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Glamourösen Tanzrevuen und eine Primaballerina mit Heiratsabsichten

Demètre H. Chiparus, Etoile de mer (Starfish), um 1928

Kunsthandwerk

Das Kunstaktionshaus NEUMEISTER präsentiert in seiner Auktion am 25. September 2024 ein breit gefächertes Spektrum an Objekten zur Kunst- und Kulturgeschichte aus mehr als 500 Jahren. Zu den reizvollsten Sammlerstücken zählen zweifellos die beiden aus Bronze und Elfenbein gefertigten Art déco-Figuren „Astra“ (LOT 85, Schätzpreis € 19.000-23.000) und „Etoile de mer“ (LOT 86, Schätzpreis € 50.000-55.000) von Demétre H. Chiparus. Der gebürtige Rumäne lebte und arbeitete in den 1920er Jahren in Paris und war fasziniert von den glamourösen Tanzrevuen und den Ballettaufführungen des Serge Diagilew die ihn zu einigen der ebenso anmutigen wie eleganten Figuren inspirierten. Originale dieser exzellent ausgeführten Kleinskulpturen sind äußerst gesucht.

Ein weiteres Highlight aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist die um 1915 in New York entstandene Tischleuchte „Jonquil-Daffodil“ aus den Tiffany Studios (LOT 78, Schätzpreis € 20.000-25.000). Der mit Narzissen versehene Bleiglas-Schirm in Grün- und Gelbtönen ruht auf einem reliefierten Bronzefuß. Vor allem in französischen Werkstätten entstanden zur gleichen Zeit bahnbrechende Glasobjekte, die prägend für den „Art Nouveau“ bzw. „Jugendstil“ wurden, der sich Ende des 19. Und Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa verbreitete. Zwei besonders elegant geformte, mit floralem Dekor versehene Vasen kommen aus der Produktion der berühmten Glasmanufaktur Daum Frères in Nancy (LOT 61, Schätzpreis € 2.400-2.700 und LOT 60, Schätzpreis € 1.800-2.000).

Sehr wirkungsvoll platzieren könnte man die beiden Vasen auf der um 1780 in Paris gefertigten „Demilune Kommode“ (LOT 109, Schätzpreis € 14.000-18.000). Sie stammt aus der Werkstatt von Charles Topino, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den wichtigsten Pariser Ebenisten zählte. Sein Auftragsbuch hat sich erhalten und überliefert die Bandbreite und Vielfalt seiner Arbeiten. Der deutschstämmige Ebenist François Reizell erhielt seine Meisterwürde im Jahre 1764. Seine Möbel weisen häufig figürliche Marketerien mit Blumen auf, wie die Rosen-, Nelken- und Tulpen-geschmückte luxuriöse Kommode mit Furnier aus Königsholz, Rosenholz, Ahorn und Buchsbaum (LOT 108, Schätzpreis € 10.000-14.000). Zu den Kunden Reizells zählte der Prince de Condé, den er für Ausstattungen in Chantilly, Vilgénis und das Palais Bourbon in Paris belieferte.

Gemälde 15. – 20. Jahrhundert

Das Portfolio der alten Kunst umfasst eine Reihe schöner Porträts, darunter auch ein Doppelbildnis zweier Männer, die im 16. Jahrhundert zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Deutschland gehörten. Philipp Melanchthon wurde im Alter von nur 21 Jahren 1518 auf den Lehrstuhl für Altgriechisch an der Universität Wittenberg berufen. Er freundete sich mit Martin Luther an, der dort die Professur für Bibelauslegung innehatte. Zur Prominenz der beiden Reformatoren haben unter anderem auch die Porträts beigetragen, die ab 1532 in der anspruchsvoll organisierten Werkstatt des Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. entstanden (LOT 231, Schätzpreis € 40.000 – 60.000). Wiederholungen der äußerst gefragten Motive erfolgten marktorientiert, man reagierte damit auf das veränderte Verhältnis zwischen Künstler und Auftraggeber, doch ist jede Fassung ein Unikat, an dem feine Unterschiede erkennbar sind.

Die ebenso kluge wie schöne Barbara Campanini zählte zu den bedeutendsten Primaballerinen des 18. Jahrhunderts. Im Auftrag des jungen König Friedrich II. von Preußen gelang es, sie für das Corps de Ballet der neu geschaffenen Hofoper in Berlin zu gewinnen, wo sie 1744 debütierte. Das Porträt der Malerin Barbara Rosina Lisiewska zeigt sie in der Rolle der „Thetis“, in der sie 1746 in Carl Heinrich Grauns Oper „Demofoonte, re di Tracia“ das Publikum begeisterte (LOT 288, Schätzpreis 20.000-25.000). Die „Barbarina“ erhielt eine sehr hohe Gage und zahlreiche Extravergütungen, doch die Karriere der „fliegenden Göttin“ in fand 1749 ein abruptes Ende. Auf offener Bühne nahm die Tänzerin einen Heiratsantrag an und löste damit einen Skandal aus, der die Kündigung ihres Vertrages zur Folge hatte.

Mit außergewöhnlichen Werken glänzt wieder einmal die Malerei des 19. Jahrhunderts. Das im neogotischen Stil erbaute Maderbräuschlösschen bei Berg am Laim erfasste Michael Neher mit großer Genauigkeit (LOT 317, Schätzpreis € 12.000-15.000). Die Ansicht zeigt den Wohntrakt und den Wirtschaftshof des Gebäudekomplexes, der südöstlich des heutigen Münchner Ostbahnhofs situiert war. In einem weiteren Werk hat Michael Neher einen Blick in die Spitalgasse an der Innenseite der alten Stadtmauer in Donauwörth festgehalten (LOT 318, Schätzpreis € 22.000 – 28.000). Links erkennt man die Spitze des Rieder Tores, das bis heute erhalten geblieben ist. Es scheint kaum verändert, lediglich die Fensterläden wurden entfernt. Die Szene wird belebt von einer Wäscherin und einem Handwerker rechts, die von einem plötzlichen Wasserstrahl aus dem Abflussrohr über ihnen überrascht werden. Ein Spitz und zwei Küchenmädchen sind Zeugen des Geschehens.

Das zum Monat September besonders passende Thema „Wandern“ spielt in der Auktion eine nicht unbedeutende Rolle. Ein einzigartiges und kunstvolles Zeugnis des Alpinismus des ersten Viertel des 20. Jahrhunderts ist das in den Jahren 1921-53 entstandene „Bergwanderbuch” von Adolf Leer (LOT 228, Schätzpreis € 5.000-6.000). Neben eigenhändigen Aquarellen und Gouachen finden sich Arbeiten der Künstler Rudolf Reschreiter, Edward Harrison Compton, Ernst Platz, Michael Zeno Diemer, Karl Adam Heinisch, Fritz Quidenus und Walter Busch. Leer beschreibt seine Wanderungen durch die Alpen, nennt die Hütten und sammelt Stempel zu den bestiegenen Gipfeln. Ergänzt werden die Einträge durch stimmungsvoll illustrierte Gedichte, die teils Bezug auf die Arbeiten seiner Künstler-Freunde nehmen. Auch auf zwei Werken von Carl Spitzweg sind Menschen in den Bergen unterwegs. Die kleine Holztafel „Wanderndes Paar in einer Felsenschlucht“ zeigt einen Jäger mit Rucksack und Flinte, der seinen Arm um die Taille einer jungen Frau mit rotem Rock gelegt hat (LOT 311, Schätzpreis € 25.000-30.000). Das Liebespaar hat gerade einen Bach passiert und wandert der bewaldeten Gebirgsschlucht mit steil aufragenden Felsen entgegen. Detlef Rosenberger ordnet das Gemälde als ein „qualitativ hervorragend gelungenes Meisterwerk“ in das Spätwerk des Künstlers, um 1871-75, ein. Auf einer nur 12,5 x 25,7 cm großen Holztafel hat Spitzweg die „Anhöhe über dem Ampertal mit einem rastenden Wanderer auf einer Bank“ eingefangen (LOT 313, Schätzpreis € 15.000-18.000), während die „Voralpenlandschaft“ (LOT 312, Schätzpreis € 10.000-12.000) mit schönem Blick auf ein weites Tal und die Berge am Horizont den Betrachter zu einem Spaziergang durch eine Ebene einlädt.

NEUMEISTER wurde wieder einmal eine sehr umfangreiche und qualitätvolle süddeutsche Privatsammlung angeboten. Die bemerkenswerte Einlieferung umfasst vor allem Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts, wobei religiöse Motive dominieren. Hinzu kommen Stillleben, Bilder mit mythologischen und historischen Sujets sowie Kunsthandwerk und Einrichtungsobjekte. Aufgrund der hohen Zahl an Objekten werden die LOTS auf mehrere Auktionen verteilt. Zwei Beispiele aus der Septemberversteigerung sind die Gemälde „Elia und die Witwe von Sarepta“ (LOT 234, Schätzpreis € 8.000-12.000) von Simon Vouet und das früher dem französischen Maler Antoine Coypel zugeschriebene Werk „Rachel und Jakob am Brunnen“ (LOT 276, Schätzpreis € 8.000-12.000), das nach neuen Erkenntnissen dem Umkreis von Louis de Boullogne (Hofmaler von König Ludwig XIV.) zugeordnet werden muss.

Moderne und Contemporary Art

Die Kunst der Moderne ist diesmal mit mehreren Arbeiten bedeutender französischer Künstler vertreten. Das bevorzugte Sujet von Jean Dufy war zwar die Stadt Paris, doch zog es ihn immer wieder in seine Geburtsstadt zurück. Hier schuf er Meisterwerke der Farbharmonie wie die Arbeit mit dem Titel „Le Havre“ von 1930 (LOT 408, Schätzpreis € 25.000-35.000). Eine andere Facette zeigt das Bild „Paysan dans le Limousin“ (LOT 407, Schätzpreis € 20.000-30.000). Die ländliche Szene entstand in einer Region des französischen Zentralmassivs, die Dufy zu zahlreichen Landschafts- und Naturdarstellungen inspirierte. Die Bilder des mit zahlreichen Auszeichnungen geehrten Künstlers, fanden Eingang in berühmte Sammlungen wie das Museum of Modern Art in New York, das Art Institute of Chicago und das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris.

Liebhaber von Künstlerkeramik werden sich über ein Konvolut von Werken des künstlerischen Multitalents Jean Cocteau freuen. Es umfasst die Vase „Ismène et Antigone“ (LOT 424, Schätzpreis € 1.500-2.000), die 36 cm große Schale „Astrologie“ (LOT 425, Schätzpreis € 2.500-3.500) und den Teller „Arlequin violine dansant“ (LOT 426, Schätzpreis € 2.500-3.500). Zu Cocteaus Entwürfen für eine Teller-Serie mit „freien Tanzszenen“ ist eine Tagebuchnotiz überliefert. Zwei besonders schöne Exemplare „Trois danseurs“ und „Ronde de trois Danseuses“ (LOT 427 und LOT 428, Schätzpreis jeweils € 1.500-2.000) kommen nun ebenfalls zum Aufruf. Alle Stücke stammen aus der „Edition originale“ des Ateliers Madeline Jolly, mit dem der Künstler von 1957 bis zu seinem Tod eng zusammenarbeitete. Sehr persönlichen Charakter hat ein handschriftlicher Brief Cocteaus mit einer Zeichnung aus dem Jahr 1961 (LOT 423, Schätzpreis € 800-1.200). Er ist an den Schauspieler Stig Gerson gerichtet, der durch die Rolle des „Eric“ im Film „Jede Stunde fährt ein Zug“ (1961, Regie: André Cavens) bekannt wurde.

In seinem 1936 entstandenen Gemälde „Brennholz gegen Kartoffelschalen“ (LOT 409, Schätzpreis € 20.000-30.000) verbildlicht Conrad Felixmüller die Herausforderungen in der Zwischenkriegszeit. Aus einem Pferdewagen verkauft ein Mann Brennholz an in einer Reihe wartende Menschen. Gegen den Hintergrund der hoch aufragenden Berliner Mietshäuser in trostlosen Grau- und Brauntönen setzen die beiden jungen Frauen im Vordergrund und das blaue Auto rechts raffinierte Farbakzente. Ein marktfrisches Blatt ist der Holzschnitt „Wilde Kuh und Hirt“ von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1933 (LOT 416, Schätzpreis € 10.000-12.000). Das für das Oeuvre des Künstlers bedeutende und seltene Werk zeichnet sich durch eine dynamische Komposition und kraftvolle Linienführung aus, die die Wildheit und Energie der Szene einfängt. Das Motiv des Hirten im Kampf mit der Kuh spiegelt Kirchners Naturverbundenheit wider.

Zwei herausragende Arbeiten aus dem Bereich Contemporary Art ergänzen das Angebot moderner Malerei: Der lettische Künstler Normund Braslins hat sich einen festen Platz im internationalen Kunstmarkt erobert und erzielte bei NEUMEISTER-Auktionen bereits Höchstpreise. „Girl in Blue Room“ von 2014-2015 (LOT 444, Schätzpreis € 10.000-15.000) beeindruckt durch seine kompositorische Klarheit. Der in altmeisterlicher Manier ausgeführte weibliche Akt ist vor einem monochrom blauen Hintergrund in den Fokus gerückt und. Die hell schimmernde, perlmuttartige Haut und der gesenkte Blick vermitteln subtile Sinnlichkeit. Auch das Werk „Moonlight Serenade“ (LOT 443, Schätzpreis € 20.000-30.000) von George Rodrigue wird von Blautönen beherrscht. Die „Blue Dog paintings“ etablierten den Amerikaner in der internationalen Kunstwelt der 1990er Jahre und zeigen stets einen Vierbeiner mit markant gelben Augen und einer weißen Nase, für den dem Künstler sein verstorbener Terrier Tiffany als Vorlage diente.

Schmuck

Funkelnde Diamanten in verschiedenen Farben spielen im Schmuck-Angebot der September-Auktion die Hauptrolle. Der in Neapel geborene Carlo Giuliano arbeite einige Jahre in London für führende Juweliere, bis er 1875 am Piccadilly ein eigenes Geschäft eröffnete und sich auf Schmuckstücke im Renaissance-Stil spezialisierte. Aus seiner Werkstatt stammt eine spektakuläre Kette mit Anhänger aus schwarzem und weißem Email und einem schönen Diamanten, die um 1870 /80, gefertigt wurde (LOT 125 Schätzpreis € 7.000 -9.000). Ein wahrer „Hingucker“ ist das opulente, in den 1930er Jahren entstandene Art-Déco-Collier mit blauen Topasen und Diamanten (LOT 155, Schätzpreis € 8.500-10.000). Kostbar und sehr edel wirkt das Collier mit einem exquisiten Aquamarin, Saatperlen und Diamanten, das um 1920 wohl in Deutschland produziert wurde (LOT 143, Schätzpreis € 14.000-16.000). Der einzigartige verwandelbare Anhänger in Form eines Schmetterlings aus den 1960er/70er Jahren ist mit Brillanten, Saphiren und einer Südsee-Zuchtperle verziert (LOT 192 Schätzpreis € 5.500-8.500), während ein kapitaler Diamant von 2,5 ct den Mittelpunkt eines schlichten Gold-Colliers bildet (LOT 136, Schätzpreis € 9.500 – 11.000).
Liebhaber farbiger Diamanten werden die Ohrgehänge mit natürlichen, vielfarbigen Fancy gelben Diamanten und weißen Brillanten begeistern (LOT 166, Schätzpreis € 6.500 – 8.000). Der Ring mit natürlichen, vielfarbigen Fancy Diamanten und weißen Brillanten (LOT 152 Schätzpreis € 5.800 – 7.000) würde den Look ergänzen.

Wer gerade einen Verlobungsring sucht könnte bei der Versteigerung fündig werden. Geradezu royale Qualitäten hat der Entourage Ring mit einem besonders feinen blauen Saphir und Brillanten (LOT 201, Schätzpreis € 12.500 – 16.000). Wenn es ausschließlich Diamanten sein sollten würde hingegen der zauberhafte Ring im Stil einer Lotusblüte mit einem zentral gesetzten Brillanten und terrassenförmig angeordneten Diamanten (LOT 171, Schätzpreis € 4.200 – 5.800) jede Braut auf das Schönste schmücken.

September-Auktion bei NEUMEISTER
am Mittwoch, 25. September 2024

Termine
14 Uhr Kunsthandwerk und Antiquitäten
15 Uhr Schmuck
ca. 16 Uhr Graphik und Gemälde 15. – 20. Jahrhundert
ca. 18 Uhr Moderne. Contemporary Art

Besichtigung
19. bis 23. September 2024
Donnerstag, Freitag, Montag 10 – 17 Uhr, Samstag/Sonntag 10 – 15 Uhr

Online bieten
INVALUABLE und LOT-TISSIMO

Katalog
ab 31. August 2024 online

Online Only
Neu bei NEUMEISTER
26. September 10 Uhr bis 7. Oktober 2024, 19 Uhr

Veranstaltungen zum Bericht:
Auktion 414: September-Auktion

Quelle: © Neumeister Münchener Kunstauktionshaus

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