Weitere Infos: Die fantastisch, surrealen Plastiken des deutschen Künstlers Michael Nitsche (*1961 in Lüneburg/D) scheinen geradewegs einem Traum entsprungen zu sein. „I hope this will help sometime“ der Titel des von Michael Nitsche konzipierten Messestandes der Galerie Michaela Stock verspricht einen ungesattelten Ritt mitten in die Hölle, ein rastloses, ausgeliefertes Fortgerissensein in das Inferno des Weltunterganges. Die Irritation, die von der Figur ausgeht, rührt von der unorganischen Anatomie her, die Michael Nitsche aus zerlegten Stofftieren und diversen Fundmaterialien erschafft, es sind die Homunculi der Konsum und Spielzeugfauna, die ein künstlerischer Doktor Frankenstein unserer irritierten Wahrnehmung serviert.
Wenn Nitsche mit Stofftieren arbeitet, so ist dies nicht allein formal zu berücksichtigen. Stofftiere gehören in den Wahrnehmungskreis „heile Welt des Kindes, das Geborgene, Umsorgte, die Bedingungslose Liebe“, - alles was diese behütete Sphäre stört, wie es diese zerteilten, umgebauten Kinderweltorganismen zweifellos tun, verkehrt sich in ihr Gegenteil, in die Horrorvorstellung der Schändung des kostbaren menschlichen Schatzes. Mit dieser ursprünglichen Wahrnehmungsebene spielt Nitsche mit Vorliebe, er weiß, dass seine Materialien selbst wieder Geschichten erzählen und er bringt sie als Träger von emotionalen Botenstoffen souverän zur Wirkung. Aber in diesem Stadium ist die Arbeit noch Ding, es sind Konglomerate von Dingen, die erst in der finalen Vereinigung durch das Übergießen mit Paraffin, quasi aus dem echten Leben „ex-skulpiert“ werden.
Die einzigartigen mit Wachs überzogen Figuren erhalten so einen spezielle Oberflächenstruktur. Die Plastiken wirken fragil und provozieren ambivalente Erfahrungen. Erst in diesem Prozess, der das ganze momentane Werk charakterisiert, wird das Alltägliche, mit seinen alltäglichen Bedeutungen in den Status des Kunstwerkes transformiert. (Textauszug aus der Rede zur Eröffung der Ausstellung No Sleep `Til Raknarök von Dr. Berthold Ecker- Kunsthistoriker, Leiter des Referats Bildende Kunst Kulturabteilung Stadt Wien,
Direktor des Museums auf Abruf) |