Losnummer: 3
Die scheinbar naiven Bildwelten von William N. Copley sind erfüllt von erotischen Phantasien, in denen neben Frauenakten und fetischartig aufgeladenen Objekten oftmals der Künstler selbst auftaucht. Farbenfroh, respektlos und voll selbstironischem Humor bedient er sich bei diversen kunst- und kulturhistorischen Vorbildern. Lebensfreude und hintergründiger Witz geben seinem Oeuvre eine unverwechselbare Heiterkeit und spiegeln den sorglosen Lebensstil des Künstlers wider. „Man sehe sich nur die Duette an, die auf diesen Bildern gesungen werden - die Tänzchen, die hier gedreht werden, zeigen alles und verhüllen nichts. Es ist vollkommen klar: Hier handelt nicht ein Opfer, das unter Qualen die Arena des Geschlechterkampfes betreten hätte, hier spricht der Täter aus Leidenschaft, die Lust an der erotischen Handlung bestimmt Leben wie Kunst.“ (Carl Haenlein, in: William N. Copley, Works 1948-1983, A German Collection, Ausst.Kat. Galerie von Braunbehrens, München 2012, S. 11)
Augenzwinkernd analysiert Copley seine speziellen Präferenzen in diesem unbetitelten Werk von 1994. Als kleiner Mann mit Anzug und Melone porträtiert er sich selbst in der Rolle des Sigmund Freud in der Gesprächssitzung mit einer „Patientin“ auf der Couch. Die liegende unbekleidete Frau, der Hund und die betonte Ornamentik der räumlichen Details sind feste Bestandteile seines charakteristischen Bildprogramms. Die Gemälde, die großformatig in üppigen Goldrahmen an den Wänden hängen, sind ebenfalls vielfach in Copleys Interieurs anzutreffen. Sie bilden eigenständige Sphären, in denen er seine erotischen Phantasien fortführt oder Kunstwerke von Weltrang persifliert - hier da Vincis Abendmahl, in dem Jesus und einige der Jünger durch weibliche Figuren ersetzt werden.
Zertifikat
Die vorliegende Arbeit ist im Estate of William N. Copley, New York, registriert.
Provenienz
Galerie Lelong, Zürich (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen
Literaturhinweise
Brigitte Reinhardt (Hg.), William N. Copley, True Confession, Ausst.Kat. Ulmer Museum, Ostfildern 1997, S. 24 mit Abb.
Ausstellung
Wien 2003 (Bawag Foundation), William N. Copley, Easy to Read Storybook, Ausst.Kat.Nr.36
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