Siguđur Guđjónsson – das Unheimliche
Nebel. Wie weißer Rauch schwimmt er über der bleichen, trostlosen Szenerie – ein Stein, Geröll, etwas bewegt sich, klagende Musik wie sphärische Klänge aus einer verschwommenen Erinnerung, die plötzlich klar und deutlich wie ein zuckender Blitz den Herzschlag erstarren lässt um ebenso plötzlich wieder im Halbdämmer des Ungreifbaren zu versinken. Siguđur Guđjónssons Filme atmen eine beklemmende Stille, stöhnen Verzweiflung, hecheln Furcht. Die verworrenen Fragmente einer traumgleichen Geschichte von Trostlosigkeit, Scheitern am Selbst, von Ersehnen und Unerfülltem sind zusammengetreten zu einem mystischen Requiem der Schatten...
Immer wieder blendet er, auf die lineare Narrative verzichtend, greifbare Elemente und groteske Bilder in einer Symphonie unbeständiger Gefühlszustände ineinander, schließt sie mit knisterndem, raschelnden Geräusch und dem getragenen Klang einer von weit her kommenden Trompete zu einer Einheit (“Host”, 2004).
In seiner neuesten Arbeit “Death bed” (2005/06) steht das verfallene Gerippe einer verlassenen Hütte im Zentrum einer verwirrenden, morbide-grotesken Fragmentage, die sich um den Versuch eines vermummten Protagonisten spinnt, die in einer schier endlosen schneebedeckten Einöde ruhenden Ruine zu erkunden. In der unheimlichen Atmosphäre begegnet er oder begegnet er nicht Figuren, geichtslosen Personen, die – Bilder aus der Vergangenheit? – zur gedämpften Salonmusik eines Pianos Lockenwickler in ihre grauen, strohigen Haare drehen und ihre halbverwesten Gliedmaßen in rotem Wasser baden...
Filmische und musikalische Elemente nehemen in Siguđur Guđjónssons athmosphärischem Werk den gleichen Stellenwert ein, Ton, Bild und Schnitt sieht der junge isländische Künstler als gleichberechtigte kompositorische Mittel auf seiner Suche nach einer weniger intellektuell als vielmehr physisch und emotional erfahrbaren Abgründigkeit, dem im Freud’schen Sinne Unheimlichen. Die mystische, quasi-spirituelle Grundstimmung seiner Arbeiten reflektiert Seelenzustände auf einer universell erfahrbaren Ebene, die, älter als die Sprache selbst, in Worten nicht fassbar und rational nicht zu ergründendem Verstand die Grenze zur Empfindung aufweisen.
Katharina Klara Jung, 2006
| |
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Host, 2004
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Deathbed, 2006
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Host, 2004
|
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Deathbed, 2006
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Leatherstreet, 2001
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Darkness, 2002
|
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Stye, 2003
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Flesh, 2004
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Host, 2004
|
|
|
• |
|
Guðjonsson ,
Sigurður ◊
Deathbed, 2006
|
| | | | | | | | |
|
Aktuelle und vergangene Ausstellungstermine:
31.03.2006 Siguđur Guđjónsson
11.06.2007 Galerie Adler auf der VoltaShow03
Weitere Termine:
Einzelausstellungen
2007
Siguđur Guđjónsson, Reykjavík Art Museum, Iceland
2006
Dark places, Motorenhalle, Dresden, Germany
Bleak - Trostlos, Kunstverein Langenhagen, Langenhagen, Germany
Deathbed, Galerie Adler, Frankfurt am Main, Germany
2004 Host, Gallery Kling & Bang, Reykjavik
2002 Darkness, Gallery Priestor, Bratislava (mit Magnus Arnason)
Cat, Gallery Kukur, Island
WONDERBOY, Gallery Nema Hvad, Island
Gruppenausstellungen
2007
100 Tage 100 Videos, GL Strand, Copenhagen, Denmark
Rekord, Oslo, Norway
Prater Art Sessions, Prater Vienna, Vienna, Austria (with Hans Op de Beeck, Henrik Plenge Jakobsen, Nicolas Jasmin, Chris Miner)
2006
Vienna Biennale, Vienna, Austria
100 Tage 100 Videos, Heidelberger Kunstverein, Heidelberg, Germany
SEQUENCES real time festival, Reykjavík, Iceland
Temporary Cities, National Centre for Contemporary arts NCCA, Moscow, Russia
The Un-Homely, Galerie Adler, New York City, USA
Contemporary Video Art from Iceland, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Germany
Iceland Show, BUS Gallery, Melbourne, Australia
the end, my friend, Spielhaus Morrison Galerie, Berlin, Germany
Islandia, Kültur Büro Barcelona, Barcelona, Spain
2005
West, video in collaboration with Gabriela Fridriksdóttir
Host, Berlin Liste, Klink&Bank invation
2004
Etoiles Polares, Vooruit, Ghent, Belgium
Nyskopun – Ny – Skopun,exhibition in a collaboration with Ice Tec, Reykjavík, Island
Berlin North, (in Zusammenarbeit mit Elin Hansdottir, Ásdis Sif Gunnarsdottir, Egil
Saebjörnsson and Sara Riel), Hamburger Bahnhof , Berlin, Germany (cat)
2003
Behind the eyes, Bergen Kunsthalle, Norwegen
Stye, Reykjavik Art Museum, Island
Uppnam, Einar Jonsson Sculpture Garden, Island
Stye, Gallery 10, Húsavik, Island.
2002
IXI Soundperformance, Museums Quartier 21, Vienna
Red, Uppsala Short Film Festival, Schweden
Converter Projekt Part 2, The Living Art Museum, Island
2001
LOD, sound Performance in Buryzone, Bratislava
Converter Projekt Part 1, Semper Depot, Wien
Polyfonia, Living Art Museum, Island
Daddy goes all the way, Safnahusid, Husavik, Island
Eagle Beagle, Living Art Museum, Island (in Zusammenarbeit mit Egill Saebjornsson)
Honk, Living Art Museum, Island
Best Hlemmur in the World, The electro company sound performance
2000
Dælan gengur, Olis, Island
Electro Company, The Yellow House, Island, sound performance
Selected video works
2007 Bleak, DVD, 25min
2006 Sárabeð, hdv/dvd
2005 West / Tetrologi, length 9min, in collaboration with Gabriela Friðriksdóttir
2004 Host, length 42 min, dvcam/dvd
2004 Flesh, length 15 min, dv cam/dvd
2003 Stye, length 37 min dv cam/dvd
2002 Darkness, length 16 min, dv cam/dvd
2001 Leatherstreet, length 35 min, dv cam/dvd and audio cd
Musik
2002 Killed a man with his ass
The Beautiful Carrot
Slím, in Zusammenarbeit mit Magnus Arnason
2001 Leatherstreet, in Zusammenarbeit mit Arnar Gudjonsson
Loð, in Zusammenarbeit mit Magnus Arnason
1993 Abduction, Cranium
Biographie●Ausstellungen●Literatur●Arbeiten |