Losnummer: 567
Provenienz: - New York, Sammlung Robert Lehman (bis 2004) - Hamburg, Sammlung Jörn Günther (2004) - Schweizer Privatbesitz (seit 2005) Bibliographie: - Seymour De Ricci (assisted by William J. Wilson); Census of Medieval and Renaissance Manuscripts in the United States and Canada, New York 1927, S. 1709 Nr A.37 - Pia Palladino Treasures of a lost Art . Italian manuscript Painting of the Middle Ages and Renaissance, New Haven/London 2003, S. 32 Vorliegendes Blatt mit der eindrücklichen Schilderung des letzten Abendmahls, die sich innerhalb einer für das Veneto charakteristischen, oben in einen abgeflachten Vielpass gipfelnden Nische entwickelt, steht künstlerisch in der padovanischen Tradition um Altichiero. Die Darstellung der an einem runden Tisch um Christus gescharten Jünger, von denen einige Gesichter in extremer Verkürzung gegeben sind, fügt sich nahtlos an die Bilder im paduanischen Raum an, so beispielsweise an die Tafel von Dalmasio im Museo di S. Stefano in Bologna (vgl. Daniele Benati, Jacopo Avanzi nel ritrovamento della pittura padana del secondo 300, Bologna 1992, S. 123, Abb. 129). Wenngleich das sich über die Seitenränder erstreckende Rankensystem sich direkt aus der bolognesischen Buchmalertradition herleitet, so erkennen wir gewisse Elemente, die eher in der Tradition der venezianischen Kunst stehen. Das gilt, wie erwähnt für die Vielpassform des oberen Nischenabschlusses gleich wie für die Sitzbank um den Tisch, die auch später in ähnlicher Form in den venezianischen Marienbildern als Thronsockel der Marienthrone figuriert. Es bestehen gute Gründe den noch unbekannten Fra Jacobus im venezianischen Raum, womöglich in Verona, anzusiedeln. Seine Kunst scheint sich aus jener eines unbekannten, auch von Lorenzo Veneziano berührten Miniaturisten herzuleiten, von dem sich in einer österreichischen Privatsammlung zwei (Friedrich Georg Zeileis, Più ridon le carte. Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance, Gallspach 2004, S. 122-131) Antiphonarblätter erhalten haben: eines mit Darstellungen der Genesis und das andere mit einer grossartigen Apotheose des Ewigen in einer Initiale A. Womöglich stammt der unbekannte Buchmaler unseres Antiphonarblattes aus der Gegend von Verona, zumal seine Kunst stilistisch auf die auch schon (vermutlich nicht zutreffend) mit Jacopo da Verona in Zusammenhang gebrachten und etwas später anzusetzenden Miniaturen in den Chorbüchern von Monselice hinweisen. Prof. Dr. Gaudenz Freuler
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