Losnummer: 6003
Begründet auf einem offenbar großen kommerziellen Erfolg wird das Bildthema des ungleichen Paares zu einem der meistwiederholten Themen der Cranach-Werkstatt. Der digitale Corpus Cranach verzeichnet allein unter dieser Werkgruppe augenblicklich 129 Werke. Von der vorliegenden Variante, in der der wohlhabende Alte der jungen Frau einen goldenen Ring an den kleinen Finger steckt während sie mit ihrem rechten Arm seine Schulter umfasst, sind sechzehn Versionen bekannt. Sie alle gehen wohl auf einen Prototyp von der Hand Cranachs d.Ä. zurück, der sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet (Inv. Nr. GG 895). Dieser wird um 1530/40 datiert und ist auch in den Maßen (19,5 x 14,5 cm) recht ähnlich. Das Bildthema lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen, nördlich der Alpen war wohl Jacopo de Barbari, Cranachs Vorgänger im Amt des Hofmalers in Wittenberg, der Erste, der es darstellte. Der bedeutende Gelehrte und Humanist Erasmus von Rotterdam greift das Bildthema in seiner berühmten Satire "Lob der Torheit" (1509) vorweg, und macht sich über jene älteren, zahnlosen, weißhaarigen Männer lustig, die jungen Frauen einen Heiratsantrag machen. Die junge Frau bei Cranach d.Ä. ist in der vorliegenden Version nach der neuesten Mode gekleidet, das sorgfältig frisierte Haar wird von einem Haarnetz umfangen, und sie trägt wertvollen Halsschmuck. Ihre Blicke jedoch treffen sich nicht. Während er in Vorfreude an eine der kommenden Nächte denken mag, scheint sie in ihrer Vorstellung bereits in einer verheißungsvollen Zukunft nach seinem Ableben.
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