Gouache auf Papier oder Pergament, ringsum mit Einfassungslinie in Goldfarbe, auf eine Eichenholztafel kaschiert. 12,5 x 19,2 cm (Einfassungslinie), 14,5 x 21 cm (komplette Tafel). |
Losnummer: 6010
Der flämische Miniaturmaler und Zeichner Hans Bol wird in Mecheln vermutlich bei seinen beiden Onkeln, den Malern Jacob Bol I. und Johannes Bol in der lokalen Tradition der "water-verwers" (Wassermaler) oder "doekschilders" (Leinwandmaler) ausgebildet. Nach zwei Jahren Aufenthalt in Heidelberg zurück in Mecheln sind die in Wasserfarben gemalten Landschaften des 18-Jährigen bei Sammlern bereits sehr gesucht. Mit 25 wird er Meister der Mechelner Lukas-Gilde. Hans Bols Landschaftsmalerei ist von den Werken seines Zeitgenossen Pieter Bruegel d. Ä. beeinflusst. Mit ihm teilt er auch die Vorliebe für die Darstellung der Jahreszeiten und Monate. Bruegel hat diese mittelalterliche Tradition mit einer monumentalen Monatsreihe aus dem Jahr 1565 wiederbelebt. In den folgenden Jahren fertigt Hans Bol Entwürfe für eine Serie von Drucken der Vier Jahreszeiten an. Das Projekt ist ursprünglich von Bruegel als Auftrag für den bekannten Antwerpener Drucker Hieronymus Cock begonnen worden. Als Bruegel 1569 stirbt, hat er nur die Entwürfe für Frühling und Sommer fertiggestellt. Dass Bol von Hieronymus Cock gebeten wird, Entwürfe für Herbst und Winter anzufertigen, ist ein Beweis für die hohe Wertschätzung, die er um 1570 genoss. Durch diesen Auftrag wird der junge Bol praktisch zum Nachfolger des alten Bruegel. Vor der spanischen Invasion flieht Bol nach Antwerpen und wird 1574 Mitglied der dortigen Malergilde. In Antwerpen konzentriert er sich auf die sogenannte Kabinett-Miniatur. Es entstehen größtenteils Landschaften in Gouache auf Pergament, die, auf Holz geleimt, als Pretiosen geschätzt werden. Bol zählt mit diesen überaus fein mit spitzem Pinsel gemalten Landschaften, die von zahlreichen Figuren und Tieren belebt und mit detailreich geschilderten Architekturen ausstaffiert sind, zum wohl erfolgreichsten Vertreter dieser Kunstgattung. Die Miniaturen entstehen hauptsächlich in den späten 1570er Jahren. Wegen weiteren Kriegswirren verlässt er 1584 Antwerpen. Nach verschiedenen Aufenthaltsorten wie Delft und Dordrecht verschlägt es ihn schließlich nach Amsterdam, dessen Bürger er 1591 wird. Zahlreiche Stecher arbeiten nach seinen Vorlagen, darunter de Bruyn, Cock, die beiden Galle, Hondius, Merian, de Passe, Jan Sadeler, Wierix und Adriaen Collaert. Von letzterem kennen wir eine schöne Folge von 12 Blatt mit Monatsdarstellungen im Rund nach Hans Bol. Der Juni zeigt, unter dem Tierkreiszeichen des Krebses, Bauern bei der Schafschur, im Juli und im August sehen wir Gras mähende Bauern und im Hintergrund Bauern bei der Getreideernte und -verarbeitung, alles Tätigkeiten, die wir auch auf unserer Miniatur finden, bereichert noch um eine kleine Jagdgesellschaft in der Ferne. - Mit einem Photogutachten in Kopie von Klaus Ertz vom 3. Juli 2021.
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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