|
|
In einer Accrochage zeigt der Kunsthandel Hubertus H. Hoffschild neben Arbeiten von Friedel Anderson, Gustav Kluge und Florian Pelka erstmals Malereien der Berliner Künstlerin Persis Eisenbeis. Zu den Arbeiten der 1969 in Stuttgart geborenen Künstlerin schreibt Harald Kohlmetz u.a.:
Vor einer Flusslandschaft sitzt ein Mann auf einer Bank, neben sich ein
Glas, indem ein Goldfisch schwimmt. Dass der Herr mit dem Goldfisch vor
einem dahin fließenden Wasserlauf platziert ist, dem gleichen Element,
welches das Lebenselixier des Fisches bildet, entbehrt nicht einer
gewissen Tragik. Hinter dem Herrn mit dem Goldfisch springt ein anderer
Mann von der Uferböschung in den Fluss. Als Betrachter muss man
befürchten, dass er auf dem Rasen landet. Am rechten Bildrand vollführt
eine Frau eine merkwürdige turnerische Übung, ohne je von den beiden
anderen Protagonisten des Bildes Kenntnis zu nehmen. Das Vergehen der
Zeit, das man mit dem dahin fließenden Wasser verbindet, steht in einem
merkwürdigen Kontrast zu der “szenischen Handlungsarmut” des figuralen
Personals.
In den Bildern der Malerin Persis Eisenbeis wird das szenische
Handlungsgefüge mehrfach gebrochen, ja ein szenischer
Handlungszusammenhang zwischen den Figuren scheint sich gar nicht erst
einstellen zu wollen. Die Gestik, das Handeln der Menschen in den
Bildern von Eisenbeis verhallt erstaunlicherweise in einer Leere, da
weder Ausgang noch Ziel ihrer Handlungen einsichtig sind. Es sind die
verstummten Gesten der Protagonisten, die unterbrochenen
Handlungsschnüre, die geradezu ins Leere “greifenden” Handlungsaktionen
der Figuren, wodurch man den beunruhigenden Eindruck gewinnt, die
Menschen in den Bildern von Eisenbeis stehen als Objekte eines ihnen
übergeordneten Geschehens eher tragisch herum, als dass sie Subjekte
ihrer eigenen Handlungsfähigkeit wären. Die Figuren agieren wie
Schauspieler auf einer unbeweglichen Bühne, die Protagonisten des Bildes
scheinen ewig in der gleichen Position zu verharren. Dem Betrachter
erscheint es wie Theater ohne Handlungszusammenhang. Und dennoch
“erzählen” die Bilder Geschichten. Aber die “erzählten” Geschichten der
Bilder sind nur Konstruktionen im Kopfe des Betrachters. Eigentlich
könnte auch alles ganz anders sein…
Das Material der Bilder von Eisenbeis speist sich aus Fotografien von
Zeitungen, Modezeitschriften, Trivialfotografien und zuweilen eigenen
fotografischen Vorlagen. Bildmotive unterschiedlichster Herkunft werden
assoziativ zu eigenständigen Bildwelten zusammengefügt, ohne die dabei
entstehenden neuen Beziehungsgeflechte der - ursprünglich disparaten
Bildwirklichkeiten entnommenen - Bildmotive einer rationalen Kontrolle
zu unterwerfen. Das Motiv zweier türkischer Händler des Bildes
“Türkische Brüder” (2005) beispielsweise wird “willkürlich” mit dem
eines Reiseschiffes verknüpft, während drei Hunde (Pudel) zu ihren Füßen
einer dritten Bildvorlage, der eines Bilderlexikons von Tieren entnommen
sind. Die assoziative Bildentwicklung führt im Ergebnis zu
überraschenden Bildkomplexen, die allen deutenden Sinnvorstellungen des
Betrachters gegenüber offen sind. Ob in dem Bild “Musik” (2005) die
Katze oder die beiden Mädchen den Vogel gerissen haben, bleibt der
Vorstellungskraft des Betrachters überlassen. So entfalten die Malereien
von Persis Eisenbeis eine Poesie, die in der Betrachtung ihrer Bilder
unabschließbar ist.
|