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Schmuck
Wer auf der Suche nach individuellen und besonders erlesenen Weihnachtsgeschenken war, wurde am 4. Dezember in der Auktion bei Neumeister fündig. Spitzenlos der Versteigerung war das spektakuläre Collier aus dem Besitz von Auguste Amalie, der Schwester Ludwigs I. von Bayern (Lot 250, Schätzpreis, € 20.000 – 30.000). Im Mittelpunkt des aufwändig gearbeiteten Goldschmucks befindet sich als Anhänger eine Gemme aus Chalzedon mit dem Profilbildnis von König Max I. Joseph. In die Kette eingearbeitet sind acht Medaillons mit auf Elfenbein gemalten Porträtminiaturen, die Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und dessen sieben Kinder mit Prinzessin Auguste Amalie von Bayern darstellen. Mehrere Museen, Sammler und Händler bemühten sich um das ebenso geschichtsträchtige wie prachtvolle Kleinod. Ein französischer Auftragsbieter ging aus dem Gefecht zwischen Bietern im Saal und an den Telefonen als Sieger hervor, seinen Triumph ließ er sich € 156.000 kosten.
Schmuck war diesmal insgesamt außerordentlich gefragt, insbesondere die zum Teil aus fürstlichem Besitz stammenden historischen Stücke erzielten meist ausgezeichnete Steigerungsraten, sehr viele Gebote kamen aus dem gut gefüllten Saal. Zu den Bestsellern zählte die um 1860-70 in Rom entstandene Parure, bestehend aus Armband, Ohrgehänge, Medaillon und Brosche mit stilisierten Käfern in Mikromosaik (LOT 128, Schätzpreis € 4.000 – 5.000). Das originelle Set kehrt für € 20.800 in seine Heimat Italien zurück.
Internationale Interessenten versuchten, ein anderes eindrucksvolles Ensemble, das vermutlich um 1870 von einem französischen Juwelier gefertigt wurde, in ihren Besitz zu bringen. Collier, Brosche, Arm- und Ohrschmuck sind aus 13 verschiedenfarbigen Achatgemmen zusammengesetzt, die Porträts antiker Götter zeigen (LOT 132, Schätzpreis € 5.200 – 6.200). Der Hammer fiel bei € 14.000 (Resultat€ 18.200) für einen Bieter aus London.
Begehrt war auch die wohl um 1840 in Frankreich oder England entstandene und tadellos erhaltene Demiparure mit Aquamarinen (LOT 109, Schätzpreis € 3.000 – 4.000), deren Taxe auf € 11.050 mehr als verdreifacht wurde. Eine schöne Korallen-Brosche mit Bacchus-Darstellung und zwei Ketten (LOT 100, Schätzpreis € 1.600 – 2.200) brachte ein Ergebnis von € 3.900. Bei dem um die Mitte des 19. Jahrhunderts in der berühmten Juwelierwerkstatt Lowe and Sons in Chester gefertigten Ensemble aus Staub-, Saat- und anderen Perlen (LOT 120, Schätzpreis € 1.100 – 1.600) konnte sich eine Dame im Saal mit ihrem Gebot gegen einen Konkurrenten aus USA durchsetzen, sie war bereit € 6.240 auszugeben.
Erstaunlich groß war das Interesse an einem sieben Lose umfassenden Konvolut von Schmuck aus Indien: Für das herrliche Paar Armreifen mit Saphiren, Saatperlen und Email (LOT 163, Schätzpreis € 1.000 – 1.600) wurden € 7.150 fällig und bei das Armreifentrio mit Löwenköpfen (LOT 164, Schätzpreis € 1.000-1.600) erzielte € 5.460. Die drei Armreifen mit Elefantenköpfen (LOT 165, Schätzpreis € 800 – 1.200) erreichten mit einem Preis von € 6.110 fast das Achtfache der Taxe. Mehrere Sammler und Händler bemühten sich um die Broschen von Fabergé, die aus fürstlichem Besitz eingeliefert wurden. Die beiden mit verschiedenen Steinen besetzen Goldbroschen von Meister August Wilhelm Holmström (LOT 175, Schätzpreis 1.000 – 1.500 und LOT 177, Schätzpreis jeweils 1.000 – 1.500) sicherten sich zwei deutsche Bieter für € 4.940 bzw. € 4.550.
Unter den Schmuckstücken aus dem 20. Jahrhundert machte ein extravagantes Paar Ohrclips des berühmten Pariser Juweliers Chaumet das Rennen. Für die 12,5 x 6,5 cm großen Goldspangen (LOT 212, Schätzpreis € 4.200 – 5.200), die die Ohren umgreifen und die Schläfen bedecken, bewilligte ein Schmuckliebhaber aus New York € 20.800. Für den atemberaubenden Ring mit einem 9,82 karätigen burmesischen Saphir in einem intensiven Kornblumenblau, der rundum mit weiteren Saphiren und mit Diamanten besetzt ist (LOT 225, Schätzpreis € 17.000 – 20.000) wurden € 29.900 fällig.
Kunsthandwerk und Antiquitäten
Das Auktionspublikum schien abgesehen von der Ausschau nach Geschenken auch auf eine festliche Gestaltung der Feiertage mit eleganter Tischdekoration aus Porzellan und Silber eingestellt zu sein. Ein 88 Teile umfassendes, schlichtes weißes Service aus Nymphenburg mit Goldstaffage aus dem Nachlass des Malers Leo Putz (LOT 2) konnte seinen Schätzpreis von € 800 – 1.200 auf € 10.400 verzehnfachen. Der Preis für ein blau staffiertes Nymphenburger Kaffee- und Teeservice (73 Teile, LOT 3, Schätzpreis € 1.600 – 1.800) stieg auf € 4.550 und für ein aus acht Teilen bestehendes dekoratives Fischservice nach dem Entwurf von Hermann Gradl (LOT 14, Schätzpreis € 2.000 – 2.500) wurden € 5.200 ausgegeben.
Das fünfteilige Silbergedeck aus einem Service von König Ludwig II. von Bayern, bestehend aus Teller, Messer, Gabel, Löffel und Dessertlöffel aus Wittelsbacher Besitz (LOT 11, Schätzpreis € 1.800 – 2.000) ging für € 5.850 an einen Bieter in Süddeutschland. Beim Unternehmen Robbe & Berking in Bremen wurde in den 1930er Jahren das aus Teekanne, Kaffeekanne, Zuckerdose und Milchkännchen bestehende Set aus Sterlingsilber (LOT 18A, Schätzpreis € 1.500 – 1.800) gefertigt, das € 3.640 erbrachte.
Heiß umkämpft war die wunderschöne, um 1820 in Rom entstandene Dose mit Mikromosaik „Forum Romanum“ (LOT 44, Schätzpreis € 10.000 – 12.000), die ein Angehöriger der österreichischen Gesandtschaft als Geschenk von Papst Pius VI. erhalten haben soll. Den Zuschlag für die kleine Preziose erhielt ein Bieter aus Hamburg, dem sie € 19.500 wert war.
Graphik und Gemälde 15. bis 20. Jahrhundert
Die alte Kunst startete schwungvoll mit einer Reihe Porträtminiaturen. Die beiden Bildnisse der Auguste Amalie de Beauharnais (LOT 252, Schätzpreis € 800 – 1.000) und ihrer Tochter Joséphine Maximilienne (LOT 252, Schätzpreis € 250 – 300) nach Joseph Stieler ließ sich ein Bieter aus London jeweils € 4.220 kosten. Die Miniaturporträts der Töchter Amélie Auguste Eugénie (LOT 255, Schätzpreis € 500 – 600) und Théolinde Louise Eugénie (LOT 256, Schätzpreis € 400 – 500) waren ebenfalls sehr gefragt und brachten Erlöse von € 2.340 und € 3.380.
Ein Herr im Saal und ein anderer am Telefon hatten sich in das Peter van Boucle zugeschriebene „Stillleben mit Früchten, Taube, Papagei und Hund“ (LOT 344, Schätzpreis € 6.000 – 8.000) verliebt. Nach zähem Ringen über mehrere Minuten überbot der Interessent am Telefon seinen Kontrahenten und erhielt das reizvolle Gemälde für € 54.600. Begehrt war auch die aquarellierte Federzeichnung eines Vorstehhundes von Jean-Baptiste Oudry, die sich ein sächsischer Kunstliebhaber für € 7.800 sicherte. Wilhelm Kuhnerts einsames „Nashorn in der Steppe“ (LOT 288, Schätzpreis € 3.000 – 4.000) konnte seine Taxe auf € 7.150 mehr als verdoppeln, während das Gemälde „Maria mit Kind und Apfel“ nach Bernardino Luini (LOT 292) seinen Schätzpreis von € 2.000 – 3.000) auf € 7.150 sogar mehr als verdreifachte.
Das Interesse an Bildern mit religiösen Motiven war ansonsten eher verhalten, Landschaften und Stadtansichten dagegen erfreuten sich großer Beliebtheit. So z.B. die Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden entstandene Darstellung der „Bogenhalle eines Palastes“ (LOT 330, Schätzpreis € 3.000 – 4.000), die ein Resultat von € 14.300 einbrachte, Der „Blick auf Dresden bei Sonnenuntergang“ von Johann Anton Castell (LOT 396, Schätzpreis € 8.000 – 10.000) ging für € 19.500 nicht etwa in die dargestellte Stadt, sondern nach Norddeutschland und August Wilhelm Leus „Blick auf das Wetterhorn“ (LOT 407, Schätzpreis € 5.000 – 7.000) für € 13.000 an einen Bergfan im Rheinland. Den beiden offerierten „Entenbildern“ des virtuosen Spätimpressionisten Alexander Koester stahl diesmal dessen „Seenlandschaft mit Seerosen“ (LOT 453, Schätzpreis € 12.000 – 15.000) die Schau. Für die stimmungsvolle Komposition ganz ohne tierische Motive wurden € 26.000 genehmigt.
Moderne und Contemporary Art
Highlights der Offerte Moderne und Contemporary Art waren die beiden „Blue Dog paintings“ des Amerikaners George Rodrigue, die stets einen Vierbeiner mit markant gelben Augen und einer weißen Nase zeigen. Um die Arbeit „The Blue Moon Left Me Standing Alone“ (LOT 512, Schätzpreis € 25.000 – 30.000) bemühten sich mehrere internationale Interessenten. Ein Bieter aus Houston in Texas, wo der Künstler 2013 starb, griff tief in die Tasche und erwarb das Gemälde für € 78.000. Das zweite Werk George Rodrigues in der Auktion „Flowers put me in the Mood for Love” erzielte € 65.000 und bleibt in Süddeutschland. Die Taxe von Andy Warhols zartem, handkoloriertem Siebdruck „Flowers“ (LOT 503, Schätzpreis 8.000 – 10.000) wurde mit € 18.500 mehr als verdoppelt.
Die Bronzeskulptur „Pomone à la tunique“ (LOT 513, Schätzpreis € 30.000 – 40.000) schuf Aristide Maillol, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten französischen Bildhauern seiner Generation gehörte. Für die halblebensgroße Figur wurden € 39.000 bewilligt. Nun wird sie auf die Reise zu ihrem neuen Eigentümer in Palm Beach geschickt. |