Losnummer: 615
Provenienz
Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt/M.; Privatsammlung, Niedersachsen
Ausstellungen
Frankfurt/M. 1986 (Karmeliterkloster), Joannis Avramidis, Skulpturen, Ausst.Kat.Nr.10 o.S. mit Abb. (anderes Exemplar)
Frankfurt/M. 1967 (Galerie Appel und Fertsch), Joannis Avramidis, Ausst.Kat.Nr.20, S.5 mit Abb. (anderes Exemplar)
Literatur
Michael Semff, Joannis Avramidis, Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, S.89 mit Abb.45 (anderes Exemplar)
Schon während seiner Ausbildung an der Wiener Akademie, wo er Bildhauerei bei Fritz Wotruba studiert, setzt sich Joannis Avramidis das künstlerische Ziel, eine absolut objektive figürliche Form zu schaffen. Er will auf jegliche individuelle Sichtweise verzichten, um zu einer universell gültigen Lösung zu finden. Aufbauend auf den Skulpturen und Zeichnungen, die er während des Studiums geschaffen hatte, gelingt ihm 1957 die Ausarbeitung eines Konzeptes, nachdem die Figur gewissermaßen aus dem Inneren heraus nach den Prinzipien einer antiken Säule aufgebaut wird. Ausgehend von einer vertikalen Achse als Basis konstruiert der Künstler die Volumina der Figur mittels übereinander gesetzter horizontaler Kreisbögen aus Aluminiumblech von unterschiedlichem Radius. Das damit vorgegebene Gerüst wird schließlich mit Gips aufgefüllt, um als Gussform für den Bronzeguss zu dienen.
Die statischen, in sich geschlossenen Figuren, die Avramidis nach diesem Prinzip erschafft, orientieren sich nicht nach konkreten, der Natur abgeschauten anatomischen Gesetzmäßigkeiten, sondern entstehen in einer rein konstruktiven Aktion. Sie sind stets allansichtig und weisen eine erstaunliche Formenvielfalt aus. „Ich habe z.B. eine Figur nach dem mathematischen Prinzip von Kugelschnitten konstruiert, bei der ich als Künstler mich selbst fast ausgeschlossen sah. Trotzdem ist das Spontane, Überraschende für die Gestaltfindung wichtig. Auch ich selbst bin oft überrascht von dem, was herauskommt, wenn ich eine neue Figur schaffe.“ (Joannis Avramidis, zit. nach: Michael Semff, Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, S.76)
Obwohl gänzlich abstrakt, finden sich in ihren harmonischen, sanft gerundeten Volumina immer deutliche Anklänge an die menschliche Figur - Gegenständlichkeit und Abstraktion verschmelzen miteinander.
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