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Lovis Corinth, Pagode mit Blumen, 1908

Lovis Corinth, Pagode mit Blumen, 1908

Öl auf Leinwand. 72,3 x 56 cm. Gerahmt. Oben rechts schwarz signiert und datiert 'Lovis Corinth 1908'. - Mit kleineren retuschierten Farbausbrüchen in den Randbereichen. Farbfrisch erhalten.

Losnummer: 58


Bei diesem frühen Stillleben führt Lovis Corinth unseren Blick dicht an einen dunkel marmorierten Tisch heran. Auf ihm stehen eine blau schimmernde Vase mit voll erblühten Tulpen und die reizvoll glänzende Porzellanfigur eines lachenden Buddha, eine sogenannte Pagode. Bei ihr könnte es sich um ein 1730 von Johann J. Kaendler für die Manufaktur Meißen geschaffenes Exemplar aus der persönlichen Sammlung des Künstlers handeln, da Corinth es mehrfach als Blickfang für seine Stillleben verwendete (s. Vergleichsfoto). Weit über die Beschreibung der Motive hinausgehend, behauptet sich das Stillleben als ein Manifest der Farben: das dunkle Blau der Vase, die changierenden Rot-Orange-Töne der Tulpen, die Nuancen des hellen Blaus und das schimmernde Weiß des Porzellans. Wie kaum eine andere Gattung vermitteln die Stillleben Corinths Auffassung von der Malerei: Im Unterschied zu Cezanne, der alle Formen auf die geometrischen Grundformen der Natur zu reduzieren versuchte und damit Bilder ‚baute‘, zeigen gerade die Stillleben Corinths Nähe zu den lebendigen, sich ständig verändernden Formen der Natur. Wie geschaffen für Stillleben erscheinen ihm Blumen – „delikat und subtil in den Formen ihrer Blüten und Blätter“ (Ausst. Kat. München/Berlin 1996-1997, S. 195).

Ein Gemälde wie „Pagode mit Blumen“ ist zu Anfang des Jahrhunderts eher selten bei Corinth. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens malte er in erster Linie historische und mythologische Themen sowie Porträts der Berliner Prominenz. Erst durch die Eröffnung seiner Malschule für Frauen besann er sich wieder auf die altmeisterliche Gattung des Stilllebens. Auch bei der Auswahl der Motive orientierte er sich an den Alten Meistern, namentlich an niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts, die er in eine moderne, skizzenhafte und farbgetränkte Malerei übertrug.

Werkverzeichnis

Berend-Corinth 371

Provenienz

Prof. Dr. med. Carl Helbing Berlin; Elisabeth Marie Mercedes Kurzhals; Kunsthaus Lempertz, Auktion 538, 17.5.1974, Lot 132; Privatsammlung Rheinland; Privatsammlung Kalifornien

Literaturhinweise

Illustriertes Universum-Jahrbuch. Weltrundschau zu Reclams Universum, 1909, Abb. o.P.

Ausstellung

Wolfsburg 1958 (Stadthalle), Lovis Corinth - Gedächtnisausstellung. Zur Feier des hundertsten Geburtsjahres (Etikett auf dem oberen Keilrahmen), Nr. 71


Veranstaltungshinweise:

Am 01.12.2023 Auktion 1233: Evening Sale - Moderne Kunst + Zeitgenössische Kunst


Schätzpreis: 120.000 - 150.000  EURO

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