
Croissant lebte und arbeitete von 1953 bis 1966 freischaffend in München, anschließend war er bis 1988 Professor an der Städelschule in Frankfurt. Von dort kehrte er nach München zurück, wo er am 21. September 2002 verstarb.
Seit 1972 war Croissant Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, ferner Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und der „Neuen Gruppe“ München. Zahlreiche Werke von ihm sind öffentlich aufgestellt, u.a. in Duisburg, Frankfurt, Köln, Ulm und Peking (Deutsche Botschaft), etliche Arbeiten befinden sich in Museumsbesitz, u.a. in der Kunsthalle Mannheim, Museum Ludwig Köln, Städel Frankfurt, Lenbachhaus München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Pfalzgalerie Kaiserslautern und Landesmuseum Mainz.
Bereits zu Lebzeiten galt der Münchener Bildhauer im Kreis der Kenner als Klassiker einer abstrahierenden Figuration. Parallel zu den auffallend dominierenden Malerbildhauern weckte Croissant seit den frühen 80er Jahren innerhalb einer figurativen BiIdhauerszene in Westdeutschland anhaltendes Interesse. In seinem Reifewerk hat er die Grenze einer organischen Figuration innerhalb der dreidimensionalen Darstellung erreicht und abgesteckt und somit Maßstäbe gesetzt. Wie kein anderer seiner Generation gilt er jüngeren, heute noch figurativ arbeitenden Bildhauern als Vorbild. Michael Croissant gehört zu den wenigen deutschen Bildhauern der letzten Jahrzehnte, denen es noch einmal gelungen ist, sich eine individuelle und zugleich skulpturgeschichtlich bedeutsame figurative Position zu erarbeiten.
Trotzdem sind weite Teile seines Werkes in den Hintergrund getreten und in den Depots der Museen verschwunden, die diese Werke besonders in den 60er und 70er Jahren erworben hatten. Daher kam die Aufarbeitung der verschwundenen Werkgruppen aus dieser Zeit einer Neuentdeckung gleich.
In Auseinandersetzung mit der internationalen Bildhaueravantgarde (Picasso, Richier, Moore) hatte sich Croissant seit seinem Studium bei dem Münchener Bildhauer Toni Stadler in den 50er Jahren intensiv mit der plastischen Tierdarstellung auseinandergesetzt. Hier fand er als einziger zu noch heute verblüffenden Darstellungsformen, die der Verkitschung der Tierplastik seit Franz Marc ein Ende bereitete. Mit seinen Kopf- und Helmdarstellungen der 60er Jahre setzte er wiederum plastische Akzente, die auf den wichtigen zeitgenössischen Ausstellungen große Beachtung und Nachahmer fanden. Nach der Übernahme einer Professur an der Frankfurter Städelschule,1968, wurde er zusammen mit dem Bildhauer Franz Bernhard zum Pionier einer Bodenplastik in Deutschland: er verzichtete auf den Sockel, legte seine lebensgroßen, abstrahierten Liegenden auf den Boden. In diesem Zusammenhang entdeckte Croissant mit dem ägyptischen Totenkult eine antike Tradition, die er in eine zeitgemäße künstlerische Sprache umsetzte. Folglich war sein Schaffen seit den 70er Jahren geprägt durch das ewig menschliche Thema Vergänglichkeit: Verlust, Auslöschung, Tod. Dieses Thema verkörpert sich in einer abstrakten, anonymen und abweisenden Form, innerhalb der das Menschenbild nur noch als Gestaltzeichen aufscheint.
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