Rotes Böttgersteinzeug, geschnitten und poliert, Silbermontierung mit etwas Vergoldung. Ohne Marke. H 13,5 cm.
Meissen, um 1710 - 15, das Modell Johann Jakob Irminger, zugeschrieben. |
Losnummer: 736
Diese elegante, für den königlichen Gebrauch fein veredelte Teekanne besteht aus einem auf der Scheibe hochgedrehten Körper, einem gedrehten Deckel und den anbossierten Teilen Tülle, Henkel und Deckelknauf. Nach dem Trocknen und dem Brand wurde die Oberfläche bis auf den Maskaron unter der Tülle hochglänzend poliert, so dass die Optik der eines polierten Halbedelsteins, z.B. von rotem Jaspis, ähnelt. Zu Sicherung des Deckels wurde von einem vielleicht Dresdener Silberschmied eine Erbskette hergestellt, die in zwei Teilen an drei Ringen vom Henkel zum Deckelknauf und von dort zur Spitze der Tülle führt. Ein kleiner Klappdeckel verschließt den Ausguss. Sowohl der Klappdeckel als auch das geschnittene Silberband um den Henkel sind mit vergoldeten Wölbungen verziert.
Von diesem Kannenmodell sind uns bisher nur sehr wenige Exemplare bekannt gewesen. Publiziert wurden zwei: Ein unpoliertes, ehemals Sammlung Dr. Ernst Schneider, und ein gleich geschnittenes und poliertes aus einer norddeutschen Sammlung. Claus Boltz benennt den Typus "Fratzenköpfgen"-Teekannen. Im Nachlassinventar, das nach dem Tod Johann Friedrich Böttgers 1719 erstellt wurde und das auch die Manufakturbestände beinhaltet, ist nur das "rohe" Stück erfasst. Man kann also davon ausgehen, dass die beiden polierten Exemplare vorher verkauft wurden.
Provenienz
Skandinavische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Vgl. Rückert, Meissener Porzellan 1710 - 1810, München 1966, Kat. Nr. 3, ehemals Sammlung Dr. Ernst Schneider, dasselbe Modell, nicht poliert.
Vgl. Pietsch, Early Meissen Porcelain. A Private Collection, Lübeck 1993, Kat. Nr. 20, dasselbe Modell mit gleicher Silbermontierung, nur einem zusätzlichen gezahnten Ring um den Deckel.
Vgl. Boltz, Steinzeug und Porzellan der Böttgerperiode - Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, in: Keramos 167/168/2000, S. 3 ff., Abb. 144, dieselbe Kanne mit gleicher Silbermontierung, nur einem zusätzlichen gezahnten Ring um den Deckel.
Vgl. Hanemann (Hg), Goldchinesen und indianische Blumen. Die Sammlung Ludwig in Bamberg. Fayencen und Porzellan, Petersberg 2010, Kat. Nr. 10, eine reich mit Auflagen gestaltete Version desselben Modells.
Vgl. Santangelo, A Princely Pursuit. The Malcolm D. Gutter Collection of Early Meissen Porcelain, San Francisco 2018, Kat. Nr. 15, eine kleine Kanne gleichen Modells mit zusätzlichem Reliefdekor und wolkiger Glasur.
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