Nachbericht 295. Auktion
„Europäisches Glas & Studioglas“ und „Salzburger Privatsammlung, Christian Clausen: Loetz – Glaskunst des Jugendstil“ am 17./18. März 2023
Ein äußerst erfolgreiches Auktionswochenende liegt hinter dem Auktionshaus Dr. Fischer. Mit knapp 1400 Objekten waren gläserne Kunstwerke im Angebot, die ihres Gleichen an attraktiven Taxierungen bei gleichzeitiger Qualität suchten.
Gleich zu Beginn startete der Freitag mit einer Schnittglassammlung aus Norddeutschland, deren Sammler sich unter anderem auf Becher und Pokale aus der Frühzeit der brandenburgischen Hütten mit emblematischen Darstellungen und Jagdszenen spezialisiert hatte. Schon im Vorfeld machte sich ein reges Interesse unter den Schnittglassammlern breit, die besonders durch die attraktive Preisgestaltung gelockt wurden. So auch bei einem schlesischen Deckelpokal (Lot 137) mit einer Qualität voll geschnittenen Panoramaansicht des Riesengebirges, der bei 500 Euro startete und gleich mehrere Bieter bis zu einem Erlös von 5.800 Euro jagte.
Im Bereich des alten Glases sticht außerdem ein großer Pokal aus Uranglas (Lot 532) hervor, der äußerst fein in bunten Emailfarben dekoriert ist. Zu sehen sind Blumensträuße umgeben von Schmetterlingen, Käfer und Vögel, ausgeführt in Böhmen um 1840. Der auf 1.000 Euro taxierte Pokal überzeugte gleich mehrere Bieter und erlöste schließlich 10.400 Euro.
Auch das Glas des 20. Jahrhunderts sorgte für eine große Nachfrage bei der Käuferschaft und für Topzuschläge. Dazu zählt ohne Zweifel die von Dino Martens entworfene Vase „Eldorado“ (Lot 618), die durch die Kombination aus transparent farbigem Glas mit Goldfolieeinschmelzungen und einer großen Sternmurrine besticht. Martens zählt zu den bekanntesten Designer der Muraneser Manufaktur Aureliano Toso und seine Serie der „Eldorado“ Vasen ist sehr selten auf dem Kunstmarkt vertreten. Mehrere Telefonbieter registrierten sich bereits im Vorfeld für das 1953 gefertigte Stück, was eine Steigerung des Katalogpreises erwarten ließ. Nach einem langen Bietgefecht ging jedoch ein Internetbieter siegreich hervor und darf das farbenprächtige Stück für 36.400 Euro künftig als Teils seiner Sammlung bewundern.
Neben den italienischen Klassikern sind es ebenso die modernen Studiogläser, die ein begehrtes Sammelgebiet geworden sind. Hierbei steht nicht mehr die Funktionalität des Kunstwerkes im Fokus, sondern vielmehr der ästhetische Aspekt. So auch bei der Skulptur "Blue Decending Loup 60 degree rotation“ (Lot 746), die von einem der Mitbegründer der internationalen Studioglasbewegung, Harvey K. Littleton, gefertigt wurde. Die formschöne, in Bewegung befindliche und mit farblichen Akzenten versehene Skulptur erlöste 11.700 Euro.
Mit Spannung erwartet wurde am Samstag die Privatsammlung von Christian Clausen, einem passionierten Sammler für Gläser der Manufaktur Loetz Wwe. Sein Augenmerk bei dem Aufbau seiner Sammlung lag auf der Bandbreite an Formen und Dekore der in Klostermühle ansässigen Manufaktur aufzuzeigen und zu vereinen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen, denn es finden sich darunter Entwürfe der Künstler Adolf Beckert, Franz Hofstötter, Robert Holubetz, Marie Kirschner, Kolo Moser und Marey Beckert-Schider. Solch eine Qualität bei 113 Stücken stieß bereits nach Veröffentlichung des Katalogs auf zahlreiches Interesse und machte die Bedeutung und Exklusivität der Sammlung deutlich. Den höchsten Zuschlag des Auktionswochenendes erzielte eine mit abstrahierten Blättern dekorierte Vase (Lot 1319), die von Franz Hofstötter für die Weltausstellung 1900 in Paris entworfen wurde. Diese Rarität, die sowohl in Form- als auch im Dekorentwurf ein außergewöhnliches Belegstück für die Glaskunst des Jugendstils im Hause Loetz darstellt, wurde im Katalog auf 25.000 bis 35.000 Euro eingeschätzt. Mehrere Bieter am Telefon, im Internet und im Saal ließen jedoch diesen Schätzpreis bald hinter sich bis schließlich der Preis von 71.500 Euro erzielt wurde. Neben diesem Topzuschlag fiel der Hammer bei weiteren Stücken im fünfstelligen Bereich. So eine von der Natur inspirierte Vase (Lot 1355), die eine Seelandschaft mit untergehender Sonne zeigt und ebenfalls von Franz Hofstötter entworfen wurde. Hier ging ein Saalbieter als Sieger hervor und darf künftig für 42.900 Euro diese Weltausstellungs-Vase sein Eigen nennen. Eine weitere, farbenprächtige Vase (Lot 1366) in schlanker Form überstieg ebenfalls ihren Aufrufpreis von 12.000 Euro und erlöste 44.200 Euro.
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