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Highlight des Angebots kunstgewerblicher Objekte der September-Auktion von NEUMEISTER war die aus Bronze und Elfenbein gefertigte Art déco-Figur „Etoile de mer“ (LOT 86, Schätzpreis € 50.000-55.000). Das seltene Original dieser exzellent ausgeführten (und leider oft kopierten) Kleinskulpturen stammt von von Demétre H. Chiparus. Ein Sammler am Telefon setzte sich gegen Online-Konkurrenz durch und bewertete die ebenso anmutige wie elegante Figur mit € 67.600. Gesuchte Sammlerstücke, die sich perfekt mit schlichten modernen Möbeln kombinieren lassen, sind seit Jahrzehnten die Leuchten aus den New Yorker Tiffany Studios. Um die in Grün- und Gelbtönen strahlende Tischleuchte „Jonquil-Daffodil“ (LOT 78) rangen Tiffany-Liebhaber an den Telefonen und hoben die bei € 20.000-25.000 liegende Taxe auf ein Ergebnis von € 41.600. Ein weiteres sehr gefragtes Wohnaccessoire war das dekorative „Paar zweiflammiger Appliken“ (LOT 117, Schätzpreis € 2.500-3.500), das im 18. Jahrhundert für die Beleuchtung eines nobel ausgestatteten Hauses in Frankreich in Auftrag gegeben wurde. Die Wandleuchter verdreifachten ihre Taxe auf € 8.450.
Kunsthandwerk und Antiquitäten
Viel Aufmerksamkeit bei internationalen Sammlern und Händlern erregte die exquisite Auswahl an Porzellanen der Manufaktur Meissen. Verkauft wurde in die Schweiz, die Niederlande, Österreich, Polen, USA und China. Zahlreiche der im 18. Jahrhundert entstandenen Stücke erzielten Ergebnisse, die deutlich über den Taxen lagen, wie z.B. der um 1745 datierte „Teller aus dem Service Brühlsches Allerlei“ nach Modell von J.F. Eberlein (LOT 11, Schätzpreis € 1.000-1.200), den sich ein Bieter für € 5.200 sichern konnte. Auch für den mit Blumen und Insekten bemalten „Cremetopf mit Présentoir“ (LOT 36, Schätzpreis € 1.000-1.400) auf drei zierlichen Tatzenfüßen gab es mehrere Bewerber, von denen einer bereit war, für den luxuriösen Kosmetiktiegel € 2.860 zu zahlen. Eine Sammlerin kann jetzt aus einer mit Goldstaffage und Chinoiserie-Dekor versehenen „Bouillontasse“ (LOT 18, Schätzpreis € 1.800-2.000) ihr Süppchen löffeln. Allerdings fallen für das Prachtstück € 2.990 an.
Fans von Porzellanen anderer Manufakturen fühlten sich ebenfalls durch das Angebot der Auktion angesprochen. Ein 29 Teile umfassendes Nymphenburger „Kaffee- und Teeservice nach Modell von Dominikus Auliczek“ (LOT 45) konnte seine Taxe von € 2.000-2.200 fast vervierfachen und brachte € 7.800. Das „Bildnis einer jungen Kirchgängerin“ mit Gebetbuch (LOT 52, Schätzpreis € 1.200-1.400) scheint das Herz eines Porzellanfans aus der chinesischen Provinz Fujian erobert zu haben. Er ließ sich das 28 x 22,5 cm große Kunstwerk von KPM Berlin € 1.560 kosten. Als äußerst begehrt erwies sich auch die mit weißer „Limoges-Email-Malerei“ auf leuchtend kobaltblauem Fond verzierte „Prunkpendule“ (LOT 120, Schätzpreis € 5.000-6.000). Das prachtvolle Porzellangehäuse wurde im 19. Jahrhundert in der Meissener Manufaktur gefertigt und trägt die blaue Schwertermarke. Ein Bieter aus Nordrhein-Westfalen ergatterte das Stück für € 28.600.
Schmuck
Diamanten sind nicht nur „the Girls best Friends“, sondern werden – ebenso wie andere funkelnde Kostbarkeiten – auch von männlichen Auktionsteilnehmern geschätzt. Wie schon bei den vergangenen NEUMEISTER-Versteigerungen standen wiederum historische Stücke im Mittelpunkt des Interesses. Ein um 1910-1915 wohl in einer französischen Werkstatt produziertes „Armband mit Saphiren und Diamanten“ (LOT 130, Schätzpreis € 2.800-3.100) wurde für € 11.700 an einen Händler für alten Schmuck nach London verkauft. Derselbe britische Bieter genehmigte für das sehr schön erhaltene „Rivière Armband mit Saphiren und Altschliffdiamanten“ von etwa 1915 (LOT 131, Schätzpreis € 2.100-3.100) € 7.150. Ein „Paar Ohrringe mit Altschliffdiamanten“ (LOT 145, Schätzpreis € 1.500-1.900), die um 1920 in Deutschland hergestellt wurden, konnten ihre Taxe auf € 3.900 mehr als verdoppeln. Ein auf € 13.500-17.000 geschätztes „Rivière Brillantenarmband „Modellstück“ (LOT 203, Schätzpreis € 13.500-17.000) mit 31 Brillanten von zusammen ca. 20,15 ct. erreichte einen Preis von € 33.800.
Graphik und Gemälde 16. bis 20. Jahrhundert
Sehr schöne Resultate brachte die Versteigerung der alten Kunst. Ein einzigartiges Zeugnis des Alpinismus aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts ist das „Bergwanderbuch” von Adolf Leer (LOT 228, Schätzpreis € 5.000 – 6.000). Neben eigenhändigen Aquarellen enthält es Arbeiten verschiedener Künstler-Freunde und Beschreibungen von Wanderungen durch die Alpen. Ein Bieter im Saal musste mehrere Gegner an den Telefonen übertrumpfen, und erhielt den museumsreifen Band schließlich für € 19.500. Auch die drei nächsten LOTS ließen die Telefone heiß laufen: Die Holztafel „Meister der Dormitio Virginis Massari“ (LOT 229) verdreifachte ihre auf € 8.000-10.000 geschätzte Taxe auf € 24.700 und ging an einen Kunstliebhaber in Frankreich. Für die anrührende, nur 23,3 x 30,9 cm große „Beweinung Christi“ (LOT 230, Schätzpreis € 5.000-6.000) zahlte ein Bieter € 23.400. Derselbe Gemäldefan griff nochmals tief in die Tasche und ersteigerte auch das gefragte „Doppelbildnis von Philipp Melanchthon und Martin Luther“ aus der Werkstatt des Hofmalers Lucas Cranach d. Ä. (LOT 231, Schätzpreis € 40.000 – 60.000) das ihn € 71.500 kostete.
Schon im Vorfeld der Auktion hatte das Bildnis der Barbara Campanini viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die ebenso kluge wie schöne Italienerin zählte zu den bedeutendsten Primaballerinen des 18. Jahrhunderts. Das Werk der Malerin Barbara Rosina Lisiewska zeigt sie in der Rolle der „Thetis“, in der sie 1746 in Carl Heinrich Grauns Oper „Demofoonte, re di Tracia“ an der Berliner Hofoper das Publikum begeisterte (LOT 288, Schätzpreis 20.000 – 25.000). Nach dem Ringen zweier Telefonbieter wurde das schöne Porträt für € 62.400 für eine öffentliche Sammlung im Rheinland erworben. Auch um Carl Spitzwegs stimmungsvolles Gemälde „Wanderndes Paar in einer Felsenschlucht“ (LOT 311, Schätzpreis € 25.000-30.000) kämpften wieder einmal mehrere Fans des bedeutenden Malers der deutschen Spätromantik und des Biedermeiers. Der Preis brachte fast das Doppelte der Taxe und kletterte auf € 49.400.
Ein wichtiges Dokument der Geschichte des Kölner Kunstmuseums ist das Gemälde „Die Stifter des Wallraf-Richartz-Museums“ von Erich Correns (LOT 338, Schätzpreis € 1.800-2.000). Wir freuen uns sehr, dass das Werk für das moderate Ergebnis von € 4.160 in „seine Heimat“ Köln zurückkehrt.
Moderne und Contemporary Art
Zu Beginn der Versteigerung des Angebots Moderne und Contemporary Art um 18 Uhr füllte sich noch einmal der Saal. Großen Zuspruch fand die vom Einlieferer direkt beim Künstler Mathias Goeritz erworbene Skulptur „Deine Hand. Tu Mano“ (LOT 402, Schätzpreis € 800-1.000). Der 1915 in Danzig geborene Architekt, Maler, Bildhauer und Kunsthistoriker lebte ab 1949 in Mexiko, wo seine Werke das Innere zahlreicher Kirchen und das Stadtbild von Mexiko-Stadt prägen. Die Arbeit aus Sadebaumholz aus dem Jahr 1952 war international äußerst umworben und brachte ein Resultat von € 26.000. Über den Zuschlag konnte sich ein Bieter aus Mexiko freuen. Auch die bezaubernde Farblithographie „Mädchen mit Katze II (Kopf schräg)“ von Otto Dix (LOT 431, Schätzpreis € 3.000-4.000) rief internationale Interessenten auf den Plan. Eine Sammlerin aus den USA bewilligte mit € 6.500 mehr als das sechsfache der Taxe.
Ganz zum Ende der Versteigerung kam das Auktionspublikum noch einmal richtig in Schwung. Um das vorletzte LOT 443, die „Moonlight Serenade“ von George Rodrigue (Schätzpreis € 20.000-30.000) kämpften vier Telefonbieter aus den USA, aber das Rennen machte eine Saalbieterin aus Süddeutschland für € 71.500. Das Schlusslicht der Auktion, das Gemälde „Girl in a Blue Room“ des lettischen Künstlers Normunds Braslin (LOT 444, Schätzpreis € 10.000-15.000), der bei NEUMEISTER schon mehrfach mit seinen Arbeiten reussierte, war sehr gefragt. Der in altmeisterlicher Manier ausgeführte Frauenakt auf leuchtend blauem Grund brachte ein Resultat von € 22.100. |