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| | Museale Augsburger Säulenuhr, David Buschmann, um 1660 - 64 | | Vergoldetes und versilbertes Messing/Bronze, gebläuter Stahl, geschmiedete Eisenspindel. Tagesläufer mit Gehwerk über Kette und Schnecke, Schlagwerk über eine mit durchbrochenen Ranken verzierte Schlossscheibe mit Stundenschlag auf Glocke. Das Uhrwerk in einem quadratischen versilberten mit Rankengravuren verzierten Kasten, außen belegt mit vergoldeten Bronzeapplikationen, auf den Ecken plastische geflügelte Hermen, dazwischen Festons. Oben aufliegender versilberter Indikationsring mit einem Zeiger für Monate, Tierkreiszeichen und Datumsanzeige. Um das Säulenpostament eingefügt vier versilberte Plaketten mit radierten Sonnendarstellungen und Schriftgravuren: "CONTRA FERVNTVR", "VNA FERVNTVR", "SVPRA FERVNTVR" und "INFRA FERVNTVR". Die Rundsäule spiralförmig umwunden von einem Stundenband mit Furchen für die Bewegung des kleinen plastischen Amors als Zeiger. Auf dem Blattkapitell aufliegend ein kleines lateinisch graviertes Zifferblatt für die Stundenindikation mit einem Zeiger. Auf der Platine graviert "Davidt Buschmann Aug:". Eine Beschädigung oben am Stundenring der Säule, die vier plastischen Amoretten auf dem Uhrkasten lose, die Attribute und ein Fuß verloren, kleine Verluste am Schildpatt. Auf einem mit Goldfolie unterlegtem Schildpatt furnierten und von ebonisierten Flammleisten konturierten Weichholzpostment, Gesamthöhe 58,2, Postament B 26,5, T 26,5 cm. Oben verglaster Transportkasten aus Nussholz mit geschmiedeten Eisenbeschlägen H 69, B 33, T 33 cm. | |
| Losnummer: 1670
David Buschmann (1626 - 1701) entstammt einer Familie, die seit 1536 in Augsburg Kleinuhren produzierte. Zu seiner Ausbildung gehörte neben der Herstellung des Zeitmessers auch die damit verbundene und oft komplizierte Mechanik der besonderen Gehäuse. Schon seinem Vorfahr, der erste Kaspar II Buschmann, wurde eine Schmiedegerechtigkeit zugesprochen, die es ihm ermöglichte, seine Gehäuse selber zu bauen. Aber zu Davids Zeit muss die Werkstatt, wie viele andere Augsburger Kunstbetriebe, eng mit Handwerkern und Ateliers zusammengearbeitet haben, sicher aber mit Vergoldern, und vielleicht auch mit Bronzegießern und Bildhauern für die skulpturalen Objektapplikationen.
Die Familie Buschmann hatte ein gewisses Angebot entwickelt, in dem einzelne Objekte mit wenigen optischen und funktionellen Veränderungen nochmals produziert werden konnten. Diese Säulenuhr existiert z.B. in einer weiteren, monumentaleren Version, publiziert von Klaus Maurice auf Taf. VII. Der Autor erwähnt außerdem, dass David Buschmann 1663 eine "künstliche Uhr mit einem silbernen kindlein" an Herzog August den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg auslieferte. Dabei handelt es sich möglicherweise um noch ein Exemplar der Säulenuhr, das sich vielleicht weiterhin in Familienbesitz befindet. Und durch die von Maurice veröffentlichte Tischuhr im identischen Gehäusekubus wissen wir, dass dieses vereinfachte Modell zu den Standards seiner Werkstatt zählte. Auch die doppelte Stundenindikation, die hier um die Säule herum und oben auf der Säule angezeigt wird, gilt als Erfindung der Buschmanns, die mehrfach eingebaut wurde.
Im Verlauf von Davids Karriere änderte sich das Anforderungsprofil an die Produkte: Die Metallgehäuse für Tisch- und Aufsatzuhren wurden sukzessive von furnierten und mit Messing oder Silber beschlagenen Holzgehäusen ersetzt, was die zusätzliche Zusammenarbeit mit einem Tischler und einem Silberschmied erforderlich machte. So steht auch diese Säulenuhr ebenso wie das zweite, bei Maurice publizierte Exemplar auf einer mit Schildpatt veredelten Basis, die durch ihre beiden Frontschubladen wie ein Miniaturmöbel gestaltet ist. Dieser Typus von Uhren- und Kalendermechanik auf einem Holzpodest kennzeichnet den Geschmackswandel hin zu Kabinettmöbeln mit integrierten Laufwerken, für die Augsburg zu Ende des 17. Jahrhunderts bekannt wurde.
Provenienz
Rheinische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Zur Uhrmacherfamilie Buschmann s. Maurice, Die deutsche Räderuhr. Zur Kunst und Technik des mechanischen Zeitmessers im deutschen Sprachraum, Bd. I, München 1976, S. 176 ff., zu David Buschmann S. 180 und Taf. VII. Seine identisch gestaltete Tischuhr (Kunsthistorisches Museum Wien) in Bd. II, Abb. 600.
Die ähnliche Säulenuhr des Münchners Johann Georg Mayr, um 1670, ebenfalls bei Maurice, Bd. II, Abb. 690.
| | | Veranstaltungshinweise: Am 17.11.2023 Auktion 1230: Porzellan, Fayence, Silber, Kunstgewerbe, Möbel | | | Schätzpreis: 50.000 - 60.000 EURO
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