Losnummer: 8079
Ein Bild der Versöhnung und der mütterlichen Fürsorge und Geborgenheit. Das traditionsreiche Motiv der Maria lactans, der stillenden Maria, ist um Assistenztiere erweitert, die alle paarweise in der Mutter-Kind-Konstellation auftreten. Die Madonna und das Jesuskind, die Stute mit ihrem Fohlen, das Schaf und sein Lamm wie auch die im Rocksaum aneinandergeschmiegten Katzen sind einander zugewandt, alle in ein sanftes, warmes Licht und in feierliche Stille gehüllt. Der kaum vom Landschaftshintergrund abgegrenzte Himmel ist von orangefarbenen, splittrigen Strahlen durchdrungen. Der gelbe Bildgrund, in schönem Kontrast zum blauen Marienmantel, ist eine Reminiszenz an die Goldgrundmalerei der italienischen Frührenaissance. Das von mittelalterlicher Ikonographie durchzogene Gemälde überzeugt nicht nur mit seiner sensibel abgestuften Farbskala, sondern auch durch die Klarheit, Größe und Einfachheit des bühnenhaft aufgebauten Raumes. Nauen schuf die "Madonna mit den Tieren", eine seiner letzten großen religiösen Arbeiten, für den Musiksaal seines Freundes, des Kunstmäzens Johannes Geller.
1918 war Nauen schwer erschüttert aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt. Die dort erlebten Schrecken hatten für ihn neuartige Bildkonzeptionen erforderlich gemacht. Zugleich zeigte sich seit etwa 1919 eine neue Vorliebe für religiöse Themen. Diese Arbeiten zeugen nicht nur von tiefer Melancholie, sondern vor allem von einer besonderen Hinwendung zur Schöpfungsidee. Seit 1921 lehrte Heinrich Nauen an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1937 wurden einige seiner Bilder in der Ausstellung "Entartete Kunst" in München präsentiert; zudem verlor Nauen sein Lehramt an der Düsseldorfer Kunstakademie.
Provenienz: Sammlung RA Johannes Geller, Neuss
Lempertz Köln, Auktion Moderne Kunst Nr. 668, 15.06.1991, Lot 514
Privatsammlung Süddeutschland
Lempertz Köln, Auktion 02.12.2011, Lot 232
Privatsammlung Europa
Ausstellung: Religiöse Kunst der Gegenwart, Essen, Museum Folkwang, 1932, S. 9 mit (Abb.)
Literatur: Verzeichnis der Slg. des Rechtsanwalts J. Geller, Nachwort August Hoff, München 1943, S. 8, Nr. 47 (hier Maße irrtümlich 150 x 220 cm)
Eberhard Marx, Heinrich Nauen, Recklinghausen 1966, S. 17
Walter Schmitt, Erinnerungen an Heinrich Nauen, in: Die Heimat, 52/1981, S. 64 f.
Weltkunst Jg. 61, Nr. 15/1991, S. 214
Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den Losen zu erfragen, da der Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog angegeben ist.
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