Losnummer: 408
Jean Dufy wurde 1888 als siebtes von insgesamt elf Kindern in Le Havre geboren. Seine frühen Jahre verbrachte er als Außendienstmitarbeiter eines Handelsunternehmens am Hafen von Le Havre sowie als Sekretär auf dem Überseedampfer Le Savoie, der zwischen Le Havre und New York verkehrte. Sein künstlerisches Gespür, das durch seine Wanderungen am Hafen entstand, wurde 1906 durch die Ausstellung Cercle de lArt Moderne in Le Havre bestärkt. Werke von Henri Matisse, Charles Camoin und weiteren bedeutenden Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts markierten einen entscheidenden Wendepunkt in seiner künstlerischen Entwicklung. Besondere Unterstützung erfuhr Jean durch seinen älteren Bruder, Raoul Dufy, zu dem er nach seiner Wehrpflicht nach Paris zog. Wie sein Bruder, der ihm zeitlebens ein Vorbild blieb, schuf Jean vorwiegend Aquarelle, Tuschzeichnungen und Gouachen, weshalb die folgenden Gemälde von besonderem Interesse sind. Das vorliegende Werk "Le Havre" aus dem Jahr 1930 ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Jean Dufys frühe Erfahrungen am Hafen und auf See seine künstlerische Perspektive nachhaltig prägten. Die klare und strukturierte Komposition ermöglicht dem Betrachter einen geordneten Einblick in die komplexe Hafenszenerie. Eine Brücke , überquert von Menschen und Fahrrädern, trennt den Vordergrund vom geschäftigen Hafen dahinter, wo Segelboote, Schiffe und industrielle Strukturen im harmonischen Chaos angeordnet sind. Die Wasseroberfläche, ein zentrales Element in Dufys Ouvre, reflektiert die umgebende Aktivität und verleiht der Szene durch den bemerkenswerten Umgang mit Licht zusätzliche Bewegung und Tiefe. Dufys Technik, geprägt von einem schnellen und freien Pinselduktus, verleiht dem Werk eine impressionistische Leichtigkeit, während es gleichzeitig die robuste Wirklichkeit des Hafens darstellt. Die Farbpalette, dominiert von Blau-, Grün- und Brauntönen sowie das geschickte Spiel mit Komplementärfarben, verstärken die visuelle Dynamik des Gemäldes. Jean Dufys Werke sind meisterhafte Reflexionen der Wechselwirkung zwischen Natur, Mensch und der Entwicklung Frankreichs zum modernen Industriestaat. Keinesfalls im Schatten seines Bruders stehend, fanden Dufys Bilder Eingang in die Sammlungen berühmter Museen wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Musée dArt Moderne de la Ville de Paris sowie dem Art Institute of Chicago.
Ein Gutachten der Galerie Bailly, Paris vom September 2024 liegt vor.
Provenienz: Privatsammlung Süddeutschland
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