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Mit etwa 2700 Losnummern wird die nächste Buchauktion der Galerie Bassenge vom 13. bis 15. Oktober stattfinden. Ein besonderes Augenmerk wird diesmal auf dem Sonderkatalog Rechtsgeschichte liegen, der den Versuch zeigt, moderne Strukturen und Ordnungen in das frühmoderne Recht zu bringen, so etwa im Supplementum summae Pisanellae (1718, 8.000€) oder in einer Ausgabe des Liber sextus decretalium (1717, 6.000€). Die Bambergische Halsgerichtsordnung von Johann zu Schwarzenberg aus dem Jahr 1507 (Los 1696) ist eines von weltweit drei bekannten Exemplaren und mit einem Schätzpreis von 25.000€ ein Spitzenlot dieses Katalogs, in dem über 250 Lose aus neun Rechtsgebieten angeboten werden.
In ihrer Bedeutsamkeit und ihrem Wert unübertroffen sind diesmal zwei Tafelbände: die Raccolta di Varie, die einzige Ausgabe der Theaterentwürfe des berühmten Bühnenbildners Alessandro Sanquirico (1182, 55.000€), gefolgt von den Nürnbergischen Hesperides (589, 40.000€). Darin widmet sich Johann Christoph Volkamer aus sichtbarer Freude an der Schönheit der damals mystifizierten Modefrucht der Zitruspflanze und schuf eine umfassende historische Quelle zu den Herkunftsregionen ihrer verschiedenen Arten. Der menschlichen und tierischen Physis widmen sich die Werke Von den menschlichen Proportionen (1042, 15.000€) im Katalog Wertvolle Bücher und die Essays on Physiognomy (1907, 1.800€) im Katalog Literatur des 17.-19. Jahrhunderts. Über die physische Beschaffenheit der Erde lassen uns diesmal sowohl Conrad Gesner (1050, 15.000€) und Ludolf Backhuysen (1133, 8.000€), als auch die herrlichen städtebaulichen Werke von Giuseppe Vasi (1192, 10.000€) und Jean Barbault (1134, 7.000€) staunen. Vollendet wird das Themenfeld in dieser Auktion durch die ebenfalls reich bebilderte Geschichte der Raritäten unseres Planeten (472, 7.500€) von Carolus Clusius. Karl-Philipp Moritz‘ Italienreise und Jonathan Swifts Travels into several remote nations of the world fokussieren in den Losen 1925 und 1959 entfernte Kulturen mit ebenso großer Faszination wie Jean Jacques Boissard, der in seinem prächtigen Werk Vitae et icones sultanorum Turcicorum (1033, 6.000€) eine ansehnliche Übersicht über das Leben und die Genealogie der türkischen Sultane gibt.
Im Angebot Moderne Literatur sind ein Gedichtband von Else Lasker-Schüler (3505, 4.500€) hervorzuheben sowie in der Abteilung Autographen das Manuskript ihres lyrischen Portraits von Werner Kraft (2260, 9.000€). Nennenswert außerdem: Paludes von Gide (3350, 5.500€) sowie surreal-dadaistische Gedichtbände von Hausmann und Apollinaire. Den entsprechenden visuellen Zeitgeist offenbaren die Aqua-Fortistes (3716, 12.000€) und Chagall (3092, 10.000€) in ihren beeindruckenden Bildwerken. Auch die angebotenen Werke aus dem Verlag Die schöne Rarität und die Exemplare der Zeitschrift „Sturm“ illustrieren das frühe 20. Jahrhundert eindrücklich und werden am letzten Tag der Auktion versteigert. Mit Witz und Frohsinn heben sich außerdem von Grimmelshausens Simplicianische Zweyköpffige Ratio Status (1878, 3.000€) und Brentanos märchenhafte Übersetzung von Gockel, Hinkel und Gackeleia (1827, 2.400€) aus dem Literaturkatalog hervor. Nur den braven Kindern galt das Verwandlungsbilderbuch (2149, 1.200€), das der Münchner Zeichner Lothar Meggendorfer in vier Varianten schuf und das thematisch neben dem zauberhaft gestalteten Allergrößten Bilder-ABC (2026, 3.500€) aus dem Jahr 1828 steht.
Sowohl die Interessenten an der Literatur des 20. Jahrhunderts, als auch an der vielfältigen Berliner Verlagslandschaft werden sich an einer umfangreichen Sammlung der in Kreuzberg gegründeten Edition Mariannenpresse erfreuen. Mit einer Mitteilung an den Boxer Paul Samson-Körner gibt Brecht einem eher belanglosen Buch eine persönliche Note (3075, 800€). Iwar von Lücken, der durch Otto Dix‘ Portrait unsterblich gewordene Schnorrer von Gottes Gnaden im Romanischen Café, schrieb eine lange Widmung in einen Gedichtband, seiner einzigen größeren Veröffentlichung (3528, 500€). Eine kleine Sammlung Russischer Avantgarde offeriert vor allem Programme der Union des Artistes Russes in Paris.
Als Highlight werden in diesem Katalog die Élégies Majeures von Senghor (3707a, 12.000€), dem bekannten und nicht unumstrittenen Erfinder der Négritude, gehandelt. „Groß ist die Menge derer, die da ringen“ schreibt der zwanzigjährige Rainer Maria Rilke in einem Gedicht aus dem Jahr 1896 an Carl von Arnswaldt. Das auf 12.000€ geschätzte Manuskript (Los 2274) hebt sich durch seine Datierung auf die frühen Dichterjahre Rilkes nicht nur aus dem aktuellen Autographenkatalog hervor. Auf großes Interesse wird neben diesem auch ein Gedichtmanuskript von Klopstocks Hand, das „Unssere Sprache“ im Titel trägt (2256, 14.000€) in der Nachmittagssession des 14. Oktober stoßen. Wie immer wird der Katalog durch das Angebot zahlreicher Grafiken und einiger interessanter biblioaffiner Objekte, wie einer kupfernen Buchschatulle des dänischen Silberschmieds, Schmuckmachers und Kunstschlossers Georg Jensen (3841, 600€) abgerundet. |