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In der sechsten Einzelausstellung mit Ken Lum stellen wir seine neuen Arbeiten vor:
Necrology
Ken Lums neueste Arbeiten sind eine Ableitung heutiger Nachrufe, wie man sie etwa in Lokalzeitungen findet. Diese Kurztexte über ‚gelebtes Leben‘ hat Lum übernommen, jedoch zusammengestellt und ausgestaltet im Stil des Frontispiz eines Romans oder Theaterstücks aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Arbeiten wurden durch eine Zufallsentdeckung inspiriert, das Titelblatt des Philadelphia Inquirer nach dem Attentat auf US-Präsident Abraham Lincoln. Die Gestaltung des Layouts mit radikal verschiedenen Schriftarten weckten das Interesse des Künstlers ebenso wie die Abhandlung von Lincolns Leben in pointierten ‚Unterüberschriften‘, die sich über die gesamte Titelseite erstrecken und sich wie Kapitelüberschriften eines Menschenlebens lesen. Die nichtproportionalen Schriften, seltsam wechselnden Zeilenabstände und verschiedenen Schriftsätze muten aus heutiger Sicht einerseits befremdlich an, gleichzeitig haben sie auch eine ‚frische‘ Wirkung, so als ob jeder Buchstabe, jedes Wort und jede Zeile einen eigenen vitalen Organismus bildeten. Solche Verfahren in der Darbietung von Texten begegneten einem früher öfters, beispielsweise in Theaterprogrammheften oder Innentiteln von Romanen. Ken Lum empfindet das Verschwinden dieser Darstellungsformen und der damit verbundenen Vorstellungen als einen Verlust literarischer Tradition. Mit seinen Arbeiten setzt der Künstler sein langjähriges Projekt fort, Subjektivität durch verschiedene konzeptionelle Strategien zu evozieren.
Ken Lum ist in Vancouver/Kanada geboren und schafft seit über 35 Jahren in der konzeptuellen und darstellenden Kunst und in verschiedenen Medien, darunter Malerei, Bildhauerei und Fotografie. Er ist langjähriger Professor der University of Pennsylvania in Philadelphia und derzeit Leiter der Abteilung für Bildende Kunst der dortigen School of Design. Er ist Gründungsherausgeber des Yishu Journal of Contemporary Chinese Art, Autor von Katalogbeiträgen zu Chen Zhen, Liu Wei, Ian Wilson und Trevor Mahovsky/Rhonda Weppler und Autor und Herausgeber zahlreicher Aufsätze zur Kunst. Lum war Hauptredner auf der World Museums Conference in Shanghai, der Sydney Biennale und der Universities Art Association of Canada. Seine Werke wurden in zahlreichen internationalen Biennalen und Ausstellungen gezeigt, darunter die Documenta11 in Kassel (2002) Biennale di Venezia (2001), Whitney Biennial (2014), und Gwangju Biennale (2008). Lum hat zudem verschiedene Kunstaufträge im öffentlichen Raum ausgeführt, so in Wien, Leiden, Utrecht, Vancouver, Toronto, St. Louis und St. Moritz; derzeit arbeitet er an einem Mahnmal in Gedenken an die Nyos-Tragödie in Kamerun im Jahr 1986. Lum war Kurator mehrerer großer Ausstellungen, darunter die Sharjah Biennale 7, Shanghai Modern: 1919-1945 und NorthWest Annual, und ist Co-Kurator einer für Herbst 2017 geplanten Ausstellung über große städtische Kunstauftragswerke in Philadelphia, Monument Lab: Creative Speculations for Philadelphia.
(Der Pressetext basiert auf einem Text des Dupont Projects, Toronto. Übersetzung Simone Schede
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