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Vom 25. bis 27. März 2020 versteigerte Yves Siebers in Stuttgart teilweise mit Spitzenzuschlägen über 2100 von 2600 Losen Kunst, Antiquitäten, Design und moderne Kunst aus privaten Sammlungen und Nachlässen.
Die Auktion startete bereits erfolgreich mit Losnummer 1. Die äußerst seltene Abhandlung von Maria Sibylla Merian "Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung" zählt künstlerisch zu den wertigsten und ästhetischsten botanisch-zoologischen Werke mit stimmungsvollen Darstellungen der Raupen und Schmetterlinge in ihrer naturgetreuen Umgebung. Ein Telefonbieter hatte Glück und ersteigerte das Buch ohne Gegenbieter zum Limit von € 12.000,-. Nach einem Bietgefecht - situationsbedingt zwischen Online- und Telefonbieter - wurde die Schrift über die Geschichte des Rosenkranzes mit einer Erläuterung zur Entwicklung der Rosenkranzbruderschaft von € 280,- auf € 6.000,- gehoben und dem österreichischen Onlinebieter zugeschlagen (Los 48).
Im Bereich historischer Waffen und Militaria wechselte eine sogenannte Maucher-Pulverflasche mit einem geschnitzten Jagdmotiv für € 3.000,- den Besitzer (Los 209). Ein Visierhelm im Renaissancestil (Los 210) wurde von € 1.000,- auf € 4.000,- gehoben. Ein Onlinebieter sicherte sich für € 4.000,- einen preußischen Infanteriedegen mit zugehörigem Schivona-Gefäß (Los 212).
Aus Nussbaum wurden im 18. Jahrhundert zwei Möbelstücke geschreinert. Ein Tabernakelsekretär a trois corps (Los 517) ging für € 4.500,- nach Südtirol, eine Barock-Kommode mit detailreicher Allegorie-Darstellung der Hoffnung in der Deckplatte sowie floralen Rocaille-Motiven sicherte sich ein Bieter übers Telefon für € 2.600,- (Los 519).
Zwei ausländische Sammler interessierten sich in der Varia-Sparte für Objekte mit Seltenheitswert. Eine kleine eiserne Hochzeitskassette aus dem 17. Jahrhundert mit Figurenmalerei ging für € 1.700,- an einen Bieter nach Österreich (Los 723). Nach Italien konnte das Auktionshaus ein Vorhängeschloss - ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert – für € 4.000,- vermitteln (Los 725).
Sammler von feinem Porzellan und historischen Fayencen steigerten u.a. einen Bäckerkrug aus Durlach aus dem Jahr 1777 mit Zunftwidmung auf € 2.000,- (Los 887). Aus einer privaten Schachsammlung wurde ein opulentes Schachspiel aus der Staatlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg-Leningrad eingeliefert. Im Jahr 1925 wurde der Entwurf auf der Exposition International des Arts Décoratifs in Paris vorgestellt und erfreute sich damals großer Beliebtheit. Ein Bieter aus England hob das Los von € 3.000,- auf € 11.000,- (Los 1001).
Zwei Bieter aus Deutschland hatten bei den Silberobjekten Glück. Ein Paar Tischleuchter mit ungedeuteter Meistermarke, graviertem Kreuz samt zentralem Adler im Wappen sowie stilisierter Lilie am Stand, sicherte sich ein Telefonbieter für € 8.000,- (Los 1323). Eine Deckelterrine mit detailreich ausgeformten Granatäpfeln samt Blattwerk als Knauf und schauseitigem Wappen ging für € 2.400,- nach Bayern (Los 1331).
Auf großes Interesse stießen gleich mehrere süddeutsche Holzskulpturen aus der Sammlung Walter Dörr. Allen gemeinsam war der herausragende Erhaltungszustand und die meisterhafte Qualität der Schnitzarbeit. Die bekrönte Muttergottes mit segnendem Jesuskind aus dem 15./16. Jahrhundert steigerte ein Telefonbieter gegen 10 nationale und internationale Konkurrenten auf € 14.000,- (Los 1510). Die Skulptur der Anna Selbdritt (Los 1512) aus dem 16./17. Jahrhundert sicherte sich derselbe Bieter mit € 4.500,-. Ein Bieter aus den Niederlanden konnte sich dagegen bei Los 1513 und 1514 gegen seine Konkurrenten aus dem In- und europäischen Ausland durchsetzen. Eine auf Wolken schwebende Figurengruppe der Maria mit Jesuskind und Engeln hob er von € 300,- auf € 7.500,-, eine vielfigurige Hochzeitsszene mit perspektivischer Ausformung von Raum und Figuren stieg ebenfalls von € 300,- auf € 7.000,-. Die Darstellung des Heiligen Hubertus aus dem 18. Jahrhundert (Los 1533) erfreute sich ebenfalls großer Beliebtheit und erhielt schlussendlich den Zuschlag von € 4.000,-.
Im Bereich der Gemälde konnte das Auktionshaus am ersten Tag eine Vielzahl der angebotenen Werke mit Steigerung an private Sammler und den Handel verkaufen. Hervorzuheben wäre hier eine Jahrmarktszene eines niederrheinischen Meisters aus dem 16./17. Jahrhundert, welche mit € 6.000,- an ein Museum vermittelt werden konnte (Los 1720). Die Landschaftsdarstellung von Otto Dill ist 1929 bei Taormina auf Sizilien entstanden und zeigt eine elegant gekleidete Dame auf einer Steintreppe. Einem schriftlichen Bieter war das stimmungsvolle Gemälde das Limit von € 8.000,- wert (Los 1956). Auf großes Interesse stieß eine Lagerszene des polnischen Malers Michael Gorstkin Wywiórski. Ein deutscher Telefonbieter konnte sich gegen neun Mitbieter aus Polen durchsetzen und erhielt den Zuschlag für € 15.000,- (Los 1931). Eine selten auf dem Auktionsmarkt angebotene Kaffeehausszene aus dem Münchner Hofgarten von Otto Pippel wurde von € 7.000,- auf € 9.000,- gehoben (Los 1989).
Am dritten Auktionstag erzielte Yves Siebers in verschiedenen Sparten der modernen Kunst Höchstpreise. Die Skulptur „Wanderer Mensch, er sieht das helle Licht“ des 1902 in Erlangen geborenen Bildhauers Heinrich Kirchner (Los 2057) wurde auf das doppelte des Aufrufpreises auf € 6.000,- gesteigert. Die Grafik von Roy Lichtenstein „Industrie and art II“ wurde aus einem privaten Sammlerhaushalt eingeliefert. Ein österreichischer Telefonbieter erhielt am Ende den Zuschlag für € 11.000,- (Los 2206). Yves Siebers konnte gleich drei Highlights in der Auktion für moderne Gemälde offerieren. Ein oberschwäbisches Bauernpaar mit Hafersack von Jakob Bräckle lässt den Einfluss Kasimir Malewitschs erkennen und stammt aus der Spätphase des Malers. Äußerst selten gelangen solche Hauptwerke aus Privatsammlungen auf den Markt. Einem regionalen Bieter war diese großformatige und bedeutende Arbeit € 18.000,- wert. Erneut gelang es Yves Siebers zwei Hauptwerke aus dem Œuvre des Stuttgarter Malers Reinhold Nägele aus privaten Haushalten aus der Region für die Auktion zu akquirieren. Sowohl die Ansicht des 100. Cannstatter Volksfestes im Abendschein aus dem Jahr 1935 als auch die Stuttgart Ansicht bei Nacht wurde in den letzten Jahren in den großen Ausstellungen einem breiten Publikum präsentiert. Das Cannstatter Volksfest ging zum Aufrufpreis von € 16.000,- (Los 2406) in eine Privatsammlung. Für die Stuttgart Ansicht bei Nacht aus dem Jahr 1938 erzielte das Auktionshaus den höchsten Zuschlagpreis für eine Arbeit des Künstlers, der bisher auf dem Auktionsmarkt realisiert werden konnte. Einem privaten Sammler war die Ansicht den Spitzenzuschlag von € 85.000,- wert (Los 2407). |