 250 Exemplare betragen. 205 Ex. befinden sich z. Zeit in öffentlichen Einrichtungen, davon ist allerdings ca. 1/3 unvollständig.
Im ganzen gutes und bis auf die leeren Blätter am Schluss vollständiges Exemplar in altem Kolorit.
Auf dem fliegenden Vorsatz die alten Besitzeinträge "Anton Öchsler 1775", "Fr. v. Ammon", wdh. auf dem folgenden Bl., und Exlibrisstempel mit Wappen "Frid. Otto Com: de Bylandt". - Friedrich von Ammon (1794-1874) war ab 1835 Appellationsgerichtsrat in Köln, von 1839 bis 1844 Präsident der Rheinischen Eisenbahndirektion, 1851-1855 Senatspäsident am Appellationsgerichtshof Köln. Seine nachgelassene Bibliothek wurde 1879 bei Lempertz versteigert. Der folgende Vorbesitzer war Frederik Otto Graf von Bylandt (1874-1948, preuß. Rittmeister).
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