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Hermann Nitsch, Ohne Titel, 1987

Hermann Nitsch, Ohne Titel, 1987

Signiert und datiert oben links: hermann nitsch 1987. Hier zudem unleserlich bezeichnet. Öl und Blut auf Karton, auf Leinwand aufgezogen. 100 x 165 cm.

Echtheitsbestätigung: Das Werk ist im Zuge der 20. Malaktion Wiener Secession am 18.2.1987 entstanden. Der Arbeit liegt eine Expertise des Atelier Hermann Nitsch, Wien, vom 10. Oktober 2023 vor. Das Werk ist dort unter der Archivnummer P_100x165_87 registriert.

Losnummer: 554


Der Künstler Hermann Nitsch wurde als Teil der Wiener Aktionisten besonders durch seine provokanten Kunstaktionen bekannt. Die extremen und meist öffentlichen Aktionsarbeiten brachen bewusst mit gesellschaftlichen Tabus und bewegten sich stets am Rand sinnlicher, emotionaler, gesellschaftlicher und juristischer Grenzen. Der Maler und Aktionskünstler wurde 1938 in Wien geboren. An der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien machte er seinen diplomierten Abschluss. In dieser Zeit setzte sich Nitsch mit dem Expressionismus und religiösen Figurenthemen auseinander. Mit einer Hinwendung zum Informel entstanden Konzepte für Nitschs erste Malaktionen aus denen sich sein "Orgien-Mysterien-Theater" entwickelte. Diesen archaischen Theater-Ritus inszenierte Nitsch mit zunehmend provokanten Mitteln. Es folgten Anfang der 1960er Jahre Schrei- und Lärmaktionen, sowie Lammzerreißungen, die den tierischen Kadaver in das Ouvre des Künstlers einführten. Durch die in der Öffentlichkeit abgehaltene Aktionsarbeit war Nitsch wiederholt mit den Behörden konfrontiert und wurde mit mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten sanktioniert. 1968 siedelte Hermann Nitsch nach Deutschland um. Es folgten weitere Aktionen in Europa und Nordamerika in den 1970er Jahren. 1971 kaufte Hermann Nitsch Schloss Prinzendorf in Niederösterreich. Hier wurden Theater-Aktionen mit experimenteller, musikalischer Untermalung durch Schreichöre und Lärmorchester realisiert. So auch 1984 in einer 72-stündigen Aktion, bei der Nitsch mit Rückgriffen auf christliche Symbolik und heidnischen Tieropfern arbeitete. Im selben Jahr wurde der Künstler mit dem österreichischen Kunstpreis für Bildende Kunst ausgezeichnet. Blut und Eingeweide als Material verwendet Nitsch als Angriff auf gesellschaftliche Verdrängungsmechanismen, die laut dem Künstler Neurosen erzeugen. Nitsch führt mit seinen Aktionen gezielt einen Exzess als Abreaktion für das Verdrängte herbei. Bei Malaktionen in der Wiener Secession entstanden 1987 seine "Schüttbilder", bei denen der Künstler rote Farbe oder Blut vom oberen Rand über den Malgrund auf vorwiegend großformatige Leinwände, Sackjute, Packpapier oder Stoffbahnen schüttet. Der zufällige Verlauf der Farbe einerseits und das extreme körperlichgestische Eingreifen des Künstlers andererseits,führen zu einer informell-gestischen Malerei. Nitsch entwickelte seine "Schüttbilder" zur eigenen Kunstform. Die Schüttung selbst versteht Nitsch dabei als einen Prozess, den er gerne auch theatralisch im Rahmen einer Kunstaktion in Szene setzt. So etwa im Zuge der 20. Malaktion Wiener Secession am 18.2.1987, bei der auch das Werk entstand, das NEUMEISTER im Dezember anbietet. Im Folgejahr wurde Nitsch mit einer ersten großen Retrospektive im Lenbachhaus in München geehrt. Eine sechstägige Aufführung des "OrgienMysterien-Theaters" wurde 1998 in Prinzendorf realisiert. Nach Gastprofessuren an der Städelschule in Frankfurt a.M. und der Hochschule für bildende Künste Hamburg unterrichtete Nitsch von 1989 bis zu seiner Emeritierung an der Städelschule eine Klasse für Interdisziplinäre Kunst. Die Arbeiten von Hermann Nitsch haben von jeher polarisiert, sie spielen offen mit dem Exzess, dem Ekel und der Sensationslust des Publikums. Hermann Nitschs Werke sind in den beiden Nitsch-Museen in Mistelbach und Neapel ausgestellt und in renommierten internationalen Museen und Galerien zu sehen.

Provenienz: Galerie Academia, Salzburg (1993, lt. Einlieferer); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen


Veranstaltungshinweise:

Am 04.12.2024 Auktion 415: Dezember-Auktion


Schätzpreis: 20.000 - 30.000  EURO

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