Im Streichverfahren hergestellte Glastafel, Hinterglasmalerei in Eglomisé-Technik mit Blattgold, opaken und transparenten Farben. Fehler in der Glasmasse unten rechts. Über Kreidegrund und rotem Bolus vergoldeter, gefasster, punzierter und beschrifteter Weichholzrahmen H 45, B 40 cm. |
Losnummer: 11
Das prachtvolle Hinterglasgemälde reproduziert seitenverkehrt die Figurenkonstellation des Kupferstichs von Agostino de' Musi (c. 1490 – c. 1540), genannt Agostina Veneziano von 1519. Seine Karriere begann damit, dass er Stiche von Albrecht Dürer und Giulio Campagnola kopierte. Seine Wege führten ihn aus seiner Geburtsstadt Venedig über Florenz nach Rom, wo er in der Werkstatt des Marcantonio Raimondi Arbeit fand.
Der Maler des Hinterglasgemäldes beherrschte nicht nur meisterhaft seine Technik und bediente sich einer ungewöhnlich großen Farbpalette, er fügte auch der vordergründigen Darstellung weitere eigene, ungewöhnliche und feinste Details hinzu. Besonders auffällig wird das im Hintergrund, der zu Golgota hin bergig ansteigenden Landschaft mit einer skurrilen Prozession, an der auch ein Kirchenfürst beteiligt ist.
Die Kreuztragung Christi ist neben der Kreuzigung das am häufigsten gemalte Motiv der Passionsgeschichte. Sie zeigt meistens den in den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas erwähnten Simon von Cyrene, der, von der der Feldarbeit kommend, dem stolpernden Christus hilft, das schwere Kreuz zu tragen. Das Hinterglasgemälde ist dicht gefüllt mit Figuren: Links befiehlt Pilatus, vorne links kniet die verzweifelte Maria, rechts drängen die römischen Soldaten. Das diagonale Liniengerüst der Gesten, der Kreuzesbalken, der Rückenfigur, der Standarte und der Lanze verbildlicht einen narrativen Spannungsbogen, der die Darstellungen des Kreuzwegs prägt und der erst in der zentrierten Kompositon der Kreuzigung endet.
Das Lot beinhaltet die originale Grafik.
Provenienz
Coronari Auctions, Belgien 2020.
Literaturhinweise
Vgl. Ward, Reverse paintings on glass: Mildred Lee Ward Collection, Kansas 1978, Abb. 5.
Vgl. Funaro/Rivelli, Vetri dipinti italiani, Vado 1998, Abb. 5 f., S. 34.
Vgl. Steiner, Hinterglas und Kupferstich. Hinterglasgemälde und ihre Vorlagen 1550 - 1850, München 2004, S. 46 f.
Vgl. Steiner, Verborgene Schätze – Tiroler Hinterglasmalerei 1550 - 1850, Brixen 2009, Abb. 10 f.
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