Losnummer: 411
Geboren am 5. November 1888 in Berlin, war Franz Heckendorf ein Künstler, dessen Werke und Leben von den Wirren des 20. Jahrhunderts stark geprägt wurden. Seine frühen Werke wurden vom Expressionismus beeinflusst, insbesondere von Größen wie Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel. Heckendorfs leuchtende Farbigkeit und seine landschaftlichen Motive sowie Blumenstilleben sind charakteristisch für seinen Stil und zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Natur und ihrer Schönheit.
Doch das Leben des Künstlers nahm im August 1937 eine dramatische Wendung. Im Rahmen der Aktion "Entartete Kunst" wurden seine Bilder aus Museen entfernt. 1940 folgte der Ausschluss aus der Reichskammer für bildende Kunst. Heckendorf ließ sich jedoch nicht entmutigen. Seit 1941 half er jüdischen Freunden und Bekannten, aus Deutschland zu fliehen - ein mutiger Akt, der ihn 1943 teuer zu stehen kam. Am 24. Februar 1943 wurde er wegen "Judenschmuggel" verhaftet und in das Landesgerichtsgefängnis nach Waldshut-Tiengen gebracht. Am 27. Mai 1943 wurde ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eröffnet.
Die Jahre seiner Inhaftierung waren geprägt von schwerer körperlicher Arbeit und Krankheit. Heckendorf wurde als "Volksschädling" im Zuchthaus Ensisheim im Elsass festgehalten. Doch selbst in dieser düsteren Zeit fand er Wege, seine Kunst weiterzuführen. Er wurde beauftragt, die Zuchthauskirche zu renovieren und mit Wandmalereien zu schmücken. Während seiner gesamten Haft fertigte er Zeichnungen auf winzigen Zetteln an und schuf großformatige Werke als Auftragsarbeiten für das Wachpersonal. Ein besonderes Gemälde vom 30. Mai 1943, das in Waldshut entstand, zeigt eine eindrucksvolle Impression seiner Umgebung und seiner inneren Welt.
1945 wurde Heckendorf ins Konzentrationslager Mauthausen bei Linz verlegt. Nach dem Krieg wirkte er zunächst an der Akademie der bildenden Künste in Wien und später in Salzburg. Er arbeitete unermüdlich bis zu seinem Tod am 17. August 1962 in München.
Heckendorfs künstlerisches Werk und sein mutiger Einsatz für seine Mitmenschen gerieten nach seinem Tod weitgehend in Vergessenheit. Dennoch hinterließ er ein bedeutendes Erbe. Seine Werke sind heute in renommierten Museen wie dem Lindenau-Museum Altenburg, der Berlinischen Galerie, dem Bröhan-Museum Berlin, dem Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, der Stiftung Moritzburg in Halle, dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, dem Salzburg Museum und dem Kunstmuseum Solingen in Solingen-Gräfrath zu finden.
Franz Heckendorf bleibt ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Kunst und Menschlichkeit in den dunkelsten Zeiten erstrahlen können. Seine Malerei, geprägt von kräftigen, leuchtenden Farben und tiefen Emotionen, und sein mutiger Widerstand gegen das Unrecht der NS-Zeit, verdienen es, erinnert und geehrt zu werden.
Provenienz: Privatbesitz
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