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Huemer überprüft in seiner künstlerischen Auseinandersetzung, die er als Medialen Manierismus bezeichnet die Erfahrungen des „alten“ Mediums Malerei und überprüft zugleich die Kunsttauglichkeit der so genannten Neuen Medien. Dies geschieht durch die Anwendung technischer Gerätschaften und den Rekurs auf historische Vorbilder der Malerei, wie Pollock, Rothko, Klein oder Polke.
Daß Künstler sich mit ihren Arbeiten auf berühmte Werke der Kunstgeschichte beziehen, hat eine lange Tradition. Immer wieder rekurrieren Künstler auf ein Werk oder einen Kunststil, um damit eine Aussage für die Gegenwart zu formulieren. Meistens handelt es sich jedoch lediglich um einen Aspekt ihres Oeuvres und bleibt somit eine Randerscheinung. Der österreichische, in Köln und Berlin lebende Maler und Installationskünstler Markus Huemer hingegen hat dieses Thema zum Ausgangspunkt seiner eigenen Kunst gewählt, um spezifische Fragestellungen der aktuellen Kunsttheorie zu problematisieren. Wie er selbst ironisch bekennt, möchte er der „Kennerschaft der Kunst“ durch die Auseinandersetzung mit seinen Arbeiten „viel Freude bereiten“. Denn seine „Kunst über Kunst“ scheint oft ohne profunde Kenntnis der Kunstgeschichte nicht verständlich.
Der 1968 geborene Künstler studierte in Linz Malerei und konnte auf dem dort jährlich stattfindenden Festival für elektronische Kunst „Ars electronica“ seit seiner Kindheit die frühe Entwicklung der Medienkunst beobachten. Anschließend wechselte er an die Kunstakademie Düsseldorf und später als Fellow an die Kunsthochschule für Medien in Köln. Ein Stipendium am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe vertiefte sein Interesse an der Medienkunst. Mit dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Lateinischen Philologie an der Universität in Köln verschaffte er sich fundierte Kenntnisse der Kunsttheorie und -geschichte, die die Basis für sein künstlerisches Schaffen sind. Markus Huemer gehört nicht zu den Künstlern, die Erklärungen ihrer eigenen Werke ablehnend gegenüberstehen. Huemer arbeitet nicht nur künstlerisch, sondern verfasst auch aktuelle kunstkritische Texte. Daneben betätigte er sich ebenso als Kurator.
Huemers Hauptinteresse in seinem künstlerischen Schaffen gilt der so genannten „Medienkunst“, die der in seinen Werken der traditionellen Kunstgattung Malerei gegenüberstellt. Seine Werke sind auch als Kommentare zu verstehen, mit einem besonderen Verweis auf die neuen Möglichkeiten durch das Internet. Mit den „neuen“ Medien, die er installativ einsetzt, greift er auf Konzepte und Mythen des „alten" Medium zurück. Sowohl interaktive Netzinstallationen als auch traditionell auf Leinwand gemalte Bilder thematisieren darüber hinaus die neue Welt des Internets. Markus Huemer deshalb einen Medienkünstler zu nennen, wäre jedoch verfehlt, da er die Existenz der Medienkunst reflektiert und auf ihre Tauglichkeit überprüft, ohne sie dabei als selbstverständlich zu betrachten. Für Huemer steht die Malerei als Synonym für die Kunst per se. Huemers Aussagen erlangen gegenwärtig eine besondere Brisanz: Während vor nicht allzu langer Zeit der Malerei als rückwärtsgewandter Gattung der Tod voraus gesagt wurde, erlebt dieselbe nun eine neue Blüte. Obwohl Huemer stets mit bösartigen Seitenhieben die Malerei kommentiert, verringert dies nicht seine tiefe Achtung vor dieser Gattung. Von der Malerei kommend, prägt sie sein Schaffen bis heute mit groß angelegten Bildserien.
Huemer macht nicht nur „Kunst über Kunst„ sondern reflektiert auch folgerichtig deren Präsentationsbedingungen.
Letztlich zeigen die Räume und Bildfelder, seien sie digital oder analog, in welchen Markus Huemer seine Erkundungen der künstlerischen Sprache stattfinden läßt, dass sie leer bleiben, unabhängig davon, wie viele Zeichen und Codes sie scheinbar tragen. Huemer zeigt, wie sehr die schiere Konstruktion des Mediums die völlig grundlose Vermutung aufkommen läßt, es müsse eine Mitteilung zu finden sein. Dies wiederum ist aber eine Grundbedingung des Rezipienten, nicht des Mediums: die zeichentragende oder zeichengenerierende Apparatur müsse zwangsläufig einen Inhalt produzieren. Auch deshalb interessiert Huemer sich für die Wirklichkeitskonstruktionen der Wissenschaft, die in bildgebenden Verfahren das sichtbar machen, was in Formeln allein nicht mehr genug Glauben findet. Dass diese Bilder selbst nicht auf der Wirklichkeit, sondern auf den sie beschreibenden Formeln beruhen, ist das, was den Künstler in seinem Verhältnis zu Bildern und Zeichen beunruhigt. Diese Apparatemedizin im Bereich der Kunst wie der Wahrnehmung im allgemeinen ist es, die Markus Huemer in ihrer ganzen spektakulären Leere zeigt.
Aus: „Ironie als Waffe“
<b>Markus Huemer</b>
1968, geborgen in Linz, Österrreich
lebt und arbeitet in Berlin
Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz
Kunstakademie, Düsseldorf
2005
Auslandsstipendium für Literatur des Bundeskanzleramtes der Republik Österreich, Rom
2004
Nominierung \\internationaler\medien\kunst\preis 2004
Stipendium XI. Rohkunstbau
Lehrauftrag an der Johann-Wolfgang-Goethe-University, Frankfurt
2002
Internationales Studio Programm am Künstlerhaus Bethanien, Berlin
2001
Artist-in-Residenz, ZKM, Institut für Bildmedien, Karlsruhe
2000
Oberösterreichischer Talentförderungspreis
Förderstipendium des Bundeskanzleramtes der Republik Österreich, Rom
1999
Fellowship, Kunsthochschule für Medien, Köln
1992
Auslandsstipendium des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport der Republik Österreich, Rome
Literaturstipendium des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport der Republik Österreich
1991
Oberösterreichischer Talentförderungspreis
Eröffnung: Donnerstag, 9. November 2006, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 9. November 2006 bis 12. Januar 2007 |