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Das Jubiläumsjahr ging bei NEUMEISTER mit einer erfolgreichen Dezember Auktion zu Ende. Während in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres das Interesse an Kunstgewerbe eher verhalten war, erzielten Porzellane, Keramik und Skulpturen – wie bereits in der September-Auktion – gute Steigerungsraten. Der Autorenschmuck aus einer Münchner Privatsammlung wurde zu 85 Prozent verkauft. Top-Ergebnisse gab es wieder einmal bei den Gemälden, insbesondere aus dem Bereich der Moderne bei hochkarätigen Werken von Lovis Corinth, Max Slevogt und Miriam Schapiro. War der Saal während der Versteigerungen auch nur zeitweise voll besetzt, so hat die Anzahl der Kunden doch deutlich zugelegt. Ein internationales Publikum aus ganz Europa bis in die USA, Asien und Australien beteiligt sich telefonisch und vor allem auch über die Online-Portale an den Auktionen.
Moderne und Contemporary Art
Der herausragende „Liegende weibliche Akt“ von Lovis Corinth (LOT 1012, Schätzpreis € 250.000-300.000) war das Starstück der Auktion. Die subtile Inszenierung der alttestamentarischen Geschichte von „Potifars Weib“ stammt aus einer der wichtigsten Schaffensphasen des Künstlers und entstand 1915. Es war schon länger bekannt, dass es sich bei diesem Werk um einen Raubkunstfall handelte, doch mit Unterstützung von NEUMEISTER konnte zwischen den Erben des ehemaligen jüdischen Eigentümers und den aktuellen Besitzern eine gütliche Einigung im Sinne der Washingtoner Prinzipien getroffen werden. Drei engagierte Interessenten hoben den Preis auf ein Ergebnis von € 377.000 und es ist sehr erfreulich, dass dieses bedeutende Werk in eine große öffentliche Sammlung gelangt.
Ein eindrucksvolles Beispiel für Max Slevogts virtuosen Umgang mit Licht und Farbe ist das in herrlichen Blau- und Orangetönen gehaltene „Stillleben“ (LOT 1015, Schätzpreis € 30.000-50.000) aus den 1920er Jahren, das entsprechend umworben wurde. Ein Sammler muss für das herrliche Stück € 78.000 aufbringen. Nicht weniger gefragt war die „Sonnige Ausfahrt“ von Leo Putz (LOT 1011, Schätzpreis € 30.000-50-000), der zu den bedeutendsten Vertretern des späten Impressionismus in Deutschland zählt. Für € 67.600 übernahm es ein Bieter am Telefon. Von Ernst Ludwig Kirchner kamen zwei außergewöhnliche Arbeiten auf Papier zum Aufruf. Ein Holzschnitt, auf dem ein orientalischer „Topfmarkt“ (LOT 1004, Schätzpreis € 4.000-5.000) dargestellt ist, gehört zu den besonders seltenen, ganz frühen Exemplaren in Kirchners druckgraphischem Werk. Es blieb mit € 5.640 im oberen Bereich der Taxe. In seiner Bleistiftskizze „Drei Mädchen“ (LOT 1007, Schätzpreis € 3.000-5.000) fing Kirchner die flüchtigen Gesten junger Frauen ein, die tuschelnd die Köpfe zusammenstecken. Das gekonnte, auf wenige Züge reduzierte Blatt brachte einen Erlös von € 6.500.
Highlight der Contemporary Art war das 185 x 365 cm große Werk „The First Fan“ (LOT 1038, Schätzpreis € 20.000-30.000) von Miriam Schapiro, der Pionierin der feministischen Kunst der 1970er Jahre. Die US-Amerikanerin kanadischer Herkunft hinterfragte starre Rollenbilder und die damit verbundene Marginalisierung weiblicher Handarbeit. In der Form überdimensionaler Fächer, die sie mit einem stilpluralistischen Patchwork Design in kräftigen, kontrastierenden Farben versah, schuf Schapiro Kompositionen, die zeitliche und kulturelle Grenzen überschreiten. Für € 67.600 kehrt das Werk in die USA zurück. Die 92-jährige britische Künstlerin Bridget Riley zählt zu den führenden Vertreterinnen der Op-Art. Für ihre Farbserigrafie „Start“ (LOT 1054, Schätzpreis € 2.000 – 3.000) wurden für einen Bieter aus London € 6.500 fällig.
Kunsthandwerk und Antiquitäten
Wie schon in der September-Auktion brachten die Keramik und Porzellane wieder einige überraschende Ergebnisse: Ein in Schrezheim entstandener Walzenkrug aus dem späten 18. Jahrhundert (LOT 2) kletterte von geschätzten € 400-500 auf das Zwanzigfache bzw. ein Ergebnis von € 11.050. Um den der Fontana Werkstatt in Urbino zugeschriebenen Istoriato-Bildteller (LOT 3, Schätzpreis € 7.000-9.000) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bemühten sich Keramikliebhaber aus Bayern, USA und Großbritannien. Für € 25.350 brachte ihn ein Bieter aus London in seinen Besitz. Groß war auch das Interesse an vier um 1800 hergestellten und bemalten Wiener Tassen (LOT 22 – LOT 25), Schätzpreise € 1.300-3.000). Ein Anrufer aus Österreich erhielt das Quartett für € 3.640 (LOTS 22 und 23), € 3.900 (LOT 24) und € 7.150 (LOT 25).
Das Angebot an figürlichem Porzellan erzielte ebenfalls gute Ergebnisse. Für die Meissener „Allegorie der Europa“ nach Modell von Elias Meyer (LOT 26, Schätzpreis € 1.000-1.400) wurden € 7.150 bewilligt, vier Figuren aus dem „Amberger Hochzeitszug“ (LOT 61, Schätzpreis € 800-1.200) brachten € 3.900. Um die beiden Konvolute von jeweils 39 Tsuba (LOT 97 und Lot 98, Schätzpreis jeweils € 4.500-5.000) rangen mehrere Telefon- und Onlinebieter. Ein Anrufer aus Wien machte das Rennen und ließ sich die japanischen Sammlerstücke € 7.800 (LOT 97) und € 14.300 (LOT 98) kosten. Duelle sind zwar glücklicherweise ganz aus der Mode gekommen, nicht aber die dafür erforderlichen Duellpistolen. Ein besonders schönes Paar mit Steinschloss-Technik, das Mitte des 18.Jahrhunderts in Steinweg bei Regensburg gefertigt wurde (LOT 114, Schätzpreis € 1.500-2.000), versuchten sechs Telefonbieter in ihren Besitz zu bringen. Ein Sammler aus Bayern ging aus dem Gefecht siegreich hervor und muss € 12.350 bezahlen.
Vier markante Vertreter aus der renommierten Bildhauerfamilie Schwanthaler waren mit insgesamt neun Arbeiten aus der bekannten Sammlung Dr. Franz Schwanthaler vertreten. Bis auf eine Figur wurden sie zu Preisen versteigert, die z.T. deutlich über der Taxe lagen. So z.B. der Auferstehungschristus von Thomas Schwanthaler (LOT 150, Schätzpreis € 1.600-1.800), der € 4.290 erzielte und die fein gearbeitete Kreuzigungsgruppe (LOT 153, Schätzpreis € 2.000-2.400) von Johann Franz Schwanthaler, die für € 7.150 den Besitzer wechselte. Stark umworben war die „Bärenhatz“ in der Art des Johann Georg Schwanthaler (LOT 157, Schätzpreis € 400-600), die für € 3.120 an einen Telefonbieter ging. Alles drei Stücke bleiben in Süddeutschland.
Schmuck
Als die 70 Autorenschmuck-Unikate aus einer Münchner Sammlung zum Aufruf kamen, verjüngte sich das Publikum im Saal deutlich. Die Versteigerung von Arbeiten internationaler Schmuck-Künstler, die mit ihren Werken in renommierten Sammlungen auf der ganzen Welt vertreten sind, riefen internationale Sammler, Galeristen und auch einige Studenten sowie Kolleginnen und Kollegen aus der Schmuckkunst-Szene auf den Plan. Eine Sammlerin aus New York sicherte sich insgesamt acht Objekte, darunter eine Brosche (LOT 397, Schätzpreis € 250-400) und eine Ringskulptur (LOT 397 A, Schätzpreis € 600-900) von Petra Zimmermann für € 585 und € 650. Eine weitere, ebenfalls in New York ansässige Sammlerin ergatterte den „Ring mit Turmalinen“ von Gerd Rothmann (LOT 381, Schätzpreis € 1.300-1.800) für € 8.450 sowie eine Brosche von Annamaria Zanella (zugeschrieben, LOT 393, Schätzpreis € 1.400-1-800) für € 4.450 und eine Kette derselben Schmuckkünstlerin (LOT 395, Schätzpreis € 1.300-1-600) für € 4.160. Die beiden begehrten Armreifen von Gerd Rothmann, einen aus Silber (LOT 382, Schätzpreis € 2.200-3.200) und einen aus Gelbgold (LOT 383, Schätzpreis € 5.500-6.500) ersteigerte eine New Yorker Galerie für € 3.380 und € 9.100. Die auf € 300-600 taxierte Brosche von Peter Chang (LOT 401) verzehnfachte ihren Schätzpreis und ging für € 4.160 nach Padua in Italien.
Über den Autorenschmuck hinaus umfasste das Angebot auch Stücke mit kostbaren Steinen, ausgefallene Einzelteile und historische Preziosen. Der um 1880 entstandene „Anhänger mit großen Diamantrosen“ (LOT 180, Schätzpreis € 5.000-6.000) wurde für € 11.700 nach London verkauft, ein zur gleichen Zeit gefertigtes und ebenfalls mit Diamantrosen besetztes Paar Ohrringe (LOT 192, Schätzpreis € 6.000-8.000) für € 9.100 in die Niederlande. Eine mit Brillanten verzierte Armspange aus Roségold (LOT 242, Schätzpreis € 2.200-2.800) brachte ein Ergebnis von € 7.150.
Graphik und Gemälde 15.-20. Jahrhundert
Ein Überraschungserfolg bei den Arbeiten auf Papier waren die insgesamt 22 Zeichnungen Ludwig von Schwanthalers, die in neun LOTS angeboten wurden. Es handelte sich teilweise um Studien für die Gestaltung von Räumen der Münchner Residenz, die nicht mehr (oder nicht mehr in der ursprünglichen Form) existieren. Eine öffentliche Sammlung konnte die Blätter erwerben, darunter acht Entwürfe für Reliefs im Thronsaal: fünf kleinformatige Zeichnungen (LOT 518, Schätzpreis € 1.200-1.500) für € 4.290 und drei 13,5 x 50 cm große Entwürfe (LOT 519, Schätzpreis € 1.200-1.500) für € 3.900. Die vorbereitende Federzeichnung für das Grabmal von Eugène und Auguste de Beauharnais (LOT 523, Schätzpreis € 400-500) verdreifachte ihre Taxe und erzielte € 1.430. Ebenfalls sehr begehrt war eine Frederick Leighton zugeschriebene Kohlezeichnung (LOT 531). Zwei Online-Bieter ließen den Schätzpreis von € 400-600 fast auf das Zehnfache und einen Preis von € 3.380 klettern. Die Ergebnisse für die Aquarelle von Edward Theodore Compton lagen deutlich über den Taxen. Für die „Zsygmondyhütte in den Dolomiten“ (LOT 545, Schätzpreis € 1.500-1.800), muss ein Interessent aus Großbritannien € 3.640 zahlen. Der in Öl auf Leinwand festgehaltene „Blick vom Val Brenta auf die Dolomiten“ (LOT 722, Schätzpreis € 1.800-2.000) bleibt für € 4.420 in Süddeutschland.
In Italien entstand um 1500 die Holztafel mit Darstellung der vor einem Goldgrund auf Wolken schwebenden „Maria mit Kind und Heiligen“ (LOT 555, Schätzpreis € 8.000-12.000), die für € 16.900 an einen neuen Besitzer ging. Ein weiteres Gemälde mit dem weihnachtlichen Thema „Maria mit Kind“ (LOT 556, Schätzpreis € 20.000-30.000), das lange dem Meister von Frankfurt zugeschrieben wurde kostete € 26.000. Starken Zuspruch fanden die gekonnten Früchte- und Blumenarrangements des in München und Antwerpen ausgebildeten Künstlers Johann Amandus Winck. Die beiden als Pendants konzipierten Bildpaare erwarb ein Stillebenfan aus Süddeutschland: LOT 643 in Öl auf Kupfer (Schätzpreis € 8.000-12.000) für € 16.900, LOT 644 in Öl auf Holz (Schätzpreis € 6.000-8.000) für € 14.300.
Zum Frühwerk Corinths wird das 1889 datierte Porträt „Der alte Trinker“ (LOT 694, Schätzpreis € 20.000 – 25.000) gerechnet. Der damals 23 Jahre alte Künstler folgte damit vermutlich der Nachfrage nach Genregemälden, in der Absicht, sich künstlerisch zu etablieren. Das für Corinths Oeuvre eher ungewöhnliche Motiv brachte € 31.200 ein. Deutlich übertroffen wurden die Erwartungen für das Gemälde „Chiemseeufer“ von Julius Exter (LOT 738, Schätzpreis € 4.000-4.500). Das Bietgefecht wurde telefonisch und online ausgetragen und endete bei € 14.300, nun geht das Bild in den Chiemgau zurück. |