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München, 7. Oktober 2021 (KK) – Ohne Cornelius Gurlitt und den Schwabinger Kunstfund wäre die spannende Geschichte von Max Liebermanns „Dorfhäuser mit Sonnenblumen“ wohl nie entdeckt worden. Nun kommt das Ölgemälde im Einvernehmen mit den Erben der Familie Cohn in der Ketterer Kunst-Auktion vom 9.-11. Dezember in München zum Aufruf.
„Kunstwerke wieder marktfähig zu machen, die durch verfolgungsbedingten Verlust jüdischen Eigentums belastet sind, ist ein wichtiger Fokus unserer Arbeit“, so Robert Ketterer, Auktionator und Inhaber von Ketterer Kunst. „Deshalb investieren wir seit Jahren kontinuierlich in die Provenienzforschung. Der Aufwand zahlt sich in vielerlei Hinsicht und für alle Beteiligten aus. Auch in diesem Fall gelang es uns, eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien zu vermitteln.“
Tatsächlich wurden bei Max Liebermanns „Dorfhäuser mit Sonnenblumen“ fast zwei Jahre Recherchezeit benötigt, um die dramatischen Details ans Licht zu bringen. Alles begann mit einem unscheinbaren Besitzvermerk...
Das Schicksal der Familie Cohn
In Erich Hanckes Buch „Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke“ war unter dem abgebildeten Gemälde der Eintrag „Georg Cohn, Breslau“ zu finden. Der Bankdirektor Cohn, eine gesellschaftliche Größe in Breslau, verstarb noch vor der NS-Zeit. Seine Witwe Johanna wurde mit ihrer Tochter, der Ärztin Fanny Cohn, von den Nationalsozialisten aus der Heimat vertrieben. Johanna starb im Exil, Fanny rettete sich alleine nach Glasgow, doch ihr Bruder Fritz wurde mit Frau und Kind in Auschwitz ermordet. Die Gemäldesammlung der Cohns wurde im Herbst 1941 von der Gestapo beschlagnahmt und Hermann Petschel zur Verwertung übergeben.
Die Akten gaben zunächst nichts über den Verbleib von Max Liebermanns früher holländischer Landschaft preis. Also suchte man bei Ketterer Kunst nach Zeitzeugen. Eine enge Freundin Fannys wurde gefunden. In der Tat erinnerte sich die heute 100jährige Dame an Gespräche über das Bild, das wohl von den Nationalsozialisten geraubt worden sei. Doch ein Beleg fehlte noch immer.
Erst Gurlitt brachte die Lösung
Eine heiße Spur ergab sich schließlich, als man Parallelen zu einer berühmten Liebermann-Arbeit aus dem Schwabinger Kunstfund von Cornelius Gurlitt zog. Die „Reiter am Strand“, 2015 restituiert und danach für € 2.600.000 versteigert, stammten gleichfalls aus einer von der Gestapo in Breslau beschlagnahmten Kollektion, nämlich aus der Sammlung von David Friedmann. Diese wurde 1942 ebenfalls über Hermann Petschel verkauft.
Sollten die beiden Breslauer Sammlungen noch eine weitere gemeinsame Station ihrer Geschichte teilen? Tatsächlich bestätigte sich diese Hypothese, denn die Akten des Schlesischen Museums für bildende Künste in Breslau gaben Auskunft: Ebenso wie die „Reiter am Strand“ wurden auch die „Dorfhäuser mit Sonnenblumen“ von Petschel an das Museum verkauft. Von dort fanden sie ihren Weg in den Kunsthandel mit Aufenthalten in Privatsammlungen in Hessen, Bayern und Österreich.
Damit sind die Rätsel um Max Liebermanns Arbeit mit der bewegten Geschichte gelöst. Im Einvernehmen mit den Erben nach Johanna Cohn wird sie nun als ein weiteres Beispiel für eine von Ketterer Kunst erfolgreich vermittelte faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien in der großen Jahresendauktion angeboten.
Neben Max Liebermann bietet die Auktion weitere spannende Arbeiten, wie z.B. Emil Noldes berühmten „Buchsbaumgarten“ (Taxe: € 1.2000.000-1.800.000, siehe separate Pressemeldung) sowie die mit Taxen von je € 300.000-400.000 bewerteten Gemälde „Leda und der Schwan“ von Wladimir Georgiewitsch von Bechtejeff (siehe separate Pressemeldung) und die „Erzgebirgslandschaft im Winter“ von Erich Heckel. Daneben glänzen u.a. Gabriele Münters „Berglandschaft mit Haus“ (Taxe: € 250.000-350.000), Imi Knoebels „Lilola“ (Taxe: € 200.000-300.000) und Egon Schieles „Schlafendes Mädchen“ (Taxe: € 150.000-250.000).
Vorbesichtigung
18./19. November – Ketterer Kunst, Hamburg
21./22. November – Ketterer Kunst, Düsseldorf
24. November – Galerie Schwind, Frankfurt
27. November – 2. Dez. – Ketterer Kunst, Berlin
04.-10. Dezember – Ketterer Kunst, München
Auktion in München
09. Dezember Kunst des 19. Jahrhunderts
10. Dezember Klassische Moderne / Evening Sale
11. Dezember Kunst nach 1945 / Contemporary Art
Ketterer Kunst (www.kettererkunst.de und www.ketterer-internet-auktion.de) mit Sitz in München und Dependancen in Hamburg, Berlin und Düsseldorf sowie einem weltweiten Netz an Repräsentanten u.a. in den USA und Brasilien wurde 1954 gegründet. Der Fokus des Auktionshauses liegt auf Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts sowie Wertvollen Büchern. Als Marktführer für Kunst des 19.-21. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum rangiert der Spezialist für deutsche Kunst laut Jahresbilanz 2020 der artprice database sogar als einziges und umsatzstärkstes Familien-unternehmen in den weltweiten Top 10.
Kundenanfragen:
Ketterer Kunst
Joseph-Wild-Str. 18
81829 München
Tel. +49-(0)55244-0
Fax: +49-(0)55244-177
E-mail: infomuenchen@kettererkunst.de
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