Losnummer: 16
Im Auftrag des Bremer Kaufmanns von J.D. Dreyer malte Springer auf dem Höhepunkt seiner Künstlerkarriere die „Ansicht des Lübecker Marktes“. Die Verkaufsunterlagen des Künstlers belegen, dass Dreyer am 24. Februar 1870 die Lübecker Stadtansicht für 1.400 Gulden erwarb. Bedenkt man, dass das durchschnittliche Jahreseinkommen damals bei etwa 85 Gulden lag, war dieser Kaufpreis eine außerordentlich hohe Summe.
Die großformatige Ansicht der im 12. Jahrhundert gegründeten Hansestadt Lübeck mit ihrer bedeutenden Marienkirche und dem imposanten Rathaus schmückte bis 1938 das Wiener Palais des jüdischen Bankiers und Kunstsammlers Victor Ephrussi. Eine historische Fotografie aus dem Jahr 1905 zeigt seine Ehefrau Emilie Henrietta Freiin Schey von Koromla (1879-1938) vor diesem Gemälde posierend. Im Jahr 2004 restituierte die Hansestadt Lübeck das Gemälde an die Erben von Ignaz Ephrussi.
Werkverzeichnis
Laanstra/de Bruijn/Ringeling, Nr. 70-2.
Provenienz
Der Künstler - J. D. Dryer, Bremen 1870 (24.2.1870, direkt vom Künstler für 1400 fl erworben). - Sammlung Ignaz von Ephrussi (1829–1899), Wien. - Viktor von Ephrussi (1860-1945), Wien (im Erbgang vom Vater erworben), bis 1938. - Vermögensentzug Viktor Ephrussis durch das NS-Regime nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, 1938. - Kunsthistorisches Museum, Wien, 1939 überwiesen aus dem ehem. Besitz Ephrussi. - Galerie St. Lucas, Wien, 1.12.1939 (vom Vorgenannten für 1.700 RM angekauft). - Museen der Hansestadt Lübeck, Inv.Nr. 6918, 12.1939/1.1940 (vom Vorgenannten für 1.750 RM angekauft ). - Restitution der Museen für Kunst und Kultrugeschichte der Hansestadt Lübeck, Museum Behnhaus Drägerhaus an die Erben von Ignaz Ephrussi, 2004. - Sotheby´s, London, Auktion 16.11.2004, Lot 265. - Dort erworben.
Literaturhinweise
Salon d'Anvers. Exposition Nationale Catalogue des ouvrages de peinture, sculpture, architecture, gravure et dessin, 14.8.1870, Nr. 878, S. 130 (als "Le marché et l'hotel de ville à Lubeck"). - F. von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, (Neudr. Der Ausgabe Dresden 1891-1901), Leipzig 1941, Bd. 2, Nr. 8, S. 792. - Die deutsche Stadt in vier Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Fränkische Galerie am Marientor, Nürnberg 1962, Nr. 159, S. 116 (als "Der Marktplatz in Lübeck"). - Das Alte Lübecker Stadtbild, Ausst.-Kat. Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1963, Umschlagsabbildung, Nr. 81 (als "Markt mit Rathaus und Marienkirche"). - Bilder deutscher Städte. Ausst. Akademie der Künste Berlin West, 1966. - G. Lindtke (Hg.): Alte Lübecker Stadtansichten, Lübecker Museumshefte, Lübeck 1968, Nr. 157, Abb. S. 48 (Markt mit Rathaus und Marienkirche). - W. Schadendorf: Hefte zur Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 4, 1975, S. 45f. - Museum Behnhaus, Lübecker Museumsführer, 3,2, 2. unveränd. Aufl., Lübeck 1976, Nr. 219, S. 116. - Kunst und Kultur Lübecks im 19. Jahrhundert, Kat. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1981, Umschlagabb. - Willem Laanstra/H. C. de Bruijn/J.H.A.Ringeling: Cornelis Springer (1817-1891), Utrecht, 1984. Abb. S. 166, Nr. 70-2 (als "De Markt te Lübeck", mit fehlerhaften Maßangaben). – S. Lillie: Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens, Wien 2003, S. 338-341, Abb. S. 338, Nr. 7, S. 431 (gelistet). - Die Ephrussis. Eine Zeitreise / The Ephrussis. A travel in time, Ausst.-Kat. Jüdisches Museums Wien, 2019, S. 115 (Verzeichnis beschlagnamter Werke), Abb. S. 146, S. 167 (Korrespondenz zwischen Museen in Wien und Lübeck) - A. Wenz: Die Wiener Ephrussis. – Eine jüdische Familie zwischen Vermögensentzug und Restitution, Masterarbeit, Universität Wien, 2023, S. 70.
Ausstellung
Salon d´Anvers, Antwerpen 1870, Nr. 878. - Die Deutsche Stadt in vier Jahrhunderten, Fränkische Galerie am Marientor, Nürnberg, 1-2/1962, Nr. 159. - Das Alte Lübecker Stadtbild, Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 19.5.-30.6.1963, Nr. 81. - Bilder deutscher Städte, Akademie der Künste Berlin West, 1966. - Die Ephrussis. Eine Zeitreisehe / The Ephrussis. A travel in time, Jüdisches Museum Wien, 6.11.2019 - 8.3.2020.
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